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Das große Kündigen – wir sind dann mal weg

Published On: 19. Juni 2022 16:00

Immer mehr Pflegekräfte, aber auch Mitarbeiter in der Luftfahrt, kehren ihren Berufen den Rücken. Gründe dafür sind neben den teils katastrophalen Arbeitsbedingungen und fehlender Wertschätzung auch das Corona-Regime der Bundesrepublik. Den „freiwillig Entlassenen“ dagegen geht es in der neuen Branche prächtig: Sie verdienen mehr und arbeiten weniger. Über politisches Totalversagen. 

Es war ein Urteil mit Strahlkraft, auch über die Landesgrenzen hinaus. Das Schleswig-Holsteinische Verwaltungsgericht hat entschieden, dass das bisherige Vorgehen der Gesundheitsämter bezüglich der einrichtungsbezogenen Impfpflicht rechtswidrig ist. Das Gericht tadelte die Tatsache, dass Ämter von Pflegern und Krankenschwestern Impfnachweise forderten und Bußgelder androhten.

Viele Angestellte dürfte dieses Urteil wenig beeindrucken. „Als der Arbeitgeber mit Sanktionen drohte, weil ich mich nicht gegen COVID impfen lassen wollte, war für mich klar: ich kündige“, sagt Barbara, die seit mehr als 20 Jahren als Altenpflegerin beschäftigt war. Sie arbeitet nun bei einer Krankenkasse. 38 Stunden, Freitag Feierabend um 13.00 Uhr. Kein Wochenenddienst, keine Nachtschicht. Und keine Impfpflicht. 

Wie viele Pflegekräfte im Zuge der drakonischen Maßnahmen gekündigt haben, lässt sich nicht sagen. Auffallend ist jedoch, dass man viele Menschen trifft, die einst im Gesundheitswesen arbeiteten, dort auch ausgebildet wurden, heute jedoch in anderen Branchen beschäftigt sind. 

So geht es auch Sergio. Der 22-Jährige ist examinierter Krankenpfleger. „Ich arbeite nicht in der Pflege, weil ich die äußeren Vorgaben wie Ressourcen, Zeit und Sparzwang nicht mit meiner Vorstellung von würdevollem Pflegen in Einklang bringen kann. Ich fühle mich gezwungen, die Patienten nicht anständig zu versorgen und wurde dafür „bestraft“ wenn ich es getan habe, so Sergio. „Außerdem stimmt die Bezahlung und Wertschätzung nicht für den emotionalen und körperlichen Stress sowie die hohe Verantwortung, die man zu tragen hat.“

Wenn der „big quit“ zum „great quit“ wird 

Sergio arbeitet heute im IT -Bereich, verdient ein Vielfaches und würde im Traum nicht mehr in die Pflege zurückkehren. Und obwohl dort die Bezahlung inzwischen besser geworden ist, kehren immer mehr Leute dem Gesundheitswesen den Rücken. Fachkräfte, die fehlen. Experten in ihrem Beruf, die nicht mehr zurückkehren werden. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht markiert den Tiefpunkt einer völlig verfehlten Arbeitsmarktpolitik von Verantwortlichen, die längst den Blick für die Realität verloren haben.

Das Problem der freiwilligen Kündigungen ist global. In den USA herrscht seit langem das Phänomen „big quit“. Arbeitnehmer kündigen massenhaft ihre Jobs, weil sie mit Arbeitsbedingungen und Löhnen unzufrieden sind, sich anderswo bessere Perspektiven bieten oder sie sich schlicht eine erfüllendere Tätigkeit erhoffen. Wenn aus dem „big quit“ der „great quit“ wird, kann es zu Schwierigkeiten kommen. Nicht nur in der Pflege, sondern auch in der Luftfahrt.

Die offensichtlich ausgedünnten Sommerflugpläne von LufthansaEasyjet und Konsorten haben einen Grund: Personalmangel. Aufgrund freiwilliger Kündigungen fehlt es sowohl an Kabinenbesatzung als auch an Vorfeldmitarbeitern. Die restriktive Haltung bezüglich der vermeintlichen Impfung dürfte ihr Übriges dazu beigetragen haben. 

Unternehmen müssen ihre Politik überdenken, wenn sie auch in Zukunft noch eine Rolle spielen wollen. Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, hat recht, wenn er sagt, Arbeitgeber müssen für attraktive Bedingungen sorgen, wenn sie weiterhin bestehen wollen. Weshalb sich Scheele als Arbeitgeber selbst dem Test- und Impfregime unterwarf, kann nur damit erklärt werden, dass sich die Agentur für Arbeit nicht den Marktmechanismen zu unterwerfen hat. Krisen kommen und gehen, aber Behörden bleiben. 

Währenddessen stellt Gesundheitsminister Karl Lauterbach die properste Erhöhung der Krankenkassenbeiträge in der Geschichte der Sozialversicherung in Aussicht. Das heißt für Pflegekräfte: noch weniger Nettolohn. In Zeiten massiver Inflation ist diese Politik die falscheste, die man machen kann. Sie ist unkreativ und schädlich. Die Sozialabgaben müssen denklogisch sinken, wenn dieses System weiterbestehen möchte. 

Für Sergio und Barbara kommt jede Maßnahme zu spät. Sie werden der Pflege trotz Ausbildung weiterhin fernbleiben. Fälle wie diese sind die Folge einer Politik, die sich auf Totalversagen verständigt hat. Während der Arbeitsminister Monat für Monat den Globus bereist, um Ausländer für die deutsche Pflege zu begeistern, sollte er sich lieber fragen, warum immer mehr examinierte Kräfte in fachfremden Branchen arbeiten. Aber dazu müsste sich Hubertus Heil eigenes Versagen eingestehen, was nicht gerade die Kernkompetenz des SPD-Politikers ist. 

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