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Der Sonntagsfahrer: Her mit dem Winterspeck!

Published On: 25. Dezember 2022 6:00

Die herrschende Klasse in diesem Lande unternimmt ja gerade alles, um Energie und Strom zu speichern. Wir sollten sie darin unterstützen, indem wir Fett ansetzen, früher hieß das „Winterspeck“. Nie war die Gelegenheit günstiger als heute. Nancy Faeser und Karl Lauterbach wollen aber lieber frieren.

Der Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages dient ja häufig dazu, die erhaltenen Geschenke noch einmal ausgiebig zu begutachten. Vielleicht war ja auch eine edle Flasche Champagner, ein Single Malt Whisky oder gar ein Fresskorb mit edlen Zutaten wie Gänsestopfleber dabei. Bei der Erwähnung der Letzteren springen natürlich alle Lichter am Weihnachtsbaum auf rot, ich überlasse die Pastete deshalb feige und hinterhältig meinem kulinarisch gefestigten Kollegen Georg Etscheit, der sich heute pünktlich zur Mittagszeit hier auf der Achse mit dem Thema beschäftigt. Für den Verdauungsvorgang darf ich Ihnen dann noch Claudio Casulas „Single Malt Whisky für Dummies“ empfehlen, eine Suchtberatung ganz nach meinem Geschmack (zu lesen ab 14 Uhr, zu trinken ab 17 Uhr, es sei denn, Sie heißen Jean-Claude Juncker, dann dürfen Sie früher).

Die herrschende Klasse in diesem Lande unternimmt ja gerade alles, um Energie und Strom zu speichern, wir sollten sie darin unterstützen, indem wir ordentlich Fett ansetzen, früher hieß das ja auch „Winterspeck“. Und wenn ich Casulas Whisky-Heizanleitung richtig verstanden habe, dann stehe ich mit nur einer Flasche die nächsten 24 Stunden zuverlässig unter Strom, ganz ohne Windrädchen. Ich bin sozusagen mein eigenes AKW und strahle ab 2,5 Promille wie ein frischer Brennstab in Neckarwestheim II. Für Annalena Baerbock ist das Netz der Speicher, für mich der Kühlschrank und der Vorratskeller. Da Flaschen knapp werden, habe ich mein Flüssiggasterminal gerade um zwei Kisten Helles aus regionalem Fracking aufgestockt.

Machen wir es also wie die See-Elefanten, die trotz einer ordentlichen Wampe anmutig durch die Fluten gleiten und dank ihrer Fettschicht mühelos den deutschen Dämmvorschriften genügen. Anstatt den Bürger nun für solch vorbildliche und dezentrale Eigeninitiative zu loben, muss unsere Oberklasse der Holzklasse auch bei der Gestaltung des eigenen Revuekörpers reinreden.

„Fettfrei in den Kältetod“

Nancy Faeser, das härteste Überraschungsei, seit es Innenminister gibt, und Karl Lauterbach, die irrste Glaskugel, seit es Orakel gibt, haben sich Mitte Dezember nämlich zusammengetan, um eine neue Initiative zu starten: „Gesund und schlank erfrieren“. Oder auch, wie Henryk M. Broder mir gestern über ein Stück Christstollen am Kaffeetisch zuraunte: „Fettfrei in den Kältetod“.

Zur Erreichung dieser gesellschaftspolitischen Aufgabenstellung wurde Mitte Dezember eigens ein großer „Bewegungsgipfel“ einberufen. Die bei dem Treffen in der Berliner Max-Schmeling-Halle verabschiedete Gipfel-Erklärung umfasst einen „Entwicklungsplan Sport“ als „nationale, auf Dauer angelegte Kampagne”. Will heißen: Während der Bürger einerseits Energie sparen soll, wird ihm nun auferlegt, sie andererseits zu verschwenden, schlicht durch unnötige Kalorienverbrennung bei zweifelhaften Aktivitäten wie Gehen, Laufen, Fahrradfahren, Kniebeugen oder Gewichteheben. Sport sei keine schöne Option, „sondern unverzichtbar” dekretierte eine Gipfel-Rednerin, eine These, der schon Winston Churchill schlüssig widersprach: „No sports“ antwortete er auf die Frage, warum er im hohen Alter noch so gesund sei. 

Karl Lauterbach erschien zum Gipfel mit einer blauen Retro-Sportjacke mit weißen Streifen von Adidas, aber leider ohne Adiletten. Gemeinsam mit Frau Faeser nahm er für die Fotografen ein Pferd für Kunstturner in Augenschein, beide verzichteten aber nach einem prüfenden Blick auf einen zünftigen Aufschwung, was ich sehr bedauere. Die historische Gelegenheit, nach dem Doppelwumms einen Doppelaufschwung vorzuführen, wurde leider verpasst. Dies geschah möglicherweise auch in Unkenntnis der Bestimmung  des „Pauschenpferd“ genannten Turngerätes. Frau Faeser war möglicherweise irrtümlich der Meinung, die Übung bestehe darin, das Pferd gemeinsam fortzutragen. Jedenfalls erklärte sie der Deutschen Presse-Agentur, sie sei „sehr optimistisch, weil alle gesagt haben, jawoll, wir packen hier mit an”. 

„Jeder Mann an jedem Ort, zweimal in der Woche Sport“ 

Helfen soll bei der Ertüchtigung erst einmal die Einrichtung eines „Runden Tisches Bewegung und Gesundheit”, den die Beteiligten dann jeweils im Laufschritt vom Innenministerium zum Familienministerium und zurück tragen werden. Die Entfernung beträgt 3,5 Kilometer, macht etwa eine halbe Stunde im leichten Trimmtrab. Wenn Frau Faeser und Herr Lauterbach diese Übung jeden Wochentag einmal machen, kommen sie auf 2,5 Stunden Sport pro Woche, jenen Wert, den sie auch dem Bürger nahelegen, ganz in der Tradition des großen deutschen Vorturners und begeisterten Freizeitsportlers Walter Ulbricht: „Jeder Mann an jedem Ort, zweimal in der Woche Sport“. 

Wie es sich für den Klassenstreber gehört, kündigte auch das FDP-Verkehrsministerium an, sich dafür einzusetzen, „Alltagsbewegungen zu fördern“, etwa indem man Fuß- und Fahrradwege „attraktiver gestaltet“. Ich weiß nicht, warum die Einlassungen dieser Partei stets klingen wie der stolze Ausspruch eines meiner Grundschulkameraden: „Ich habe alles von Lego“. Ich schlage in jedem Falle vor, im Zuge der propagierten „Gesundheitlichen Chancengleichheit“ den Autobahnbau in die große Ertüchtigungs-Transformation mit einzubeziehen. „Es ist mein Ziel, dass sich jeder täglich ausreichend bewegt“, sagt Lauterbach, und wo ist man diesem Ziel sportlich näher als mit einem alten Porsche 911 auf der A9 zwischen Berlin und München?

Zeitgemäß komplettiert wird die Ertüchtigung der Untertanen durch „eine von der Bundesregierung entwickelte Ernährungsstrategie“. Das entsprechende Eckpunktpapier hat das Kabinett vor vier Tagen beschlossen. Also sprach Landwirtschaftsminister Cem Özdemir: „Die Förderung einer gesünderen, ressourcenschonenden und pflanzenbetonten Ernährung und von mehr Bewegung sind Kernziele der Strategie“. Neben „halal“, „koscher“, „vegan“ und „bio“ werden die Ernährungsvorschriften in Deutschland um das Gütesiegel „özdemir“ erweitert und ertüchtigt. Bestehende Maßnahmenpläne wie die „Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten“ oder der „Nationale Aktionsplan IN FORM“ wird aufgenommen und fortentwickelt, sagt Herr Özdemir. 

Die Zukunft gehört der „Don’t do Liste“

Endlich weiß ich, wie Olaf Scholz das meinte: „You never walk alone“. Das Paradies ist nahe, denn Olaf und die Seinen werden uns von der Wiege bis zur Bahre, vom Morgen bis zum Abend, von der Weihnachtsgans bis zum Schweinebraten das Händchen halten, damit wir das Richtige tun und keinen falschen Göttern Zeugnis ablegen. 

Früher habe ich immer „To-do-Listen“ geführt, das ist aber sowas von oldschool. Die Zukunft gehört der „Don’t-do-Liste“. Für meinen persönlichen Gebrauch habe ich schon mal einen Anfang gemacht. Minuspunkte gibt es für: Angeln,  Alkohol trinken, Atmen, Autofahren, Baden, Bargeld, Bohnen aus Kenia, Cola trinken, Denken, Delegitimieren, Duschen, Eier essen, Einfamilienhaus bewohnen, Fett essen, Fischen, Fleisch essen, Fliegen, Furzen, Geboren sein, Gummibärchen kaufen, Hamburger essen, Hassen, Heizen, Husten, Hunde halten, Kinder erziehen, Kinder kriegen, Kaufen, Kochen, Katzen halten, Kühe halten, Leben, Leugnen, Mann und Frau unterscheiden, Motorrad fahren, Nicht mitmachen, Ölheizen, Parken, Privatbesitzen, Rasen, Rauchen, Rechnen, Reisen, Salzen, Saunieren, Schokolade essen, Singen, Spazieren gehen, Tanken, Unternehmer sein, Verpacken, Waschen, Wiener Würstchen essen, Weihnachtsbeleuchten, Zucker essen.

Sollten Sie eine Kreditkarte von Mastercard besitzen, können sie schon mal üben. Die Firma offeriert nämlich das aktuelle Handwerkszeug für den Nanny-, pardon Nancy-State. Eine neue Funktion des Finanzdienstleisters verspricht: „Sie bekommen einen Überblick darüber, welchen Einfluss Ihr CO2-Fußabdruck auf den Planeten hat, Ihr CO2-Fußabdruck wird monatlich berechnet. Hierbei werden unterschiedliche Ausgaben miteinbezogen, sodass Sie nachvollziehen können, in welchen Bereichen Sie besonders CO2-intensiv konsumieren“. Das Schöne daran ist, dass dies demnächst auch andere nachvollziehen können, beispielsweise der Xi Ping, der Olaf und die Nanny, und Dir den Single Malt oder das Super Plus mitsamt dem Geldhahn abdrehen, wenn du nicht brav bist. 

Also nix wie ran an den Weihnachtsbraten. Und am Dienstag Bargeld abheben.

Von Dirk Maxeiner ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Portofrei zu beziehen hier.

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