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Der Sonntagsfahrer: Die besten Vorsätze 2023

Published On: 1. Januar 2023 6:15

Zum Silvesterabend habe ich meine roten Socken angezogen. Denn Rote Socken wissen ja immer, wie die Zukunft aussieht. So gelang es mir, einen zuverlässigen Blick auf 2023 zu werfen – die guten Vorsätze und heimlichen Wünsche unseres Führungspersonals eingeschlossen. 

Die städtischen Reinigungskräfte, welche ab heute die Hinterlassenschaften der Silvesternacht zusammenkehren, nehmen vielerorts die erste frohe Botschaft für das neue Jahr mit: Die Deutschen sind ein wehrhaftes Volk! In patriotischen Stadteilen – etwa dem Wedding in Berlin oder der Nordstadt in Dortmund – finden sich zahlreiche Hülsen scharfer Munition, die von Fachkräften zur standesgemäßen Begrüßung des neuen Jahres in die Luft geschossen wurde. In Ermangelung einer Beretta 92, Glock 17 oder Walter PPK musste ich gestern Abend leider auf diese Wehrsportübung verzichten.

Bleihaltige Luft an Silvester gefährdet aber auch in anderer Form die Gesundheit. So dürfen die käuflichen Bleigieß-Sets laut einer EU-Verordnung von 2018 nur noch einen Bleigehalt von 0,3 Prozent aufweisen. Mit so etwas kann man vielleicht ein Fondue zubereiten, aber doch keine Zukunft vorhersagen. Also ließ ich es und sann nach einer anderen Methode, das neue Jahr ahnungsvoll zu begehen.

In Italien gehört es beispielsweise zum Brauch, an Silvester rote Unterwäsche zu tragen, um das Liebesglück zu befördern. Leider habe ich auch diese Ausrüstung nicht. Deshalb habe ich zur Feier des Abends das neue Paar rote Socken angezogen, die ich mir zu Weihnachten geschenkt habe. Rote Socken befördern zwar nicht das Liebesleben, aber die Karriere. Außerdem verleihen sie ihrem Träger gewisse magische Eigenschaften, die Rote Socke weiß stets, was für die Anderen gut ist – und zwar besser als diese selbst. So gelang es mir gestern Abend, einen zuverlässigen Blick in die Zukunft unseres Landes zu werfen – die guten Vorsätze und heimlichen Wünsche unseres Führungspersonals eingeschlossen. 

Wir zahlen aber einfach das Doppelte

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat sich beispielsweise fest vorgenommen, das Gerede um die bedingte Abwehrbereitschaft der Bundeswehr endgültig zu beenden. Der Laden wird jetzt privatisiert und öffentlich ausgeschrieben. Als Favorit gilt ein russisches Startup namens „Gruppe Wagner“, das von dem dynamischen Verteidigungsexperten Jewgeni Wiktorowitsch Prigoschin gegründet wurde. Die Firma Wagner bietet sich schon deshalb an, weil eine Vorhut bereits hier ist und Land und Leute kennt. Das spart den Umweg über die Ukraine. Das private Militärunternehmen steht derzeit noch im Dienste Putins, wir zahlen aber einfach das Doppelte. Das ist aber immer noch billiger als der Bundeswehrhaushalt, weil alles billiger ist als der. Dem Vernehmen nach besteht der misstrauische Prigoschin auf einer Sicherheitsleistung, da nehmen wir einfach die deutsche Rentenkasse, denn die Rente ist sicher. Im Ergebnis dürfte sich die außenpolitische Verhandlungsposition der Bundesregierung dramatisch verbessern.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat indes den guten Vorsatz gefasst, Europa fest aneinanderzuschweißen, damit die EU-feindlichen Defätisten endlich zum Schweigen gebracht werden. Die Idee ist ebenso einfach wie brillant und auch schnell erzählt: Jeder Europäer bekommt einen deutschen Pass geschenkt, und dann führen wir wieder die D-Mark ein. 

Olaf Scholz wünscht sich indes mehr Zeit für sich selbst und hat sich vorgenommen, etwas für sein Gedächtnis zu tun. Die Internetseite Gegen-das-Vergessen.net verspricht beispielsweise: „Die Übungen sind kurzweilig und abwechslungsreich gestaltet, um gezielt verschiedene Bereiche des Gehirns anzusprechen und so das Gedächtnis zu stärken. So kann unter anderem das Zahlenverständnis getestet, der Wortschatz aufgefrischt und das räumliche Denken auf die Probe gestellt werden“. Es ist beispielsweise wieder möglich, Cum-Ex von Wirecard zu unterscheiden, Worte wie „Doppelwumms“ zu vermeiden und den Unterschied zwischen einem Windrad und einem Kraftwerk zu erkennen.

Nachdem die Welt so im Großen und Ganzen gerettet ist, komme ich nun zu den Details.

Große Chancen in aufstrebenden kleineren Despotien

Innenministerin Nancy Faser wird Chefin des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, denn ihr großer Wunsch zum neuen Jahr besteht darin, den deutschen Export in die weite Welt zu befördern. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf qualitativ hochwertigen Kontrollarmaturen wie dem „Demokratiefördergesetz“, der „Datenschutzgrundverordnung (DSGVO)“, dem „Hinweisgeberschutzgesetz“ oder dem „Netzwerkdurchsetzungsgesetz“. Damit ist die deutsche Kontrollindustrie den Konkurrenten in Moskau, Peking, Pjönjang, Istanbul oder Myanmar mindestens ebenbürtig, man sieht aber noch große Chancen in aufstrebenden kleineren Despotien, die unserem Vorbild nacheifern möchten.

Um Frau Faeser zu ersetzen, tritt Ahmed Remmo, Chef einer Organisation zur Vermögens-Umverteilung, der SPD bei und wird Bundesinnenminister. Der Mann ist gut integriert und wünscht sich für das neue Jahr sehnlich eine bürgerliche Reputation und Anerkennung seiner Verdienste. Seine Fachkenntnisse sind darüber hinaus geeignet,  Bundesanwaltschaft und Verfassungsschutz auf den neuesten Stand zu bringen. Wir haben es hier mit einer klassischen Win-Win-Situation zu tun. Thomas Haldenwang und Ahmed Remmo sind das neue Dreamteam.

Christian Lindners geheimer Neujahrswunsch lautet, sich mehr körperlich zu ertüchtigen. Dies bietet große Chancen für eine liberale Personal-Rochade: Boris Becker wird Finanzminister und Christian Linder Tennis-Coach. Bei beiden Tätigkeiten soll der Resozialisierungsgedanke im Vordergrund stehen.

„Ich bin Fischvegetarier und rauche nicht, aber Alkohol sehr gerne“

Wirtschaftsminister Robert Habeck hat sich vorgenommen, den Kulturbetrieb zu bereichern und schreibt neben seinem Amt einen Roman mit dem eingängigen Titel „einfach erst mal aufhören zu produzieren“. Dafür erhält er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Die Talk-Gastgeberin Sandra Maischberger möchte in Zukunft „mal etwas Neues machen“ und benennt ihre Sendung „Maischberger“ in „Millowitsch“ um. Karl Lauterbach („Ich bin Fischvegetarier und rauche nicht, aber Alkohol sehr gerne“) wird als Gesprächspartner fest im Studio angeschraubt. Millowitsch („Improvisation ist die Kunst, etwas Unbeabsichtigtes gut vorzubereiten“) und Lauterbach sind geradezu kongeniale Persönlichkeiten. An Millowitsch ging übrigens ein Gesundheitsminister verloren, lautete doch sein Neujahrs-Tipp: „Der Appetit kommt mit dem Essen, aber noch häufiger mit dem Fasten“.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder erfüllt sich 2023 ebenfalls einen Herzenswunsch und wird pünktlich zur Wahl in Bayern Ehrenpräsident des „Deutschen Freiballonsport-Verbandes“, weil er so gerne heiße Luft produziert und viel Wind macht.

Luisa Neubauer wird Chefredakteurin der Deutschen Vogue und stellt das Blatt aus Klimagründen auf Nichterscheinen respektive das „Zero-Inhaltsziel“ um, man abonniert künftig lediglich die vorbildliche Haltung.

Christian Drosten will verstärkt an seiner wissenschaftlichen Reputation arbeiten und wechselt von der Charité zur Cenap, der zentralen Ufo-Meldestelle in Deutschland.

Last but not least: Volkswagen wird zum führenden Anbieter für „autonomes Fahren“. Nach einigen Fehlschlägen hat man in Wolfsburg nun einen genialen Einfall: Der Golf IV, ziemlich chipfrei gebaut von 1997 bis 2003, Verbrauch 5 Liter, wird in seiner Diesel-Version einfach wieder aufgelegt. Autonomer geht’s nicht. 

Und damit wünscht Ihnen der Sonntagsfahrer ein unfallfreies Jahr 2023!  

Von Dirk Maxeiner ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Zu beziehen hier.

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