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Von Putins Rede im Bundestag zu Amerikas Kriegen der letzten 20 Jahre

Published On: 7. Februar 2023 7:00

Der Jahrestag von Colin Powells berüchtigten Reagenzglas im UNO-Sicherheitsrat war im russischen Fernsehen Grund für einige Rückblicke auf die letzten 20 Jahre, von denen ich einige zeigen möchte.

Ich habe bereits einen Beitrag des russischen Fernsehens über Colin Powells Reagenzglas im UNO-Sicherheitsrat und die Folgen übersetzt. Im wöchentlichen Nachrichtenrückblick des russischen Fernsehens wurde dazu noch ein zweiter Beitrag gezeigt, der sich auf die von den USA in den letzten 20 Jahren entfesselten Kriege und Putsche konzentriert und sie mit dem vergleicht, was der damals frisch ins Amt gekommene russische Präsident Putin Europa bei seiner berühmten Rede 2001 im Bundestag angeboten hat. Wenn man sich die Rede heute noch einmal anhört, dann versteht man, welche Chance Europa vertan hat, als es weiterhin auf die USA gesetzt und Russlands jahrelang ausgestreckte Hand weggestoßen hat. Die Rede hat Putin auf Deutsch gehalten, Sie können sie hier nachlesen und hier anschauen.

Kommen wir nun zur Übersetzung des Beitrages des russischen Fernsehens.

Beginn der Übersetzung:

Wie viele grundlose Kriege Amerika in 20 Jahren entfesselt hat

Colin Powells unglückliches Reagenzglas im UNO-Sicherheitsrat als Scheinargument für die militärische Invasion des Irak war ein definitiver Wendepunkt. Gab es vorher noch einen gewissen Anstand, so war der Damm nach dem Reagenzglas gebrochen und der Westen bewegte sich in den internationalen Beziehungen zu einem regelrechten Zynismus. Grobe Lügen und Fälschungen sind bereits zur Norm geworden. Das Erfinden von Vorwänden für Kriege, bei denen Hunderttausende oder sogar Millionen von Menschen sterben, wird zur neuen Norm. Die geistige Einfachheit, die es nicht erlaubt, sich selbst kritisch zu betrachten, ist erstaunlich.

Das Reagenzglas und die amerikanisch-britische Militärinvasion im Irak, bei der auch ein Bürgerkrieg entfacht wurde, hat eine Million Menschenleben gefordert. Und Millionen von Flüchtlingen. Der irakische Staatschef Saddam Hussein, ehemals ein treuer Verbündeter der USA, der jahrelang einen zermürbenden Krieg gegen den Iran geführt hat, wurde hingerichtet. Es gab keine Dankbarkeit und keine Verantwortung. Und auch das barbarische Terrorkalifat des IS wurde im Irak hervorgebracht. Es gab in den USA keine Möglichkeit und auch keinen Wunsch, es zu zügeln. Im Gegenteil, ein blauäugiger Fake nach dem anderen. Die Weißhelme wurden erfunden, um den syrischen Präsidenten des Einsatzes von Chemiewaffen zu beschuldigen. Wie jetzt klar ist, ohne Beweis. Aber die Amerikaner halten bis heute einen Teil Syriens besetzt und saugen das Öl aus ihm heraus. Und niemand im Westen stellt irgendwelche Fragen. Als ob das genau so sein müsste. Eine unglaubliche Einfachheit.

Und was ist mit der Ukraine? Erstens die Unterstützung des blutigen Staatsstreichs in Kiew. Der Betrug mit den Garantien für Janukowitsch. Die Erschießung von Menschen auf dem Maidan durch angeblich unbekannte Scharfschützen, um den Aufstand zu befeuern. Alles ist toll, wir gehen nach Europa! Dann der militärische Angriff Kiews auf den abtrünnigen Donbass mit Panzern und Flugzeugen, Strafeinsätzen der Nazi-Bataillone und der regulären ukrainischen Armee. Schließlich hat der Krieg 2014 so begonnen. Kiew hat ihn begonnen. Als der Krieg nicht gelang, haben sie in Minsk das, wie wir heute wissen, verlogene Friedensabkommen geschlossen. Inzwischen haben die damaligen westlichen Staatschefs – sowohl Merkel als auch Hollande – zugegeben, dass der eigentliche Plan nicht der Frieden war. Und Poroschenko selbst wiederholt schamlos, dass die Ukraine und der Westen nur Zeit brauchten, um sich auf eine militärische Lösung des Donbass-Problems vorzubereiten. Boris Johnson sagt unverblümt, dass der Westen den Normandie-Prozess als „diplomatische Imitation“ ins Leben gerufen und gleichzeitig einen Krieg gegen die Russen und gegen Russland vorbereitet hat. Nun, einfach so.

Das ukrainische Beispiel ist das, was man eine Apotheose nennt. Spulen wir noch ein wenig zurück. Nach dem tödlichen Reagenzglas, dem Einmarsch in den Irak und der Hinrichtung von Saddam Hussein wurde 2010 in Tunesien die so genannte „Jasmin-Revolution“ gestartet. Präsident Ben Ali, einst ein treuer Verbündeter des Westens, kam nur knapp mit dem Leben davon und starb im Exil. Und das ehemals blühende Tunesien selbst ist nach den verheerenden Unruhen in Armut verfallen.

Libyen. Einst das vielleicht reichste Land im Maghreb, in Nordafrika. Sobald sich in Frankreich das Gerücht verbreitete, dass der libysche Staatschef Muammar Gaddafi den Wahlkampf von Präsident Sarkozy im Jahr 2007 finanziert hat – Gaddafi wurde damals vom Westen willkommen geheißen und war auch seinerseits zu großzügigen Gesten bereit -, musste der Zeuge, also Gaddafi selbst, beseitigt werden.

Das Schema ist einfach gesagt dasselbe: Unruhen provozieren, bombardieren und töten. Ohne jegliche Gewissensbisse. Wenn das im Irak unter verlogenen Vorwänden möglich war, warum sollte es dann in Libyen nicht erlaubt sein? Und was ist Libyen jetzt? Es wurde in Zwietracht, Armut und Sklavenhandel getrieben. Wen hat das glücklich gemacht?

Weiter: Der Arabische Frühling in Ägypten 2011. Präsident Hosni Mubarak, der das Land seit 1981 regiert hatte, wurde vom Mob gestürzt. Die Amerikaner flirteten damals mit dem radikalen Islam und die Muslimbruderschaft hätte das Land beinahe zerstört. Mubarak wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Als sich Ägypten von der Malaise erholte, wurde Mubarak – der bereits sehr krank war – nach sechs Jahren Haft entlassen. Er starb kurz darauf und wurde mit militärischen Ehren beigesetzt. Aber was war das? Und wozu? Hat sich irgendjemand entschuldigt?

Der Versuch von Colin Powell war nicht nur eine Lüge für die militärische Aggression im Irak. Das war auch die konzeptionelle Antwort auf Putins Vorschläge. Wir erinnern uns, mit welcher Stimmung, mit welcher Aufrichtigkeit Putin gleich zu Beginn des Jahrtausends – im September 2001 – im Namen Russlands angeboten hat, harmonischste und ehrlichste Beziehungen zum Westen aufzubauen. Die Münchner Rede von 2007, in der sich der russische Präsident gegen das globale Diktat der USA aussprach, kam später. Schon damals zeichneten sich die Trends ab. Aber sind wir mit Herz und Seele gekommen.

Hören Sie sich nur die Rede des russischen Staatschefs im Deutschen Bundestag 2001 an. Putin war da erst 48 Jahre alt. Voller Kraft und aufrichtiger Hoffnung auf einen Wandel zum Guten. Indem er sich an die Deutschen wandte und über Europa sprach, demonstrierte Putin die Offenheit Russlands gegenüber dem Westen insgesamt. Den Vorschlag machte es auf Deutsch:

„Was die europäische Integration betrifft, so unterstützen wir nicht einfach nur diese Prozesse, sondern sehen sie mit Hoffnung. Niemand bezweifelt den großen Wert der Beziehungen Europas zu den Vereinigten Staaten. Aber ich bin der Meinung, dass Europa seinen Ruf als mächtiger und selbstständiger Mittelpunkt der Weltpolitik langfristig nur festigen wird, wenn es seine eigenen Möglichkeiten mit den russischen menschlichen, territorialen und Naturressourcen sowie mit den Wirtschafts-, Kultur- und Verteidigungspotenzialen Russlands vereinigen wird. Die ersten Schritte in diese Richtung haben wir schon gemeinsam gemacht. Jetzt ist es an der Zeit, daran zu denken, was zu tun ist, damit das einheitliche und sichere Europa zum Vorboten einer einheitlichen und sicheren Welt wird.“

Was für eine Gelegenheit!

Putin betonte:

„Eine der Errungenschaften des vergangenen Jahrzehnts war die beispiellos niedrige Konzentration von Streitkräften und Waffen in Mitteleuropa und in der baltischen Region. Russland ist ein freundlich gesinntes europäisches Land. Für unser Land, das ein Jahrhundert der Kriegskatastrophen durchgemacht hat, ist der stabile Frieden auf dem Kontinent das Hauptziel.“

Allerdings gab es auch ein Problem. Unaufrichtigkeit:

„Wir leben weiterhin im alten Wertesystem. Wir sprechen von einer Partnerschaft. In Wirklichkeit haben wir aber immer noch nicht gelernt, einander zu vertrauen. Trotz der vielen süßen Reden leisten wir weiterhin heimlich Widerstand. Mal verlangen wir Loyalität zur NATO, mal streiten wir uns über die Zweckmäßigkeit ihrer Ausbreitung. Wir können uns immer noch nicht über die Probleme im Zusammenhang mit dem Raketenabwehrsystem einigen und so weiter und so fort.“

Selbst danach drängte die NATO nach Osten und die Amerikaner kündigten einseitig den ABM-Vertrag. Jetzt sehen wir, wohin das geführt hat. Aber damals hat Russland etwas völlig anderes vorgeschlagen. Und es war ehrlich:

„Heute sind wir verpflichtet, zu sagen, dass wir uns von unseren Stereotypen und Ambitionen trennen sollten, um die Sicherheit der Bevölkerung Europas und die der ganzen Welt zusammen zu gewährleisten.“

Als Bestätigung für seine Absichten sagte Putin damals, dass Russland buchstäblich durch sein persönliches Beispiel Prioritäten und Werte verändert habe. Die Sozialausgaben standen an der Spitze unseres Haushalts, und für die Bildung wurde – zum ersten Mal in unserer Geschichte – mehr ausgegeben als für die Verteidigung.

Es hat nicht geholfen. Der Westen hat sich als taub erwiesen. Und als verlogen. Und es ist nun klar, dass der Westen nicht nur im Normandie-Format „diplomatische Imitation“ betrieben hat. In allen drei postsowjetischen Jahrzehnten hatten wir es mit diplomatischer Imitation zu tun. Boris Johnson hat diesen Begriff geprägt. Und das Reagenzglas ist nur eine der Techniken dieser ganzen großen Imitation. Ein trauriges Ergebnis. Die Ergebnis ist, dass wir auf dem Schlachtfeld nach Argumenten suchen. Wir werden sie finden. Daran habe ich keinen Zweifel.

Übrigens sind unsere Erfahrungen auch für andere Länder sehr lehrreich. China zum Beispiel beobachtet das alles sehr genau und sieht, wie die USA in ihren Beziehungen zu Peking die gleichen Fehler wiederholen.

Ende der Übersetzung


In meinem neuen Buch „„Putins Plan – Mit Europa und den USA endet die Welt nicht – Wie das westliche System gerade selbst zerstört ““ gehe ich der der Frage, worum es in dem Endkampf der Systeme – den wir gerade erleben – wirklich geht. Wir erleben nichts weniger als den Kampf zweier Systeme, in dem Vladimir Putin der Welt eine Alternative zum neoliberalen Globalismus anbietet. Wurden die Bürger im Westen gefragt, ob sie all das wollen, ob sie zu Gunsten des neoliberalen Globalismus auf ihren Wohlstand und ihre Freiheiten verzichten wollen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich hier direkt über den J.K. Fischer Verlag bestellbar.

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