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Prinz Charles: Ein „Grüner König“?

Published On: 19. September 2022 14:00

In jüngerer Zeit entwickelte sich Charles zu einem überzeugten, nachgerade militanten Klimaschützer. Wird er bereits laut gewordenen Forderungen und vielleicht auch seinen eigenen Impulsen widerstehen können, als erster „grüner“ König in die Geschichte einzugehen? 

Viele Jahrzehnte musste der Prince of Wales warten, bis er am 10. September 2022 zum neuen König von Großbritannien und dynastischen Nachfolger seiner verstorbenen Mutter, Queen Elizabeth II., ausgerufen wurde. Immer galt er als ewiger Thronfolger und es wurden Zweifel laut, ob er es überhaupt noch auf den Thron schaffen würde oder infolge seines fortgeschrittenen Alters – Charles war bei seinem Amtsantritt mit 73 Jahren längst im Rentenalter – zugunsten seines erstgeborenen Sohnes William abdanken würde.

Während der langen Zeit seiner Anwartschaft auf den Thron musste Charles seine gesellschaftliche Rolle definieren, ein eigenes Profil entwickeln, um neben der starken Persönlichkeit seiner Mutter und – bis zu ihrem frühen Tod im Jahre 1997 – auch neben der ungemein populären Princess of Wales, der legendären „Lady Di“, überhaupt wahrgenommen zu werden. Er fand diese Rolle in seinem Eintreten für eine auf traditionellen Bauweisen und Formelementen basierende Architektur und Stadtplanung, vor allem aber in seinem ökologischen Engagement und seinem Bekenntnis zur biologischen Landwirtschaft. 

In jüngerer Zeit entwickelte sich Charles zu einem überzeugten, nachgerade militanten Klimaschützer. Dabei bediente er sich mehr und mehr einer radikalen Rhetorik und durfte sich im Zweifelsfall auch der Zustimmung jener linken, überwiegend republikanisch gesinnten Umwelt- und Klimaschützer sicher sein, die die Monarchie lieber heute als morgen loswerden wollen. Als zu strikter Neutralität verpflichteter Monarch käme er damit in Teufels Küche. Die große Frage lautet: Wird er bereits laut gewordenen Forderungen und vielleicht auch seinen eigenen Impulsen widerstehen können, als erster „grüner“ König in die Geschichte einzugehen? 

Öko-Wohlfühlprodukte und Homöopathie

Charles‘ ökologische Ambitionen reichen weit zurück: Schon 1980 hatte Charles noch als Junggeselle das Anwesen Highgrove in Gloucestershire gekauft. Der Landsitz mit einem berühmten Park und einer ansehnlichen Landwirtschaft ist Teil des Herzogtums Cornwall, das gemäß einer 1421 aufgelegten Charta dem ältesten Sohn und Thronfolger des jeweils regierenden Monarchen zufällt. Zum Herzogtum gehört noch echter Landbesitz, der sich auf fast zwei Dutzend Grafschaften verteilt. Den Biogarten von Highgrove hatte Prinz Charles mit Hilfe von Freundinnen selbst angelegt. Aus diesen bescheidenen Wurzeln entwickelte sich die Duchy Home Farm, die seit 1986 strikt nach ökologischen Grundsätzen bewirtschaftet wird und heute im Ruf eines biologischen Mustergutes steht. 

Die international bekannte Marke Duchys Originals steht für nachhaltig und regional erzeugte Premium-Produkte, vom schlichten Haferkeks über Honig und Marmelade bis zu Fisch, Fleisch, Geflügel, vorgekochten Suppen sowie Sämereien, Kosmetik und Gesundheitsprodukten. Die Preise dieser hochwertigen Erzeugnisse sind gepfeffert. Es handelt sich um Wohlfühlprodukte für eine wohlhabende Kaste sich umweltbewusst gebender Menschen, die breite Masse erreicht man damit kaum. Trotzdem wurde er zum vielbeachteten Vorbild in Sachen Ökolandbau.

Charles ist darüber hinaus Anhänger der Alternativmedizin, insbesondere der Homöopathie. Er setzte sich dafür ein, die weitgehend wirkungslosen homöopathischen Behandlungsmethoden in den National Health Service zu integrieren. 2009 wurde unter der Marke Duchys Originals die umstrittene Duchy Herbals Detox Tincture lanciertein Gebräu aus Artischocke und Löwenzahn, das der „Entgiftung“ des Körpers dienen sollte. Es wurde später wieder vom Markt genommen. Alle Gewinne aus diesen wirtschaftlichen Aktivitäten kommen in voller Höhe der wohltätigen Stiftung des Prince of Wales zugute.

Charles war schon grün, bevor es Mode wurde

Natürlich will Charles selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Sein berühmter, dunkelblauer Aston Martin beispielsweise wurde so umgerüstet, dass er mit einer hohen Beimischung von Bioethanol aus Abfällen der Käse- und Weinherstellung betrieben werden kann. Experten wie Greg Archer, Direktor einer Pressure-Group für sauberen Verkehr, konnte er damit nicht überzeugen. Charles‘ private Teller-zu-Tank-Initiative solle nicht mit einer ernsthaften Lösung zur Verringerung des Kohlenstoffausstoßes von Fahrzeugen verwechselt werden. „In großem Maßstab schaden Biokraftstoffe mehr als sie nützen, da sie die Abholzung und den Wandel der Landnutzung vorantreiben, was die Klimakrise verschärft“, so seine Begründung. 

Ökologische Landwirtschaft und das Prinzip der Nachhaltigkeit propagierte Charles lange bevor es Mode wurde und er musste dafür manchen Spott („Königliches Maskottchen der Grünen“) über sich ergehen lassen. Vor allem in den USA wurde er gefeiert: als Pionier der Ökobewegung, als Radikaler, der dem Fastfoodkonzern McDonald’s die Stirn bietet und auf der Seite der Kleinbauern gegen die Lebensmittel- und Landwirtschaftskartelle kämpft. Im Mai 1997 machte er im nordhessischen Witzenhausen demonstrativ dem deutschen Pionier der Ökolandwirtschaft, Hardy Vogtmann, seine Aufwartung. Der spätere Präsident des Bundesamts für Naturschutz war auch Berater des Prinzen beim Umbau seines Landsitzes nach umweltverträglichen Prinzipien. 

Charles war lange das, was man einen typischen, konservativen Umweltschützer nennt, wobei er einen gewissen adeligen Hang zu Schrullen an der Grenze zur Esoterik zeigte, verbunden mit der in angelsächsischen Ländern verbreiteten Tradition privater Wohltätigkeit („Charity“) als Ersatz oder Ergänzung zu staatlichen Subsidien. Als sich die Umweltbewegung im Zuge der Diskussion über die Erderwärmung zunehmend radikalisierte, wurde freilich auch Charles‘ Rhetorik ungeschützter. Und sie offenbart immer häufiger eine apokalyptische Weltsicht, was seinen mittlerweile in Kalifornien lebenden Sohn Harry dazu veranlasste, dem Vater zu „mehr Frohsinn“ zu raten: „Er sollte optimistisch bleiben. Es ist so leicht, mutlos zu werden.“

Distanz zu den Klima-Ultras

Jüngst erteilte Charles zwar den Klima-Ultras der Initiative Extinction Rebellion eine Absage und forderte „mehr konstruktive als destruktive Methoden“ beim Kampf gegen die „Klimakrise“. Doch im Januar 2020 ließ er sich auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos zusammen mit Greta Thunberg („I want you to panic!“) ablichten und im November vergangenen Jahres rief er bei der UN-Klimakonferenz im schottischen Glasgow, also auf heimischem Boden, zu einem radikalen Kampf gegen den Klimawandel auf. Die Welt müsse die Erderwärmung „mit militärischen Mitteln stoppen“. Was genau er damit meinte, blieb unklar.

Schon kurz nach seiner Ausrufung zum neuen König Charles III. wurden Forderungen laut, er möge auch als Monarch seinen Umwelt-Idealen treu bleiben. „Es wäre unglaubwürdig, wenn der neue britische König von seiner bisherigen Haltung abweichen würde“, sagte Stefan Schulze-Haussmann, Initiator des Deutschen Nachhaltigkeitspreises im Deutschlandfunk. In einem ebenfalls vom Deutschlandfunk gesendeten Kommentar heißt es unter der Überschrift „Meinungsstärke als Qualität“: „Er (Charles III.) könnte ein ,grüner König‘ werden, es wäre eine Modernisierung der Monarchie, die gerade junge Britinnen und Briten überzeugend fänden.“ 

Die Deutsche Nachrichtenagentur dpa schreibt in einer Analyse: „Kaum jemand rechnet damit, dass sich Charles künftig überhaupt nicht mehr zu Klimaschutzthemen äußern wird, allerdings dürfte dies eben deutlich vorsichtiger geschehen“ und zitiert Charles mit einer 2018 in einem BBC-Interview gemachten Aussage: „So dumm bin ich nun auch nicht. Die Vorstellung, ich würde genau so weitermachen wie vorher, ist wirklich Unsinn.“ In seiner ersten Rede als König („King’s speech“) bekräftigte er diese Haltung ausdrücklich und entsagte seinem bisherigen Aktivismus, wofür ihm von Brexit-Promotor Nigel Farage postwendend eine Belobigung zuteil wurde.

Neutral wie die Queen oder „modern“?

Doch was ist, wenn Äußerungen im halboffiziellen oder privaten Kreis, absichtlich oder unabsichtlich, an die Medien durchgestochen werden? So wie im Vorfeld der Glasgower Klimakonferenz, als es hieß, die Königin habe in einem Gespräch mit ihrer Schwiegertochter Camilla und der walisischen Parlamentspräsidentin Elin Jones gesagt, es sei „irritierend“, wenn „sie reden, aber nicht handeln“. Dies galt bereits als Grenzüberschreitung – noch dazu auf einem Feld der Politik, das mittlerweile zu den brisantesten überhaupt zählt und wo der mögliche Konflikt auch in der neuen Regierung Truss mit dem als „Klimaleugner“ geschmähten Wirtschaftsminister Jacob Rees-Mogg und dem für ambitionierte CO2-Reduktionen eintretenden Klimaschutzminister Graham Stuart schon angelegt ist. Ganz zu schweigen von den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verwerfungen im Zuge immer radikalerer Maßnahmen zur „Rettung des Weltklimas“ vor dem Hitze-Armageddon.

England besitzt bis heute keine geschriebene Verfassung. Die Logik der Verfassungspraxis des britischen Regierungssystems basiere auf „einer Art politischer Vernunft, die sich nicht leicht mit rechtlichen Begriffen formulieren lässt“, heißt es in einem einschlägigen Kommentar. Wird Charles weise genug sein, weiter ein Symbol der Einheit der gesamten Nation zu verkörpern und jedes seiner Worte, ob öffentlich geäußert oder im privaten Umfeld, auf die Goldwaage zu legen, wie es seine Mutter tat, deren politische Meinung man höchstens einmal an der Farbe ihres Hutes oder Kostüms ablesen zu können glaubte?

Oder wird er, um „modern“ zu erscheinen, sich in einer angeblichen existentiellen Menschheitskrise auf die Seite der Radikalen schlagen? Es könnte zumindest der Anfang vom Ende der britischen Monarchie sein.

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