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Der erfolglose Versuch von Reuters, „russische Propagandisten“ bloßzustellen

Published On: 17. Januar 2023 7:00

Die Nachrichtenagentur Reuters wollte einen Bericht darüber schreiben, wie die russische Regierung „russische Propagandisten“ im Westen finanziert, konnte aber nichts finden, wie das Ergebnis der Recherche zeigt.

Bei n-tv ist am 4. Januar ein Artikel mit der Überschrift „Ukraine-Hilfe untergraben – Wie Pro-Putin-Aktivisten in Deutschland agieren“ erschienen, der inhaltlich weder interessant ist, noch viel Neues berichtet. Es geht darin um einige russischstämmige Menschen in Deutschland, von denen ich zumindest noch nie gehört habe, die aber – dem Artikel zufolge – „russische Propaganda“ betreiben.

Das ist wenig spektakulär, denn dass irgendwelche, schon lange nach Deutschland ausgewanderten, praktisch unbekannten Russen in Sachen Ukraine die Sichtweise ihrer alten Heimat teilen und sie auch öffentlich äußern, ist keine wirklich sensationelle Meldung, die einen so langen Artikel rechtfertigen würde. Wenn man allerdings die Entstehungsgeschichte des Artikels kennt, wird der Artikel ausgesprochen interessant. Und das wollen wir uns nun anschauen.

Reuters hat bezahlte „Putin-Trolle“ gesucht

Anfang Dezember habe ich darüber berichtet, dass Reuters eine Recherche zu der Frage betrieben hat, wer die „russischen Propagandisten“ aus dem Westen bezahlt. Ich hatte davon erfahren, weil auch ich ein Objekt der Reuters-Recherche war.

Am 16. November 2022 rief mich ein Professor der Petersburger Staatlichen Universität an, den ich vor einigen Jahren auf einer Konferenz kennengelernt hatte. Er hatte mich, nachdem wir uns kennengelernt haben, eingeladen, Vorlesungen an der Fakultät für internationalen Journalismus zu halten, was ich in der Folge einmal pro Jahr getan habe. Und 2022 hat er mich in die Kommission eingeladen, vor der die Studenten der Fakultät ihre Abschlussarbeiten verteidigen.

All das war ehrenamtlich und ohne Bezahlung, ich habe es aus Neugier gemacht, weil ich sehr gerne mit Studenten arbeite. Studenten sind in ihrem Weltbild noch nicht festgefahren und stellen daher oft sehr interessante Fragen, weil sie aus ganz anderen Perspektiven auf Themen blicken.

Der Professor rief mich am 16. November 2022 an, um mir zu mitzuteilen, dass eine russische Mitarbeiterin von Reuters ihn kontaktiert hätte, die sich nach erkundigt mir hat und wissen wollte, wie viel Geld ich dafür bekommen habe. Er hat ihr geantwortet, dass das ehrenamtlich war und mich dann über ihren Anruf informiert und mir ihren Namen und ihre Telefonnummer mitgeteilt.

Die Dame, sie heißt Maria Tsvetkova, hat mich dann Ende November selbst kontaktiert und wollte mir am Telefon Fragen stellen, weil sie dazu recherchiere, „warum Menschen aus dem Westen pro-russische Positionen verbreiten“, wie sie es ausdrückte. Ich habe mich zu einem Gespräch auf Skype bereit erklärt, allerdings unter der Bedingung, dass ich das Gespräch aufzeichnen würde. Damit war sie einverstanden. Das Gespräch war freundlich, sie hat sich aber ausschließlich dafür interessiert, ob und vom wem in Russland ich für meine Arbeit bezahlt werde. Nach dem Gespräch hat sie mir auch noch auf Telegram Fragen geschickt, die ich ihr ebenfalls beantwortet habe.

Meine Antworten, dass ich von keiner russischen Organisation, Behörde oder gar der russischen Regierung bezahlt werde, hat sie sichtlich enttäuscht. Sie hatte sich auf das Gespräch sehr gut vorbereitet und mir zu fast jeder Konferenz, auf der ich in den letzten Jahren gewesen bin, Fragen gestellt. Aber außer der Erstattung meiner Reisekosten habe ich dafür kein Geld bekommen, wobei ich in solchen Fällen sogar draufzahle, denn das Hundehotel, das ich für meinen Hund buchen muss, wenn ich nicht zu Hause bin, erstattet mir niemand.

Ich sage es immer wieder: Westliche Medien behaupten, dass ihre Kritiker nicht bereit seien, mit ihnen zu reden. Das stimmt nicht, denn – ein faires Vorgehen vorausgesetzt – sind die meisten dazu mehr als nur bereit, sie wünschen sich solche Gespräche und Diskussionen sogar. Das gilt auch für mich, aber leider sind die westlichen Medien dazu nicht bereit.

Da Frau Tsvetkova aber freundlich und interessiert war und weil sie die Regeln der Fairness, zum Beispiel die Aufzeichnung unseres Gespräches als Beleg dafür, was tatsächlich gesagt wurde, eingehalten hat, hatte ich kein Problem damit, ihr ein ausführliches Interview zu geben, also ihre Fragen zu beantworten.

Das Gespräch (und auch fast alle von ihr später per Telegram nachgereichten Fragen) hatten jedoch nur ein Thema: Wer bezahlt mich? Und noch viel wichtiger: Bekomme ich Geld von der russischen Regierung oder russischen Medien? Mit anderen Worten hat sie sich nur für eines interessiert: Wer finanziert „russische Propagandisten“ wie mich?

Sie wurde nicht fündig, denn ich bekomme tatsächlich kein Geld von irgendwelchen russischen Stellen, sondern schreibe das, was ich schreibe, aus Überzeugung, denn es ist das Ergebnis meiner Recherchen, die ich auch in meinen Büchern Abhängig Beschäftigt“, „Inside Corona“ und „Putins Plan“ auf insgesamt etwa 1.000 Seiten und mit 800 Quellen dargelegt habe. Ich lebe von den Autorenhonoraren für meine Bücher und von den Spenden meiner Leser, denen ich an dieser Stelle herzlich dafür danke, denn sie sind es, die mit vielen kleinen Spenden meine Unabhängigkeit sicherstellen.

Frau Tsvetkova dürfte von meinen Antworten und den Ergebnissen ihrer Recherche über mich jedoch enttäuscht gewesen sein, denn in ihrem Artikel, zu dem wir noch kommen werden, hat sie mich nicht einmal erwähnt.

Der n-tv-Artikel

Das Ergebnis der Reuters-Recherche wurde am 3. Januar veröffentlicht und es war enttäuschend, denn in dem langen Artikel mit der Überschrift „Pro-Putin-Agenten in Deutschland arbeiten daran, Berlin gegen die Ukraine aufzubringen“ gab es keinerlei Informationen darüber, dass russische Stellen die bösen „russischen Propagandisten“ finanzieren. Die Leute von Reuters sind an der selbst gestellten Aufgabe, aufzuzeigen, dass Russland die „russischen Propagandisten“ im Westen bezahlt, gescheitert.

Stattdessen haben sie einen sehr langen Artikel über eine wenig interessante Geschichte von irgendwelchen, schon lange nach Deutschland ausgewanderten, praktisch unbekannten Russen geschrieben, die in Sachen Ukraine die Sichtweise ihrer alten Heimat teilen und sich öffentlich auch entsprechend äußern.

Merken Sie was?

Das war exakt die Geschichte, die auch n-tv als Artikel veröffentlicht hat. Der n-tv-Artikel basiert zu praktisch hundert Prozent auf dem Reuters-Artikel, er wurde bei der Übersetzung aus dem Englischen nur ein wenig umformuliert. Reuters hat seinen Artikel am 3. Januar veröffentlicht und n-tv hat seinen Abklatsch davon am 4. Januar veröffentlicht, übrigens ohne Reuters am Ende seines Artikels als Quelle zu nennen.

Dass ich erst jetzt darüber berichte, liegt daran, dass ich den auf Englisch erschienen Reuters-Artikel nicht interessant genug fand, um darüber zu berichten. Und auf den n-tv-Artikel bin ich erst jetzt aufmerksam gemacht worden, den hatte ich Anfang Januar nicht gesehen.

Wer finanziert die Propaganda?

Wenn man die Entstehungsgeschichte des Artikels kennt, nämlich den Plan, die Finanzierung „russischer Propagandisten“ im Westen aufzudecken, ist das Ergebnis lustig, denn Reuters ist an der Aufgabe gescheitert. Ich sage es immer wieder: Die viel beschworene russische Propaganda gibt es (leider) nicht. Leute wie ich, die den Westen kritisieren und die russische Sicht auf die politischen Ereignisse verbreiten (was uns in den Augen des Westens bereits zu „russischen Propagandisten“ macht), bekommen aus Russland keine finanzielle Unterstützung. Wir sind „Überzeugungstäter“, die das berichten, was in unseren Augen die Wahrheit ist.

Aber wie ist das eigentlich umgekehrt?

In den USA hat alleine die Behörde USAID ein Budget von über einer halben Milliarde Dollar jährlich explizit für die Verbreitung anti-russischer Narrative. Die anderen staatlichen Stellen der USA (Radio Liberty, Voice of America, das Pentagon etc.) sind da noch nicht eingerechnet. Mit diesen Milliarden werden Medien, Blogger und Influencer bezahlt, um die (anti-russische) Propaganda der USA zu verbreiten. Das sagen die US-amerikanischen Geldgeber auch ganz offen, nur dass sie es anders formulieren: Sie finanzieren natürlich „unabhängige“ Medien, die sie mit ihren Geldströmen allerdings von sich abhängig machen.

Dass auch die milliardenschweren Stiftungen der US-Oligarchen den westliche Medien jedes Jahr Millionen „spenden“, damit sie das berichten, was gewollt ist, kommt noch hinzu.

Anscheinend haben die Reuters-Leute von sich auf andere geschlossen, als sie geglaubt haben, die „russischen Propagandisten“, die im Westen ihre Meinung äußern, würden ihre Seelen auch für Geld verkaufen und sich für das, was sie schreiben, bezahlen lassen.


In meinem neuen Buch „„Putins Plan – Mit Europa und den USA endet die Welt nicht – Wie das westliche System gerade selbst zerstört ““ gehe ich der der Frage, worum es in dem Endkampf der Systeme – den wir gerade erleben – wirklich geht. Wir erleben nichts weniger als den Kampf zweier Systeme, in dem Vladimir Putin der Welt eine Alternative zum neoliberalen Globalismus anbietet. Wurden die Bürger im Westen gefragt, ob sie all das wollen, ob sie zu Gunsten des neoliberalen Globalismus auf ihren Wohlstand und ihre Freiheiten verzichten wollen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich hier direkt über den J.K. Fischer Verlag bestellbar.

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