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Das Sterben der Wirtshäuser geht in die nächste Runde

Published On: 14. September 2022 7:49

Manch ein Produktionsbetrieb kann in Kurzarbeit gehen und ein später gebautes Auto oder eine Maschine auch später verkaufen. Aber wie bei den Bäckern, bei denen eine nicht gegessene Semmel nicht mit Zeitverzögerung verkauft werden kann, gilt das bei den Wirten für ein nicht getrunkenes Bier. Bäcker und Wirtshäuser – nur zwei von unzähligen Branchen, die die Energiepreise in die Knie zwingt. Über die Probleme mittelständischer und großer Unternehmen kann man schon einiges lesen. Extrem bedrohlich ist die Situation aber besonders für die kleinen Unternehmen, die in Österreich die große Mehrheit der Wirtschaftstreibenden ausmacht.

Der Lockdown hat es gerade den kleinen Gasthäusern, Beisln oder Mostwirten seit 2020 sehr schwer gemacht zu überleben. Mit Herbst 2022 wird der Überlebenskampf für viele wohl tödlich ausgehen. Die Geschichte von Elisabeth und ihrem Sohn Franz ist nur eine von vielen. Aber sie zeigt exemplarisch, wohin unsere Gesellschaft steuert, wenn nicht schnell entschieden eingegriffen wird. 

Elisabeth wollte nie Wirtin werden. Als der Großvater in den 70ern das Wirtshaus in einer kleinen oberösterreichischen Randgemeinde für sie und ihren Mann kaufte, heulte sie – und biss sich anschließend im Gasthaus durch, bis ihr die Arbeit Spaß machte. Heute ist es ihr Lebenswerk und auch Lebensinhalt. Selbst als ihr Mann starb, führte sie es weiter und auch als sie vor einiger Zeit in Pension ging, hörte sie nicht auf. Wohin sollen die Pensionisten im Dorf denn gehen?

Das Wirtshaus von Elisabeth ist in die Jahre gekommen. Genau wie seine Besitzerin, die es inzwischen alleine betreibt. Ihre Gäste können zu sehr moderaten Preisen ihr Bier genießen. Ein paar einfache Speisen, die Elisabeth selbst noch nebenbei zubereiten kann, Mehlspeisen, Kaffee – der kleine Genuss, der den Rahmen für ein gemütliches Beisammensein schafft. Viermal in der Woche von 10 bis 15 Uhr treffen sich viele ältere Herrschaften „bei der Wirtin“ und tun das, was man in jedem Dorf auf der Welt tut: ratschen, klatschen & tratschen – also einfach miteinander reden.

Während früher sechs Wirtshäuser im Dorf zur Wahl standen, öffnen heute gerade mal noch zwei für die rund 1.700 Einwohner. Allein in den letzten beiden Jahren haben zwei Wirte aufgegeben – altersbedingt und vermutlich auch dank der betriebswirtschaftlichen Probleme im Rahmen des Lockdowns. Elisabeth hat – soweit möglich – die ganze Zeit weitergemacht. Dass ihr das möglich war und ist, verdankt sie nicht zuletzt ihrem Sohn Franz, der das Gebäude als Besitzer übernommen hat, seit Jahren in Ausbau und Modernisierung investiert und auch bis jetzt die monatlichen Stromzahlungen finanziert hat.

Jetzt erreicht der Bäcker allerdings die Grenzen seiner finanziellen Möglichkeiten. Eine monatliche Strompreis-Vorauszahlung von 127 Euro war für ihn kein Thema. Sein aktueller Energieversorger – http://www.pullstrom.at – bot ihm jetzt einen großzügigen „Flexitrarif“, der auf monatlicher Basis auf den jeweiligen Strompreis angepasst werden sollte. Ab 1.11.2022 soll die Vorauszahlung dann 1143 Euro betragen.

Rund 18.500 kWh pro Jahr sollen damit finanziert werden. Auf dem Dach befindet sich zwar eine 20kWp-starke Photovoltaik-Anlage, aber diese ist fremdfinanziert. Der dort produzierte Strom wird aktuell mit knapp 30 Cent zu 100% eingespeist und dient zur Abzahlung der Anlage. Um möglichst ökologisch zu heizen, hat Franz vor 8 Jahren in eine Luftwärme-Pumpe investiert, die knapp die Hälfte der Stromrechnung ausmacht. Hinzu kommen zwei Kühlräume für Getränke und Lebensmittel sowie der Wohnbereich der Familie, die oberhalb der Gasträume lebt.

Der Anbieter Pull wirbt damit, „attraktive Online-Tarife für Strom und Gas in ganz Österreich“ zu bieten – „FAIR zur Umwelt, COneutral – Ohne Bindung – 100 % österreichischer Ökostrom“.

Für Franz ist – wie für viele Österreicher – die Preisentwicklung der letzten Jahre – insbesondere der letzten Monate – überhaupt nicht nachvollziehbar. „Vor acht Jahren beim Einbau der Luftwärmepumpe betrug der Strompreis zirka 3,6 Cent brutto. Bis zum 1.4.2022 lag er bei knapp 7 Cent, danach stieg er auf 12 Cent, was mir zunächst hoch erschien. Aber als ich mir andere Anbieter anschaute, war mir klar ‚Gosche halten‘. Die lagen zu dem Zeitpunkt weit drüber.“

Am 5. September erhielt er dann eine Mail von seinem Anbieter:

Aufgrund der nach wie vor schwierigen Situation am Energiemarkt müssen wir unser Produktangebot bei Pull umstellen. …. Daher müssen wir Ihren derzeitigen Vertrag mit dem Fixpreis-Tarif Pull Classic S unter Einhaltung der vereinbarten Frist von acht Wochen mit Wirkung zum 31. Oktober 2022 beenden.

Unser neues Angebot für Sie:

Gleichzeitig würden wir Sie gerne über den 31. Oktober 2022 hinaus weiterhin zu unseren Kunden zählen und bieten Ihnen unseren variablen Tarif, mit Gültigkeit ab 01. November 2022, als Alternative an:

Tarif: Pull VARY S*

Preisanpassung: monatlich

Arbeitspreis im August 2022: 62,68 ct/kWh brutto

Es erscheint völlig absurd: ein Stromerzeuger, der ausschließlich österreichischen Ökostrom vermarktet, verlangt Preise, die eigentlich nur durch eine Gas-Verstromung gerechtfertigt sein kann. Weder Wasser, Wind noch Sonne haben sich in Österreich verteuert. Aber das System der Preisfindung über die sogenannte Merit-Order gibt es jetzt schon über 20 Jahre. Das teuerste Kraftwerk bestimmt den Börsenpreis bei Strom. 

Die Folgen aus Sicht von Franz: „Dieses wahrlich ‚großzügige‘ Angebot führt zu einer monatlichen Vorauszahlung von 1143,- Euro. Nachdem meine Mutter in der Pension nur noch als Kleinunternehmerin tätig sein darf, lässt sich kaum die Stromrechnung mehr legal erwirtschaften. Und meine Möglichkeiten es zu finanzieren, sind bald auch ausgeschöpft, da mir auch privat in meiner Wohnung die Vorauszahlungen um den Faktor acht erhöht wurden.

Trotzdem wollen die beiden „irgendwie“ weitermachen. Das zweite Gasthaus im Ort wird von einem Ehepaar geführt, das weit über 70 Jahre alt ist. Wie lange die beiden weitermachen werden ist offen. Der Sager von Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl „Ein guter Wirt erspart drei Psychiater“ wurde 2015 zwar von Österreichs Psychiatern und Psychotherapeuten zurückgewiesen, ein Kern Wahrheit ist aber nicht von der Hand zu weisen.

Einsparpotential für das Wirtshaus besteht durch die alte Ölheizung, die bis 2025 noch über eine Betriebserlaubnis verfügt. Heizöl haben sie auch noch eingelagert. Hinzu kommt ein alter Holzofen, der auch fürs Heizen genutzt werden kann, wobei es aktuell mit der Brennholz-Beschaffung Probleme gibt. Darüber hinaus will Franz den Stromanbieter wechseln und wieder auf einen Anbieter setzen, der nicht ausschließlich Öko-Strom vermarktet. Dort liegt der Tarif für Neukunden derzeit zwar auch bei knapp 47 Cent pro Kilowattstunde – aber das sind immer noch 16,52 Cent günstiger also bei seinem jetzigen Anbieter.

Wenn wir auch aufgeben, haben wir keinen Treffpunkt mehr für Menschen, die nicht mehr so mobil sind. Gerade die Pensionisten brauchen doch einen Anlaufpunkt. Ich lasse es auf mich zukommen, mache erst mal weiter. Ich muss eben die Preise ein wenig nach oben fahren, aber das verstehen die Menschen sicher. Wenn es gar nicht mehr geht, kann ich auf die Minute zusperren.

Die klimaschonende Entscheidung von Franz – modernes Heizen mit einer Luftwärmepumpe und ausschließlicher Einsatz von Öko-Strom – muss revidiert werden, damit das kleine Wirtshaus überleben kann. Auch wenn die Merit-Order zur Förderung erneuerbarer Energien sinnvoll war bzw. ist, zum jetzigen Zeitpunkt, kann bzw. muss sie seitens der Politik ausgesetzt werden, um dem Sterben der kleinen Betriebe kurzfristig ein Ende zu setzen.

Reagiert die Politik nicht dementsprechend und kurzfristig, ist eine „Übersterblichkeit im wirtschaftlichen Bereich“ zu erwarten, gegen die die Betriebsschließungen und Insolvenzen aufgrund des Lockdowns eine Kleinigkeit – auf gut Österreichisch ein „Lercherlschaß“ war.

Bildquelle


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