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Corona in Norwegen: Ein Bericht aus Europas oft übersehenem Norden

Published On: 30. Juli 2022 17:47

Österreich ist keine Insel – frei nach Bruno Kreisky. Eindeutig wird diese Diagnose bei einem Blick in den Norden. Der Historiker Stephan Sander-Faes fasst zwei Jahre Corona in Norwegen für TKP zusammen. Ganz anders ging man dort mit der Gesundheitskrise um. 

An einem milden Sonntagvormittag 2021 ging Preben Aavitsland online und postete den folgenden Tweet:

Aavitsland, seines Zeichens Chefepidemiologe der staatlichen Gesundheitsbehörde Folkehelseinstituttet, feierte Norwegens Pandemiemanagement (und sich selbst). Seit dem Beginn der Massenimpfkampagne am 27. Dezember 2020 hatten sich 42% aller Norwegen über 18, 64% der über 45-jährigen und 94% aller Senioren (65+) „mindestens ihre erste Impfung“ abgeholt.

Norwegen ist anders

Anders als in den meisten anderen westlichen Ländern hatte Norwegen dies ohne (allzu) repressive Maßnahmen erreicht: hier gab es keinen „harten Lockdown“ nach dem Frühjahr 2020, und auch die Diskriminierung gegen „die Ungeimpften“ spielte kaum eine Rolle.

Der Schlüssel zu der erfolgreichen Pandemiepolitik Norwegens lag in der Kombination aus positivem Messaging und dem traditionell hohen Vertrauen, das die Bevölkerung der Regierung und den Behörden entgegenbrachte. Hinzu kam die ausgesprochen hohe Bereitschaft der Bevölkerung – nicht unähnlich wie im benachbarten Schweden – den „Empfehlungen“ und „Ratschlägen“ der Gesundheitsbehörden Folge zu leisten.

In Folge war es den norwegischen Behörden gelungen, die „besonders gefährdeten Personen“ beziehungsweise Institutionen gut zu beschützen – und dies bis Ende Jänner 2022 – auch unter den durch Omikron klar veränderten Bedingungen. Wie eine Risikoeinschätzung des Folkehelseinstituttet vom 9. Februar 2022 zu entnehmen ist, so hatten sich lediglich knapp mehr als 3% der über 60-jährigen seit Anfang des Jahres mit Sars-Cov-2 angesteckt. Die konkreten Zahlen: 2,1% der 60-69-jährigen, 0,76% der 70-79-jährigen. sowie 0,37% der Gruppe 80+, via Tabelle 1, S. 9).

Nach rund zwei Jahren Pandemie schien alles weiterhin gut unter Kontrolle zu sein, wenn auch das Thema „Corona“ alsbald nach dem Erscheinen des Berichts durch die russische Militäroperation in der Ukraine überschattet wurde.

In Folge geht es also um die Themenbereiche Pandemiebekämpfung und die damit verbundene Massenimpfkampagne in Norwegen, insbesondere um deren Kontext und die Konsequenzen.

Hierbei stütze ich mich vor allem auf die offiziellen Angaben der Gesundheitsbehörden und ausgewählte Berichte, die in den norwegischen Medien hierzu erschienen sind, um die markanten – schwerwiegenden bis hin zum Tod – Unterschiede zwischen der Schweinegrippepandemie von 2009-12 und der Coronapandemie seit 2019/20 aufzuzeigen.

Corona in Norwegen

Preben Aavitsland ist ein norwegischer Mediziner mit besonderen Kompetenzen in Epidemiologie und „Public Health“, der seit den 1990er Jahren in verschiedenen Funktionen am Folkehelseinstituttet (FHI) beschäftigt ist, zuletzt in der Abteilung für Epidemiologie und Umwelteinflüssen auf die Gesundheit. Wie sein Lebenslauf aus 2017 sowie sein norwegischer Wikipedia-Eintrag belegen, studierte Aavitsland Medizin in Oslo von 1982-89 und absolvierte seinen Turnus in den beiden folgenden Jahren. 1991/92 wurde er Mitarbeiter des FHI (1991/92) wo er in verschiedenen Rollen, vor allem aber im Bereich Infektionskrankheiten, tätig war und ist. Dieser Werdegang, vor allem aber seine Expertise als Epidemiologe, führten dazu, dass Aavitsland 2020 zu einem der wichtigsten Experten in Sachen Corona in Norwegen wurde.

Oft kommt es jedoch anders als man denkt.

Nur wenige Wochen nachdem eingangs erwähnten Tweet explodierten die Fall- und Hospitalisierungszahlen in Norwegen im Spätsommer und Herbst 2021, was vor allem der Delta-Variante zuzuschreiben ist.

Wie die offiziellen Zahlen jedoch ebenso zeigen (via „Our World in Data“), wurden die Auswirkungen der Delta-Welle alsbald von der Omikron-Welle um mehrere Größenordnungen übertroffen:

Angesichts dieser Entwicklungen wurde Aavitsland mehrfach von den Medien über seine Aussage befragt, unter anderem von Joacim Lund in einem bissigen Kommentar Aftenposten (hinter Bezahlschranke) am 29. Jänner 2022. Bereits rund zwei Monate zuvor erschein ein ähnlich kritischer Beitrag auf TV2. Der Anlass für den früheren Beitrag war der Mitte Dezember 2021 anlässlich des vonseiten der Regierung aus Sorge um die Geimpften beziehungsweise den Impfschutz verkündeten Teil-Lockdowns für alle (S. 21), und Aavitsland erklärte seinen Tweet wie folgt (Hervorhebung im Original):

Blöd ist nur, dass das Virus offenbar auch Geimpfte ganz gut infizieren kann. Auch wenn diese nicht ernsthaft erkranken, können sich Geimpfte anstecken und leider zu der weiteren Ausbreitung der Infektion beitragen (…)

Ich habe mich geirrt, dass die Pandemie vollständig vorbei sein sollte. Aber die gefährliche Situation, in der unser Gesundheitswesen vor dem völligen Zusammenbruch stand, die war vorbei. Im Moment haben wir die Situation in diesem Sinne besser im Griff, dass die Menschen geimpft und gut vor schweren Krankheiten geschützt sind.

Klar, der Tweet ist schlecht gealtert, aber man darf hierbei nicht übersehen, dass Aavitsland fähig war, seine Fehleinschätzung zuzugeben. Des Weiteren sei erwähnt, dass kein „harter“ Lockdown nach dem Frühjahr 2020 angeordnet wurde, unter anderem da sowohl die Regierung als auch die Gesundheitsbehörden immer wieder darauf hinwiesen (z.B. hier), dass derartige Maßnahmen vor allem Kinder und Jugendliche am härtesten treffen.

Zu demselben Zeitpunkt, als Aavitsland um den Jahreswechsel 2021/22 an die Medien trat, veröffentlichte das Folkehelseinstituttet zudem am 26. Jänner 2022 eine aktualisierte Risikoeinschätzung, in der es auf S. 29 wie folgt heißt (meine Hervorhebung):

Wir erwarten, dass die Winterwelle drei bis vier Millionen Menschen infizieren wird, von denen 12-13,000 im Krankenhaus behandelt werden müssen. Je länger Maßnahmen aufrechterhalten werden, desto länger dauert die Epidemie. Der Nutzen der Maßnahmen besteht darin, den Höhepunkt der Welle zu reduzieren, diese [Maßnahmen] können die Gesamtzahl der Infektionen aber nur in geringem Maß beeinflussen.

Die Regierung nahm diese Einschätzung – nicht ohne Widerstand seitens einiger Experten und vieler Medien – zum Anlass, die non-pharmazeutischen Maßnahmen im Lauf des Februar und März ersatzlos abzuschaffen.

Der Vergleich zeigt, dass der „norwegische Sonderweg“ offenkundig bessere Ergebnisse zeitigt als die juristisch fraglichen und gesellschaftlich korrosiven Maßnahmen, auf die man Österreich setzt:

In Folge verschwand das Thema „Corona“ weitgehend aus den Medien, was auch die Impfkampagne betrifft. Apropos Impfen – hier war Norwegen ebenso recht einzigartig, da eine relativ hohe Impfrate erzielt wurde (mehr als 90% aller Volljährigen haben mindestens zwei Dosen erhalten, wie die offiziellen Zahlen vom 21. Juli 2022 zeigen), und zwar ohne das Wegsperren „der Ungeimpften“ oder die Einführung von 2- oder 3-G-Nachweisen, was von der Regierung wie auch den Gesundheitsbehörden aufgrund der Absurdität der hohen Impfquote und dem Aufwand, die Digitalen Impfpässe auch zu kontrollieren, erwuchs.

Dessen – und der zunehmend bekannten Impfschäden zum Trotz – ungeachtet setzt auch die norwegische Regierung weiterhin auf die Massenimpfkampagne, wie ein entsprechendes Planungsdokument vom 5. April 2022 klar macht. Hierzu heißt es auf S. 6:

Eine offensive Impfstrategie ist das wichtigste Instrument im Umgang mit der Pandemie.

Das Folkehelseinstituttet übermittelte daraufhin am 7. Mai 2022 ein Rundschreiben an „alle Gemeinden, Gesundheitsdienste und Verwaltungsorgane“, das wie folgt lautet:

Die Impfung bleibt das wichtigste Instrument, um eine große Belastung durch die Pandemie auch in Zukunft zu verhindern, und das Corona-Impfprogramm wird bis Juni 2023 fortgesetzt.

Die pharmazeutischen Interventionen werden also auch hier in Norwegen fortgeführt, wobei der stellvertretende FHI-Direktor Geir Bukholm erst kürzlich (28. Juli 2022) in der Zeitung Bergens Tidende wie folgt zitiert wird:

„Ich wünschte, die Impfung mit der vierten Dosis würde schneller gehen“

Das FHI überlegt noch, wann es Personen zwischen 65 und 74 Jahren zur Corona-Impfung mit der vierten Dosis aufruft. Wer jünger als 65 Jahre ist und keiner Risikogruppe angehört, wird vorerst jedoch kein Angebot bekommen.

Persönliche Erfahrungen

Meine Familie und ich sind – aus beruflichen Gründen – im Sommer 2020 aus der Schweiz nach Norwegen gezogen.

Hier haben wir wenige Restriktionen und, was gerade für unsere beiden Töchter ein Segen war, keine entsprechenden Auflagen in Kindergärten und Volksschulen angetroffen: keine Massentests, keine Maskenpflicht und dergleichen.

Seit unsere Tochter hier mit der Grundschule begann, gab es einen (!) Massentest in Schulen – und zwar in der ersten Schulwoche im Jänner 2022. Von den 140,000 hier in Vestland durchgeführten Tests unter Pflichtschulkindern waren 19 „positive“ Resultate dabei; Kostenpunkt: 7,5 Mio. Kronen (rund 750,000 €). Die Medien waren empört darüber, da man diese Summe durchaus „besser“ verwenden hätte können.

Im Kindergarten gab es eine Woche (rund um Ostern 2021) reduzierte Öffnungszeiten, allerdings im vorbeugenden Sinne. Alle danach erfolgten „Probleme“ wie entfallene Ausflüge, reduzierte Angebote oder „flexible“ Öffnungszeiten rührten von Personalengpässen, da so viel Betreuungspersonal gleichzeitig ausfiel. In den Schulen war dies im Winter und Frühling 2022 ebenso der Fall.

Bei uns an der Universität haben wir seit Herbst 2020 drei oder vier Mal zwischen Präsenz-, Hybrid- und Onlinelehre gewechselt. Interessiert hat das kaum jemanden, wiewohl nun nach dem Ende der Maßnahmen manche der Studierenden—wie der Kolleg(innen) – gerne weiter von zu Hause aus arbeiten wollen.

Wo man die Rückkehr zur „alten“ Normalität jedenfalls gemerkt hat, ist an dem nach den Winterferien im Februar 2022 schlagartig zugenommenen Berufsverkehr.

Abschließend sei in jedem Fall erwähnt, dass die Gesundheitsbehörden hier in Norwegen weitaus transparenter mit der Bevölkerung umgehen als etwa in Mitteleuropa. Man nehme – von Corona abgesehen – nur beispielsweise die jüngste Meldung des Folkehelseinstituttet zum Thema Affenpocken als Beispiel her: auf S. 4 des am 25. Juli veröffentlichen Berichts ist denn auch zu lesen:

Die Epidemie breitet sich durch Intim- und Sexualkontakt zwischen Männern aus.

Dies heißt nicht, dass es durch diese Krankheit zu Diskriminierung kommen soll, sondern zeigt lediglich auf, dass eine weitgehend offene und transparente Kommunikation ein ausgesprochen wichtiger Bestandteil jeder Risikoeinschätzung ist.

Keineswegs hat die norwegische Regierung alles richtig gemacht, wie auch der Ende April vorgelegte Rechenschaftsbericht der „Corona-Kommission“ aufzeigt: auf 481 Seiten wird detailliert aufgezeigt, was man gelernt habe: viele Probleme – vor allem Personalmangel im Gesundheitswesen und Mikromanagement – waren lange Jahre bekannt, wobei erstaunlich offen über die Missstände durch Reisebeschränkungen (die den „Import“ von Fachkräften seit 2020 verunmöglicht haben, was jedoch diese Probleme lediglich „verschiebt“) und die regelmäßig „verpatzte“ Kommunikation geurteilt wird: vielfach haben die mit der Ausführung betrauten Kommunen erst bei der im TV übertragenen Pressekonferenz von den umzusetzenden Maßnahmen erfahren.

Und dennoch: Aufklärung statt Zwang, Solidarität und Zusammenrücken sowie Transparenz sind die Zutaten, die die relative Gelassenheit Norwegens – und das klar bessere Management – charakterisieren.

Lange schon brüsten sich diverse Institutionen wie etwa Advantage Austria (die skandinavische Außenhandelsdelegation mit Sitz in Stockhold) mit der „likemindedness“ von Österreich und dem Norden Europas.

In diesem Sinne wäre es gewiss nicht verkehrt, wenn Österreich ein wenig „mehr“ wie Skandinavien wird.

Menschen mit FFP2-Masken sieht man- zumindest in der Ecke Vestlands in der wir wohnen – nur noch ganz selten. Zumeist sind es ältere deutschsprachige Touristen(innen), die mit den riesigen Kreuzfahrtschiffen immer wieder für ein paar Stunden auf Landgang sind. Darum kümmert sich hier aber kein Mensch mehr (im Moment).

Bild premeditated1 meter distance (kiwi)CC BY-SA 4.0

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich veröffentliche sie aber gerne, um eine vielfältigeres Bild zu geben. Die Leserinnen und Leser dieses Blogs sind auch in der Lage sich selbst ein Bild zu machen.

Stephan Sander-Faes ist außerordentlicher Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Bergen, Norwegen. Er promovierte 2011 an der Universität Graz, Österreich, und habilitierte 2018 an der Universität Zürich, Schweiz, für Geschichte der Frühen Neuzeit und der Moderne. Bevor er 2020 nach Skandinavien wechselte, lehrte er zehn Jahre lang an den Geschichtsfakultäten der Universitäten Zürich und Fribourg und hatte 2018 die István Deák Gastprofessur für Ostmitteleuropa-Studien an der Columbia University inne.


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