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Premierminister von Sri Lanka: «Unsere Wirtschaft ist völlig kollabiert»

Published On: 23. Juni 2022 15:01

Veröffentlicht am 23. Juni 2022 von KD.

Sri Lankas schuldengeplagte Wirtschaft ist nach monatelangen Engpässen bei Lebensmitteln, Treibstoff und Elektrizität «kollabiert», so der Premierminister Ranil Wickremesinghe gegenüber Gesetzgebern. Das Land bemüht sich um Hilfe von internationalen Kreditgebern, berichtet der Guardian.

Wickremesinghe sagte dem Parlament, dass die südasiatische Nation mit einer «weitaus ernsteren Situation» konfrontiert sei als nur mit der Lebensmittelknappheit, und er warnte vor einem «möglichen Absturz in den Abgrund».

«Unsere Wirtschaft ist völlig zusammengebrochen», betonte Wickremesinghe am Mittwoch.

Wie der Guardian wissen lässt, gilt die Krise auf der 22-Millionen-Insel als die schlimmste seit langem. Wickremesinghes Äusserungen seien auch eine Botschaft an potenzielle Kreditgeber. «Sie können ein Land von solch strategischer Bedeutung nicht zusammenbrechen lassen», erklärte Anit Mukherjee, Politikwissenschaftlerin und Ökonomin am Center for Global Development in Washington. Er wies darauf hin, dass Sri Lanka an einer der meistbefahrenen Schifffahrtsrouten der Welt liegt.

Die Wirtschaft Sri Lankas leide unter der Last der hohen Schulden, den entgangenen Einnahmen aus dem Tourismus, anderen Auswirkungen der Pandemie sowie den stark gestiegenen Rohstoffpreisen, informiert der Guardian. Das Ergebnis sei ein Land, das auf den Bankrott zusteuert und kaum noch Geld für die Einfuhr von Benzin, Milch, Kochgas und Toilettenpapier hat.

Abgeordnete der beiden grössten Oppositionsparteien boykottieren diese Woche das Parlament, um gegen Wickremesinghe zu protestieren, der vor etwas mehr als einem Monat Premierminister wurde und auch Finanzminister ist. Sein Rücktritt werde gefordert, weil er seine Versprechen, die Wirtschaft zu sanieren, nicht eingehalten habe.

Wickremesinghe verkündete, dass Sri Lanka aufgrund der hohen Schulden seiner Erdölgesellschaft nicht in der Lage sei, importierten Kraftstoff zu kaufen. Die Ceylon Petroleum Corporation sei mit 700 Millionen Dollar verschuldet, sagte er den Parlamentariern.

«Infolgedessen ist kein Land und keine Organisation in der Welt bereit, uns Treibstoff zu liefern. Sie zögern sogar, Kraftstoff gegen Bargeld zu liefern», so Wickremesinghe.

Die Krise hat laut dem Guardian inzwischen die Mittelschicht Sri Lankas erreicht, die schätzungsweise 15 bis 20 Prozent der städtischen Bevölkerung des Landes ausmacht. Bis vor kurzem hätten die Familien der Mittelschicht im Allgemeinen wirtschaftliche Sicherheit genossen. Jetzt würden diejenigen, die sich nie Gedanken über Benzin oder Lebensmittel machen mussten, kämpfen, um drei Mahlzeiten am Tag zu bekommen.

«Wenn schon die Mittelschicht so zu kämpfen hat, dann kann man sich vorstellen, wie hart es die Schwächeren trifft», konstatierte Bhavani Fonseka, ein leitender Forscher am Centre for Policy Alternatives in Colombo, der Hauptstadt Sri Lankas.

Die Devisenkrise hat dem Guardian zufolge die Importe verknappt, so dass es auch bei Medikamenten zu Engpässen kam und die Menschen gezwungen waren, lange Schlangen zu bilden, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen.

Bislang habe sich Sri Lanka durchgeschlagen, vor allem mit Hilfe von Krediten in Höhe von 4 Mrd. Dollar aus dem benachbarten Indien. Wickremesinghe warnte jedoch, dass Indien nicht in der Lage sein werde, Sri Lanka lange über Wasser zu halten.

Auch die Weltbank hat dem Land 300 bis 600 Millionen Dollar für den Kauf von Medikamenten und anderen lebenswichtigen Gütern zugesagt. Sri Lanka hat bereits angekündigt, dass es die Rückzahlung der in diesem Jahr fälligen Auslandsschulden in Höhe von 7 Mrd. USD aussetzen wird, bis die Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) über ein Rettungspaket abgeschlossen sind. Bis 2026 muss das Land jährlich durchschnittlich 5 Mrd. Dollar zurückzahlen.

Wickremesinghe wies darauf hin, dass die Hilfe des IWF die einzige Option für das Land zu sein scheine. Beamte der Agentur besuchen Sri Lanka, um diese Idee zu erörtern. Eine Einigung auf Mitarbeiterebene soll voraussichtlich bis Ende Juli erzielt werden. «Wir haben die ersten Gespräche abgeschlossen und Ideen zu verschiedenen Bereichen ausgetauscht», erklärte Wickremesighe.

Auch Finanz- und Rechtsberater der Regierung, die sich um die Umschuldung kümmern, werden auf der Insel erwartet. Nächste Woche soll zudem ein Team des US-Finanzministeriums eintreffen.

Kommentar Transition News: Ein Rettungspaket des IWF wäre mit Sicherheit an neoliberale Reformen gebunden, welche wiederum die Ärmsten am härtesten treffen würden.

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