transition-tv-news-nr-71-vom-4.-juli-2022Transition TV News Nr. 71 vom 4. Juli 2022
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Unsere Verantwortung für den Planeten

Published On: 5. Juli 2022 0:03

Veröffentlicht am 5. Juli 2022 von LK.

Absurde Massnahmen wie Maskenpflicht und soziale Distanz haben bei vielen Diskussionen darüber ausgelöst, wie ein menschenwürdiges Zusammenleben auf diesem Planeten aussehen soll. Die Frage stellt sich auch die indische Aktivistin Vandana Shiva. Im Medienportal The Defender richtet sie einen Appell an die Menschen, eine ethische Verantwortung für die Erde zu übernehmen.

Dies sei der Weg zu einer gesunden Gesellschaft, einer ethisch verantwortungsvollen Wirtschaft und einem friedlichen Zusammenleben, so Shiva. Laut Shiva soll das Leben von Fürsorge und gegenseitiger Unterstützung geprägt sein.

«Die Erde, Gaia, Terra Madre ist ein lebendiger Planet. Seine reiche, biologische Vielfalt hat sich über Milliarden von Jahren entwickelt. Die Erde ist weder tote Materie noch ein Rohstoff, der ausgebeutet und abgebaut werden kann.»

Für die Aktivistin sind die Menschen dazu verpflichtet, eine ethische und ökologische Verantwortung für die Erde zu übernehmen. Sie betrachtet diese Sorge um die Erde als Ökonomie des Lebens. In einer Zeit des ökologischen und sozialen Zusammenbruchs und der Desintegration sei es essentiell, dafür zu sorgen, dass sich die Erde regenerieren kann.

Pflege und Rechte der Erde

«Wir erkennen an, dass wir eine Erdfamilie sind. Wir sind miteinander verbundene Lebewesen, die in all ihrer Vielfalt an einem gemeinsamen Lebensnetz teilnehmen. Ein sorgsamer Umgang mit der Erde hilft, dass sich die Ressourcen der Natur regenerieren, um so die biologische Vielfalt aufrechtzuerhalten. Die Erde und ihr Ökosystem versorgen uns mit Sauerstoff zum Atmen, Wasser, Nahrung, Kleidung, Lebensräumen und Medizin.»

Die von fossilen Brennstoffen und Erdöl angetriebene Industrialisierung zerstöre die Ökosysteme der Erde und sei verantwortlich für den Klimawandel. Dies habe auch dazu geführt, dass Pflanzen und Tiere aussterben, Krankheiten entstehen und Wälder sterben. Der Mensch nimmt sich Shiva zufolge damit seine Lebensgrundlage. Die Aktivistin mahnt dazu, die endlichen Ressourcen der Erde zu respektieren. Nur so könne eine Wirtschaft der Fürsorge und eine fürsorgliche Menschheit entstehen.

Menschliche Intelligenz, Autonomie, Freiheit und Rechte

«Die Menschen haben seit jeher mit der Erde, ihrer biologischen Vielfalt und untereinander zusammengearbeitet – eine Realität, die seit dem Beginn der Industrialisierung in Vergessenheit geraten ist und die wir nun wieder zurückgewinnen müssen.»

Die kartesianisch-mechanistische und trennende Betrachtungsweise allen Lebens habe den Menschen zu einer Maschine gemacht, zu einem nicht denkenden und mechanischen Wesen, das gedankenlos auf auferlegte Normen und Reize reagiert. Kartesisch oder kartesianisch benannt nach Renatus Cartesius, dem latinisierten Namen des René Descartes. Im weiteren Sinne bezeichnet das Adjektiv seine philosophische Ansicht. Als Prinzipien des Cartesianismus im weitesten Sinn gelten Selbstgewissheit des Ichbewusstseins (siehe Cogito ergo sum), Klarheit und Deutlichkeit als Kriterium der Wahrheit, Materie als Raumerfüllung, Dualismus, Korpuskulartheorie, methodischer Zweifel, Rationalismus und die Wertschätzung der Mathematik.

Die Hochfrequenztechnik und die Digitalisierung betäubten unser Gehirn und unsere Intelligenz. Big Data, Algorithmen, künstliche Intelligenz und Robotik führten zu einer Landwirtschaft ohne Landwirte. Langfristig resultierten aus der zunehmenden Digitalisierung auch eine Produktion ohne Arbeiter, eine Bildung und Information ohne Lehrer und ein Gesundheitssystem ohne Ärzte. (wir berichteten). Die Ökonomie der Fürsorge basiere darauf, dass die Menschen sich wieder auf ihren Geist besinnen und ihre Autonomie und ihr kreatives Potenzial erkennen. Nur so könnten sie ihre Freiheiten wahren und der Erde dienen. Diese Ökonomie der Fürsorge stimulierten kreative Freiheit, Gerechtigkeit und Zusammenhalt.

Zurück zur Gemeinschaft

«Das Leben ist ein sensibles und fürsorgliches Gemeinschaftsphänomen, das sich sowohl in der Gesellschaft als auch in der Natur widerspiegelt. Es ist beziehungsorientiert und nicht atomistisch.»

In Gemeinschaften kämen lokale Ökonomien der Versorgung, der Gesundheit und des Wohlbefindens wieder zusammen. Beziehungen, die von Respekt geprägt sind, förderten Kreativität und Wohlbefinden. Ökonomien der Fürsorge schaffen Shiva zufolge Harmonie und Wohlstand.

Die Rückgewinnung des Gemeindeguts

Ökonomien der Fürsorge basierten darauf, dass sie Gemeindegüter und öffentliche Güter zurückgewinnen. Die Ressourcen Saatgut, Wasser, Land, Lebensmittel und Dienstleistungen sollten gemeinsam genutzt werden. Gemeinsame Rechte für die Gebiete Wissen, Demokratie, Gesundheit, Bildung, Energie, Verkehr und Wohnen werden gemeinsam entwickelt.

Shiva verweist darauf, dass es in einem solchen System keine Privatisierung, Patente und die Einfriedung von Gemeingütern geben solle. Dieses koloniale System sei zum Scheitern verurteilt und von Ausbeutung und Gier geprägt. Finanzialisierung und Kommerzialisierung der Natur hätten dazu geführt, die Erde und ihre Ressourcen auf Vermögenswerte zu reduzieren. Heutzutage kontrollierten Vermögensverwaltungsfonds diese Vermögenswerte. Hierdurch würde die ökologische Krise verschärft und indigene Gemeinschaften sowie Kleinbauern bedroht. Letztere hätten stets für die biologische Vielfalt gesorgt.

Von der Konkurrenz zur Kooperation

Kooperation und Synergie sind Shiva zufolge die Grundlage von Care-Ökonomien. Ökonomien der Fürsorge respektieren die Grenzen der Erde und basieren auf den Bedürfnissen. Stärker als jedes andere Wirtschafts- und Arbeitsfeld ist Care Ökonomie, also die Ökonomie des (Ver)Sorgens und Pflegens, von asymmetrischen Geschlechterverhältnissen geprägt. Drei Viertel der Care-Arbeit werden weltweit von Frauen geleistet, unbezahlt oder zu vergleichsweise schlechten Bedingungen.

Mahatma Ghandi

«Die Erde hat genug für die Bedürfnisse aller, aber nicht für die Gier einiger weniger.»

Wettbewerb und Gier verletzten die ökologischen Prozesse der Natur und verhinderten, dass sich Ökosystemen und Gemeinschaften erneuern können. Die auf Ausbeutung und Wettbewerb basierende Wirtschaft der Gier erzeuge Knappheit, Hunger, Krankheit, Arbeitslosigkeit und Gewalt.

Weiterlesen (auf Englisch)

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Vandana Shiva ist eine indische Wissenschaftlerin, Umweltaktivistin, Verfechterin der Ernährungssouveränität und Anti-Globalisierungs-Autorin. Sie ist die Präsidentin der Organisation Navdanya International. Shiva lebt in Delhi und hat mehr als 20 Bücher geschrieben. Sie ist eine der Leiterinnen und Vorstandsmitglieder des International Forum on Globalization und eine Figur der Anti-Globalisierungsbewegung.

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