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Was wird aus den Babyboomern?

Published On: 10. August 2022 10:13

Rainer Stadler /  Mancher freut sich auf das Ende des Erwerbslebens. Aber das erhoffte Paradies tut nicht allen gut.

Die Babyboomer kommen ins Rentenalter. Entsprechend häufen sich Meldungen, dass schon bald zehntausende Arbeitsplätze leer bleiben werden, weil der Nachwuchs fehlt. Die nachrückenden Generationen können sich eigentlich freuen, denn ihr Marktwert wird steigen. Die Wirtschaft wiederum wird versuchen, den Mangel durch Effizienzsteigerung, Automatisierung oder wie bisher durch den Import von weiteren Arbeitskräften zu beheben.

Das ist die eine Seite des sozialen und wirtschaftlichen Wandels. Was heisst das aber für die Babyboomer? Wer aus dem offiziellen Arbeitsprozess ausscheidet, freut sich über die neue Freiheit und Selbstbestimmung – und wird allmählich merken, dass der Wechsel tiefgreifender ist, als man dies in der Vorfreude auf das Ende des Erwerbszwangs erwartet hätte. Einige Rentner arbeiten weiter, voll oder teilzeitig. Weil die Zahl der körperlich hart Arbeitenden stark geschrumpft ist, sind wohl die meisten Neurentner noch voll im Saft. Doch nicht alle sind auf dem Arbeitsmarkt weiterhin erwünscht. Dieser hat noch zu wenig auf die neuen Verhältnisse reagiert, womit in den kommenden Jahren mit einer wachsenden Zahl von unterbeschäftigten Personen zu rechnen ist. Ein paar Leser werden nun reklamieren und einwenden, sie würden die neue Lebensphase geniessen, hätten genug zu tun und hätten keine leere Zeit. Das darf man gerne glauben. Oder auch nicht.

Ich schreibe, also bin ich

Doch wenn man sich auf den zahlreichen digitalen Kommunikationsplattformen umschaut, beschleichen einen Zweifel, ob das Paradies der Arbeitsfreiheit allen behagt. Es ist offensichtlich, dass in den Foren zahlreiche Personen im fortgeschrittenen Alter – zumeist Männer – anzutreffen sind, die ein ziemlich ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis haben. Kommentare schreiben sie im Stunden-, wenn nicht im Minutentakt. Das Motto lautet: Ich schreibe, also bin ich. Und: Je lauter ich formuliere, desto besser fühle ich mich. Ist die Tastatur so nahe unter den Fingern, hat die Tugend des Masshaltens kaum noch eine Chance.

Solange der Zuwachs der Babyboomer andauert, werden sich die Plattformbetreiber schlafend ständig steigender Klickzahlen erfreuen können. Ihre Kommunikationsforen wandeln sich indessen in Beschäftigungstherapiezentren. Die herkömmlichen Medienhäuser, die in diesem Geschäft tätig und gleichzeitig von Finanzierungssorgen geplagt sind, bekommen die Chance, an neuen Argumenten zu feilen, warum ihr Anspruch auf staatliche Unterstützung legitim sei. Entsprechende Vergütungen müssten wohl über die Kassen der Sozialämter abgewickelt werden.

Diese Zeilen dürften ein paar weitere Leser erzürnen. Schreibt hier ein Zyniker? Darum sei eingeräumt: Von Wissen, Erfahrung, Nachdenklichkeit und auch Witz oder Polemik geprägte Kommentare bereichern den Austausch und die Verständigung unter den Menschen.  Solche Kommunikation gelingt allerdings nur, wenn sich insbesondere die Zappelphilippe vor dem Verschicken ihrer Kommentare stets fragen würden: Muss ich das der Welt wirklich mitteilen? Es gilt wie immer: Weniger wäre mehr.

Altersradikalisierung

Die Kunst des guten Alterns fällt auch manchem Journalisten schwer. Während ein paar bewährte Namen im hohen Alter frisch und ohne Verbitterung weiterschreiben, leiden andere unter dem Symptom der Altersradikalisierung. Sie zanken, teilen aus, schnöden hämisch über Zeitgenossen, wissen alles besser und scheinen selbstgefällig ihre harschen Worte zu geniessen. Haben sie sich während des Aktivdienstes zu wenig austoben können? Gibt es kein Leben jenseits der Scheinwerfer der Öffentlichkeit? Das kann heiter werden, wenn weitere journalistische Babyboomer das Rentenalter erreichen.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Der Autor ist auch nicht mehr der Jüngste.

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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

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