Schwedische Studie: Schüler zeigten während der «Pandemie» keinerlei Lerndefizite

Schwedische Studie: Schüler zeigten während der «Pandemie» keinerlei Lerndefizite

Veröffentlicht am 16. Juni 2022 von LK.

Kinder und Jugendliche gehören zu den Leidtragenden des Pandemiemanagements vieler Regierungen. Fatal haben sich die Schulschliessungen auf den Lernfortschritt der Kinder ausgewirkt. Eine schwedische Studie hat nun ergeben, dass sich Wortdekodierung und Leseverständnis von Grundschülern der Klassen 1 bis 3 während der «Pandemie» nicht verschlechtert haben. Die Studienautoren verglichen die Werte der Lesefähigkeiten aus dem Jahr 2019 mit jenen in den Jahren 2020 und 2021.

Während in den Nachbarländern die Schulen dichtgemacht wurden, blieben sie in Schweden für die Schüler im Alter zwischen 1 und 15 Jahren die ganze Zeit über geöffnet. Schweden entschied sich schon sehr früh dafür, Vorschulen, Grundschulen und Schulen der unteren Sekundarstufe offenzuhalten. Selbst als die Schulen der oberen Sekundarstufe und die Universitäten geschlossen wurden und online unterrichteten, blieben die Schulen für die jüngeren Schüler während der gesamten Covid-19-«Pandemie» geöffnet.

Diese Entscheidung stand in krassem Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Ländern. Wie das Wissenschaftsportal Science Direct berichtet, untersuchte die Studie das Leseverständnis von 97ʻ073 schwedischen Grundschülern. Die Erhebung ergab ausserdem, dass Schüler mit niedrigem sozioökonomischem Hintergrund ihr Lernniveau halten konnten.

Science Direct macht darauf aufmerksam, dass zu Beginn der Pandemie weltweit über 90% der Schüler von den Schulschliessungen betroffen waren. Dies geht aus einem Unesco-Bericht aus dem Jahr 2020 hervor. Ein weiterer Bericht der Unesco aus dem Jahr 2021 zeigt, dass ein Jahr später immer noch fast die Hälfte der Schüler weltweit von teilweisen oder vollständigen Schulschliessungen betroffen war.

«Die Unesco listet viele negative Folgen von Schulschliessungen auf, darunter auch Lernunterbrechungen. Untersuchungen zeigen, dass insbesondere jüngere und stark benachteiligte Schüler Lernschwierigkeiten haben. Dies gilt auch für solche Schüler, die keinen Zugang zu Hilfsmitteln und Internet haben und somit weder online lernen noch die Hilfe von Betreuern in Anspruch nehmen können.»

Science Direct zufolge haben die Schüler auch bei geöffneten Schulen unter den Corona-Massnahmen gelitten. Dies wiederum habe zu Lerndefiziten geführt. Das Portal führt vor Augen, dass zu Anfang der Pandemie eher düstere Prognosen kursierten, wenn es darum ging, die Schulschliessungen zu bewerten.

So habe die auf Lernmodelle spezialisierte Wissenschaftlerin Megan Kuhfeld 2020 prognostiziert, dass die negativen Auswirkungen auf das Lesen für US-Schüler bei Schulbeginn Herbst 2020 dazu führen könnten, dass der Lernfortschritt nur bei 63 bis 68 Prozent des typischen Lernzuwachses liegen werde. Das Forscherteam um die Wissenschaftlerin Xue Bao habe anhand von verschiedenen Szenarien ermittelt, dass die Lesekompetenz der Schüler der ersten Klasse zu Beginn des Herbstsemesters 2020 im Vergleich zu den Vorjahren um 31% sinken werde.

In den Jahren 2020 bis 2021 wurden laut Science Direct erste reale Daten zum Lernen während der «Pandemie» aus Ländern veröffentlicht, in denen Schüler von Schulschliessungen betroffen waren. Eine systematische Übersicht über Studien, die bis zum 31. April 2021 veröffentlicht wurden, findet man unter diesem Link.

Diese Studien stammen aus verschiedenen Ländern, alle aus dem Globalen Norden, einschliesslich Australien, mit Ausnahme einer Studie aus China. Darin wurden die Auswirkungen von sieben- bis achtwöchigen Schulschliessungen untersucht. Sie zeigten gemischte Ergebnisse in Bezug auf den Verlust von Lesekompetenz in der Primarstufe, wobei die Ergebnisse von den schlimmsten Projektionen bis hin zu gar keinen negativen Auswirkungen reichen.

Wie stark sich Schulschliessungen auf das Lesen auswirken, hängt laut Science Direct generell davon ab, welche anderen Massnahmen ergriffen werden, wie etwa ein guter Zugang zu digitalen Lernangeboten und wirtschaftliche Unterstützung für Familien während der «Pandemie». Daher sei es nicht einfach, die Ergebnisse zwischen den Ländern zu vergleichen. Nach Angaben des Portals haben einige wenige Studien bestätigt, dass sich Schulschliessungen besonders negativ auf benachteiligte, leistungsschwache und jüngere Schüler auswirken.