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Nach fast 1 Jahrhundert an die Wand gefahren: Reformhaus Müller in Konkurs

Published On: 9. Januar 2023 19:44

Das muß man erst einmal schaffen: Bio ist gefragter von Jahr zu Jahr aber als Biokette gleichzeitig pleite zu gehen.

Und das offenbar völlig überraschend von heute auf morgen. Am Freitag der vergangenen Woche wurden auf der Website noch neue Jobs ausgeschrieben.

Chaos pur offenbar in der Finanzplanung und der Unternehmensleitung?

Es wird berichtet, daß zum Jahresende ein Ausverkauf stattgefunden hätte und daß die Regale sich bereits zuvor leerten. Am 22. Dezember 2022 wurden die Mitarbeiter informiert.

So oder so: Wer in den Reformhäusern von Müller einkaufte, der wußte, es gab schockierend hohe Preise.

Und auch für gute Produkte sind die Leute langfristig nicht bereit, Mondpreise zu bezahlen. Das war das Problem der Kette Müller.

Und hinzu zu den exorbitant hohen Preisen kam, daß die Geschäfte nicht modern, sondern veraltet waren, sehr altbacken daherkamen.

1929 eröffnete Rudolf Müller das erste Reformhaus am Rennweg 15 in Zürich. Dies war heute noch das größte Reformhaus der Schweiz. Nach jahrelanger Krankheit heilte er sich durch „neuzeitliche Ernährung“ und wurde dadurch zum Vegetarier.

Als gänge es um ein lustiges Spiel spricht die Leitung von Lachen und Weinen und von der guten Sache.

„Mit großem Bedauern teilen wir Ihnen mit, dass wir unseren Geschäftsbetrieb schweizweit per 3. Januar 2023 eingestellt haben.

Das gesamte Team vom REFORMHAUS dankt Ihnen von Herzen, dass Sie in den letzten rund 100 Jahren bei uns eingekauft, uns Ihre Räumlichkeiten vermietet, uns beliefert und mit uns gelacht, geweint und für die gute Sache gekämpft haben!

Wir wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gesunde.“

Weiter heißt es:

Der Verwaltungsrat hat die Bilanz der Gesellschaften MÜLLER Reformhaus Vital Shop AG und Natural Power Distribution AG deponiert. Vom Konkurs betroffen sind 37 Standorte und 298 Mitarbeitende. Der letzte Verkaufstag schweizweit ist am 3. Januar 2023.

Die Kundenfrequenz ist in unserer Branche, dem Fachhandel für gesunde Ernährung mit Fokus auf Bio- oder Demeterqualität, Naturkosmetik und – an unseren Standorten mit integrierter Drogerie – Naturheilmittel, seit 2016 rückläufig. Nichtsdestotrotz entschied sich der Verwaltungsrat im Herbst 2019 – nach drei Jahren geprägt von Sparmassnahmen – für eine Vorwärtsstrategie mit entsprechender Neupositionierung.

Nach einem vergleichsweise erfolgreichen ersten Pandemiejahr 2020 ist der Umsatz im Frühling 2021 erneut stark eingebrochen. Dieser Einbruch hält bis zum heutigen Tag an und hat sich im zweiten Halbjahr 2022 noch weiter verschärft.

Die Pandemie und darauffolgende Krisen haben die Tendenz der sinkenden Kundenfrequenz im Fachhandel zusätzlich verschärft. Dabei etablierten sich keine völlig neuen Phänomene, vielmehr wurden bestehende Trends wie Homeoffice und digitale Einkäufe beschleunigt und innert kürzester Zeit zum Standard in unserer Gesellschaft.

Der Preis wird immer wichtiger

Die MÜLLER Reformhaus Vital Shop AG agierte stets in einem intrinsisch motivierten Markt. So kauften die meisten Kund*innen nicht wegen des Preises, sondern aus Überzeugung und einem starken Bewusstsein für Produkte- und Beratungsqualität bei uns ein. Andererseits übten unsere Mitarbeitenden ihre Tätigkeit mit Fachkompetenz, Begeisterung und Herzblut aus. Dieser ehrlichen und bedingungslosen Wertehaltung versuchte das Unternehmen mit einem intrinsisch orientierten Führungsstil stets gerecht zu werden – begleitet von der festen Absicht, die Preise senken und die Löhne erhöhen zu können, sobald die wirtschaftliche Lage dies zulassen würde.

In den vergangenen Jahren hat sich der Preis eines Produktes immer mehr als das wichtigste Kaufkriterium etabliert. Täglich wurden unsere Mitarbeitenden mit der Aussage konfrontiert, dass unser Angebot zu teuer sei. Andererseits waren wir aus wirtschaftlichen Gründen nicht in der Lage, die Anstellungsbedingungen unserer Belegschaft nachhaltig zu verbessern. Auf der Basis dieses Spagats bemühte sich die Eigentümerschaft seit Jahren um strategische Partnerschaften entlang der Wertschöpfungskette. Damit wollte sie ihren Teil dazu beitragen, dass alle Menschen und Unternehmen der gesamten Branche eine echte Perspektive für die Zukunft haben.

Wir bedauern sehr, dass der gewünschte Erfolg dieser Bemühungen ausgeblieben ist. Weil unser Angebot in den letzten Jahren immer weniger nachgefragt wurde, müssen wir uns eingestehen, dass wir die Existenzberechtigung am Markt ein Stück weit verloren haben.

Erfolglose Sanierungsbemühungen

In einem familiengeführten Unternehmen steht das Wohl der direkt und indirekt an der Unternehmung mitwirkenden Menschen an erster Stelle. Die Mitarbeitenden sind der wahre Wert des Unternehmens; dieser ist in der Bilanz nicht ersichtlich. Die Eigentümerschaft verzichtete in den letzten zwanzig Jahren stets darauf, Dividenden auszuschütten und reinvestierte alle verfügbaren Mittel in das Unternehmen.

In den letzten Jahren und Monaten wurden zahlreiche Sanierungsmöglichkeiten und -konzepte ausgearbeitet, die sich stets am Wohl der Mitarbeitenden orientiert haben. All diese Sanierungsmöglichkeiten wurden sorgfältig geprüft und bis kurz vor Weihnachten 2022 Gespräche sowie Verhandlungen mit Drittparteien geführt. Leider blieben alle Bemühungen bis zuletzt ohne Ergebnis.

Folgende Fakten können festgehalten werden:

  • Unser letzter Verkaufstag findet schweizweit am 3. Januar 2023 statt.
  • Alle Löhne bis und mit Dezember 2022 wurden pünktlich bezahlt.
  • Alle Mietzinsen bis und mit Dezember 2022 wurden pünktlich bezahlt.
  • Alle Filialen wurden am Tag nach der Entscheidung persönlich und transparent über die Überschuldungsanzeigen in Kenntnis gesetzt.
  • Bis zum heutigen Tag erfolgten in Zusammenhang mit dieser Angelegenheit keine Kündigungen.

Die Geschäftsleitung hat sich im Sinne der Transparenz und Ehrlichkeit im Umgang mit den Mitarbeitenden für eine zeitnahe interne Kommunikation entschieden. Sämtlichen Mitarbeitenden wurde die Möglichkeit gegeben, sich mit Rückfragen, Sorgen und Ängsten rund um die Uhr telefonisch beim Geschäftsführer zu melden.

Die Geschäftsleitung steht in einem konstruktiven Austausch mit den zuständigen Behörden.

Der größte Dank gilt den Mitarbeitenden

Die Eigentümerschaft und die Geschäftsleitung danken auch an dieser Stelle allen Mitarbeitenden ganz herzlich für das bis zum Schluss erbrachte Engagement.

Wir verabschieden uns mit der Gewissheit, dass alle 298 Mitarbeitenden in ihrer jeweiligen Rolle alles in ihrer Macht stehende getan haben, um dem Unternehmen eine gute Zukunft zu ermöglichen.

Jede*r einzelne Mitarbeitende hat einen wesentlichen Beitrag geleistet zur einzigartigen Identität unseres Unternehmens; und damit das grosse Ganze auf seine bzw. ihre ganz spezielle Art bereichert. Auch deshalb sind wir der festen Überzeugung, dass unsere Mitarbeitenden für jedes Unternehmen eine Bereicherung sein werden. Wenn es ihnen gelingt, ihre Fachkompetenz, ihre Begeisterung und ihr Herzblut auch bei einem anderen Arbeitgeber einzubringen, würde das unserer Gesellschaft guttun.“

(rm)

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