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Bestätigung aus den USA: Mit Trump hätte es die Eskalation nicht gegeben

Published On: 13. Februar 2023 15:48

Trumps ehemaliger Verteidigungsminister Mark Esper hat indirekt bestätigt, dass es unter einem Präsidenten Trump nicht zur Eskalation in der Ukraine gekommen wäre.

Die russischen Prankster Vovan und Lexus sind derzeit sehr aktiv. Die beiden haben sich auf Telefonstreiche spezialisiert, bei denen sie aktive und ehemalige westliche Politiker unter falschem Namen anrufen und ihnen in den Gesprächen, bei denen man vorgeblich „unter sich“ ist, interessante Details entlocken. Das sind teilweise sehr aufschlussreiche Details, so ist bei einem ihrer Streiche zum Beispiel ans Licht gekommen, dass die angeblich unabhängigen westlichen Medien bei Bedarf gewollte Propaganda ihrer Regierungen als eigene „Recherchen“ veröffentlichen, die Details finden Sie hier. Weitere Streiche der beiden, über die ich berichtet habe, finden Sie hier (mit der angeblich neutralen Organisation Amnesty International), hier (über die Planung von Regimechanges durch die USA), hier (Ex-Präsident Bush bestätigt die Existenz von US-Biolaboren in der Ukraine) und hier (darüber, wie die Ukraine angebliche russische Kriegsverbrechen in der Ukraine frei erfindet).

Der Prank mit Mark Esper

Nun haben die Prankster wieder zugeschlagen und ihr Opfer war dieses Mal Mark Esper, der unter Präsident Trump US-Verteidigungsminister war. Esper glaubte, mit dem ehemaligen ukrainischen Präsidenten Poroschenko zu sprechen und hat sehr offen über die Ukraine gesprochen.

Für das russische Publikum sind dabei anscheinend andere Aussagen interessant als für das deutsche Publikum, denn das, was mir in dem Gespräch aufgefallen ist, war in russischen Medien, die immer über die Streiche von Vovan und Lexus berichten, nur am Rande ein Thema. Der angebliche Poroschenko fragte Esper nach Trump und Esper sagte, er habe seit Jahren keinen Kontakt mehr mit Trump gehabt. Dann sagte er etwas in meinen Augen sehr interessantes:

„Er hat einige gute Ergebnisse für die USA erreicht, aber insgesamt denke ich nicht, dass er zu unserem Land passt. Wissen Sie, in meinem Buch zolle ich ihm Anerkennung für die Unterstützung der Ukraine und für die Lieferung tödlicher Waffen. Aber ich denke, dass seine Versuche, Waffen und Hilfe für politische Ziele zu nutzen, ein Fehler war. Ich wollte US-Truppen weiter im Osten stationieren – in Rumänien, Bulgarien, Polen und weiter in den baltischen Staaten, aber wollte sie nach Hause holen, wir hatten also Meinungsunterschiede bei einigen Themen. Natürlich bei den für Sie wichtigsten.“

Der Weg in die Eskalation

Es sei daran erinnert, dass es zur Eskalation in der Ukraine gekommen ist, weil der NATO-Beitritt der Ukraine und die Stationierung von NATO-Soldaten in dem Land für Russland eine rote Linie waren, vor deren Übertretung Russland seit Jahren, faktisch seit Putins berühmter Rede bei der Münchner Sicherheitskonferenz 2007, gewarnt hat. Russland sieht dadurch seine nationale Sicherheit existenziell bedroht.

Diese Lage spitzte sich nach dem Machtwechsel von Trump zu Biden in den USA zu, denn die Biden-Regierung fokussierte die verstärkte Stationierung von „Ausbildern“ der NATO in der Ukraine und Ende 2021 waren bereits tausende NATO-Soldaten in der Ukraine stationiert. Außerdem sprachen sich die USA immer offener für einen NATO-Beitritt der Ukraine aus, weshalb Russland im Dezember 2021 ultimativ gegenseitige Sicherheitsgarantien der NATO und der USA mit Russland gefordert hat. Was Russland dabei vorgeschlagen hat, können Sie hier nachlesen.

Russland hat dabei ganz offen erklärt, dass es sich im Falle einer Ablehnung des Westens, über die gegenseitigen Sicherheitsgarantien zu verhandeln, gezwungen sehe, „militär-technisch“ zu reagieren. Es war also seit Mitte Dezember 2021 allen Experten klar, dass es im Falle einer Ablehnung von Verhandlungen durch den Westen zu einer russischen Intervention in der Ukraine kommen würde. Trotzdem hat der Westen die Verhandlungen Ende Januar 2022 abgelehnt und betont, die Ukraine habe das Recht, der NATO beizutreten.

Die nur drei Wochen danach folgende russische Intervention in der Ukraine kam für Experten daher nicht überraschend. Auch ich habe wegen der Politik der USA und der NATO bereits in der Tacheles-Sendung vom 10. Dezember 2021 vermutet, dass die USA die Ukraine bald in einen Krieg mit Russland treiben. Meine Aussage war wörtlich:

„Ich vermute tatsächlich, es wird da zum Krieg kommen. Also inzwischen bin ich da sehr pessimistisch.“

Mit Trump hätte es die Eskalation nicht gegeben

Trump behauptet ständig, mit ihm als US-Präsidenten wäre es nicht zu dem „russischen Angriffskrieg“ in der Ukraine gekommen. Und wie wir nun von Esper erfahren haben, hat Trump damit recht. Trump war, das bestätigt Esper, gegen die Entsendung weiterer US-Truppen nach Osteuropa. Genau diese aggressive Entsendung von US-Truppen an die russische Grenze – auch in die Ukraine -, die es unter Trump nicht gegeben hätte, war der Grund dafür, dass Russland keine andere Alternative mehr gesehen hat, als militärisch aktiv zu werden.

Trump war der erste und einzige US-Präsident seit dem Zweiten Weltkrieg, der keinen neuen Krieg begonnen hat. Dieses Verdienst wird in den westlichen, angeblich für den Frieden kämpfenden, Medien nie erwähnt. Nun erfahren wir, dass Trump den Krieg in der Ukraine, der anscheinend wohl schon unter einer Präsidentin Clinton, wenn sie die Wahl gegen Trump gewonnen hätte, beginnen sollte, während seiner Amtszeit verhindert hat. Die Idee, US-Truppen näher an Russland zu schieben, gab es in Washington bereits, wie Esper mitgeteilt hat, nur hat Trump das vier Jahre lang verhindert und in Washington war man vollends damit beschäftigt, den von Trump gewollten Abzug von US-Truppen zu verhindern.

Damit will ich Trump keinen Heiligenschein aufsetzen, denn Stammleser des Anti-Spiegel wissen, dass ich Trump für sehr viel hart kritisiert habe. Trump hat das Atomabkommen mit dem Iran gebrochen und so die heutigen Schwierigkeiten mit dem Iran verschuldet. Trump hat völkerrechtswidrig den Putschisten Guaido in Venezuela unterstützt und die Sanktionen gegen das Land eingeführt, die dort zu viel Leid geführt haben. Trump hat den INF-Vertrag gekündigt, der die wichtigste Säule der europäischen Sicherheit war. Das waren nur Beispiele, es gab reichlich Gründe, Trump zu kritisieren.

Trump war kein Engel, aber er hat zumindest keinen einzigen Krieg angefangen. Und unter Trump hätte es die Eskalation in der Ukraine, in der inzwischen hunderttausende Menschen gestorben und Millionen zu Flüchtlingen geworden sind, nicht gegeben.

Was der Prank sonst noch ans Licht gebracht hat

Ich habe eingangs gesagt, dass russischen Medien bei dem Prank andere Themen wichtiger waren. Als Beispiel dafür übersetze ich einen der ersten russischen Fernsehberichte über den aktuellen Prank mit Mark Esper.

Beginn der Übersetzung:

Die USA müssen der Ukraine ATACMS liefern: Die Prankster sprechen mit Ex-Pentagon-Chef

Die russischen Prankster Vovan und Lexus haben den ehemaligen US-Verteidigungsminister Mark Esper zu einem offenen Gespräch geladen. Es gelang ihnen, den ehemaligen Pentagon-Chef davon zu überzeugen, dass er mit Petro Poroschenko sprach. Das Hauptthema des Gesprächs war natürlich die Lage in der Ukraine und Esper teilte bereitwillig seine innersten Gedanken.

Der ehemalige US-Verteidigungsminister teilt seine innersten Gedanken über die Politik der Regierung Biden gegenüber Kiew. Seiner Meinung nach spricht er mit Petro Poroschenko, aber in Wahrheit mit den Prankstern Vovan und Lexus. Die Ukraine, so Esper, sei ein äußerst bequemer Partner für die USA, weil sie an Russlands Grenzen Dinge tue, zu denen Washington nicht in der Lage sei.

„Das tapfere ukrainische Volk macht die Drecksarbeit, also sollten wir Sie weiterhin unterstützen, bis zum Ende zu kämpfen“, sagt der ehemalige US-Verteidigungsminister Mark Esper.

Esper hat in der Vergangenheit eng mit Poroschenko zusammengearbeitet, er war US-Verteidigungsminister und inspizierte Militäreinheiten in der Westukraine, um zu sehen, wohin die Waffenlieferungen gingen, daher war er sehr offen. Er hatte schon früher versucht, die Idee voranzutreiben, NATO-Truppen so weit wie möglich nach Osteuropa und sogar in die baltischen Staaten zu verlegen, aber Trump hat das damals nicht unterstützt.

„Mark Esper tritt wie ein Neocon auf, der davon träumt, dass Amerika dominieren und sich in die Politik anderer Länder einmischen soll. Sie sehen die Ukraine und andere GUS-Länder als eine Art Grauzone an, als Instrument zum Kampf gegen Russland“, erklärt der Prankster Alexej „Lexus“ Stoljarow.

Nun sagt auch der ehemalige Außenminister des Pentagon, Mark Esper, unverblümt, dass Biden Unrecht hat und dass Washington zu viel von der Ukraine verlangt, wenn es versucht, Transparenz bei den Lieferungen zu fordern. Es sei keine Zeit für Untersuchungen, die Zeit werde knapp, sagt er.

„Ich habe Biden dafür kritisiert, dass er langsam ist und keine Waffen liefern will. Ich denke, wir sollten die Ukraine mit ATACMS ausstatten, um die Startplätze für iranische Drohnen auszuschalten. Und es macht keinen Sinn, Ihnen Angriffe auf russisches Territorium zu verbieten“, sagte Mark Esper, der ehemalige US-Verteidigungsminister. (Anm. d. Übers.: Die ATACMS sind Raketen für die HIMARS-Raketenwerfer mit einer Reichweite von 300 Kilometern, die Angriffe tief in das russische Hinterland ermöglichen würden, was Russland als weitere rote Linie bezeichnet)

Kiew bettelt schon lange um ATACMS-Raketen für Angriffe auf die Krim. Esper billigt Angriffe gegen Russen. Seine einzige Sorge ist, dass die amerikanische Technologie in die falschen Hände geraten könnte.

„Meine einzige Sorge ist, dass wir Technologie liefern, die die Russen beschlagnahmen und an die Chinesen oder Iraner weitergeben können. Das ist das Einzige, was Anlass zur Besorgnis geben könnte. Sie müssen Ihre Sorgfaltspflicht erfüllen. Sie dürfen Russland mit jeder Art von Waffen angreifen“, sagte Mark Esper.

Der ehemalige Pentagon-Chef ist ein altgedienter Republikaner. Und auch ein Geschäftsmann. In diesem Zusammenhang wird seine kriegerische Rhetorik noch verständlicher.

„Esper arbeitet mit vielen Unternehmen des militärisch-industriellen Komplexes zusammen. In dem Gespräch hatte es den Anschein, als wolle er Waffen an die Ukraine verkaufen. Er sagte: ‚Ich sehe, dass Sie gegen Drohnen kämpfen müssen, und hier gibt es ein Unternehmen, das solche Systeme hat’“, erklärt der Prankster Vladimir „Vovan“ Kuznetsov.

Im nächsten Jahr finden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Die Republikaner haben gute Chancen, das hat die Senatswahl gezeigt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Politik gegenüber der Ukraine ändert, ist sehr gering. Die Offenheit des ehemaligen Verteidigungsministers Esper ist nur eine der vielen Bestätigungen dafür.

Ende der Übersetzung

Bleibt noch anzumerken, dass ich die beiden Prankster inzwischen persönlich kennengelernt habe, weil sie einen Prank gemacht haben, der noch nicht veröffentlicht wurde. Allerdings kenne ich ihn schon, denn Alina Lipp und ich wurden von den beiden als Experten eingeladen, um den Prank im Studio zu besprechen. Das wird, das kann ich schon sagen, auch eine interessante Geschichte.


In meinem neuen Buch „„Putins Plan – Mit Europa und den USA endet die Welt nicht – Wie das westliche System gerade selbst zerstört ““ gehe ich der der Frage, worum es in dem Endkampf der Systeme – den wir gerade erleben – wirklich geht. Wir erleben nichts weniger als den Kampf zweier Systeme, in dem Vladimir Putin der Welt eine Alternative zum neoliberalen Globalismus anbietet. Wurden die Bürger im Westen gefragt, ob sie all das wollen, ob sie zu Gunsten des neoliberalen Globalismus auf ihren Wohlstand und ihre Freiheiten verzichten wollen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich hier direkt über den J.K. Fischer Verlag bestellbar.

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