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Der „Blumenkrieg“ am russischen Panzer vor der russischen Botschaft in Berlin

Published On: 26. Februar 2023 20:13

Pro-ukrainische Aktivisten haben vor der russischen Botschaft in Berlin einen zerstörten russischen Panzer aufstellen lassen. Die als anti-russische Aktion geplante Installation geriet zu einer Friedenskundgebung mit viel Verständnis für die russische Position. Hier erzähle ich, wie es dazu gekommen ist.

Da ich in Russland nicht mehr ganz unbekannt und derzeit im Donbass bin, wenden sich sehr interessante Menschen von sich aus an mich, um mir die eine oder andere Geschichte zu erzählen. So hat auch Jan Gagin, ein in Donezk sehr angesehener und bekannter Militärberater, Kontakt zu mir aufgenommen, denn er war – wenn auch ungewollt – wohl derjenige, der den „Blumenkrieg“ am von ukrainischen Aktivisten vor der russischen Botschaft in Berlin aufgestellten zerstörten russischen Panzer ausgelöst hat.

Die Bedeutung des Panzers

Für Russen war die Zurschaustellung des zerstörten russischen Panzers eine abstoßende Aktion, denn in dem Panzer sind Menschen gestorben. Es war also die Zuschaustellung eines Objektes, in dem Menschen ihr Leben verloren haben. Nach russischem Verständnis tut man so etwas nicht, es ist barbarisch und unmenschlich. Aus diesem Grund hat die Aktion in russischen Medien ein breites Echo gefunden.

Dass Russen zu gefallenen Soldaten ein anderes Verhältnis haben als die Ukrainer, habe ich im Donbass selbst erlebt. Russische Soldaten haben Respekt vor gefallenen ukrainischen Soldaten, sie werden sorgfältig geborgen und entweder würdig beerdigt oder in Kühlhäusern für einen Austausch Gefallener aufbewahrt. Daher rührt die ablehnende russische Reaktion auf die Zurschaustellung des zerstörten russischen Panzers in Berlin: Nach russischem Verständnis führt man keinen Krieg gegen Tote und stellt das zur Schau, man behandelt Tote – auch die des Gegners – mit Respekt.

Die ersten Nelken

Jan Gagin hat sich bei mir gemeldet, um mir zu erzählen, wie es zu der massenhaften Niederlegung von Blumen an dem Panzer in Berlin gekommen ist. Als er von der Zurschaustellung in Berlin erfahren hat, hat er einen Freund in Berlin angerufen und ihn gebeten, dort rote Nelken niederzulegen. Rote Nelken legt man in Russland an Mahnmalen für gefallene russische Soldaten nieder, man sieht sie vor allem an Feiertagen bergeweise an Mahnmalen für den Zweiten Weltkrieg. Rote Nelken sind in Russland ein Symbol für alle Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg im Kampf gegen die Nazis gefallen sind.

Gagin hatte nicht geplant, eine große Aktion anzustoßen, er wollte einfach nur, dass jemand den im Panzer gestorbenen Menschen die Ehre erweist. Dass die Aktion in sozialen Netzwerken bekannt wird und dass dann hunderte Deutsche ebenfalls zu dem Panzer gepilgert sind, um dort Blumen abzulegen, war nicht geplant und hat Gagin sehr überrascht.

Die Reaktion in Russland

In Russland hat das Ansehen Deutschlands in den letzten 12 Monaten sehr gelitten und vor allem die Lieferung deutscher Panzer, die 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in der ukrainischen Steppe auf russische Soldaten schießen sollen, hat in Russland einen sehr negativen Eindruck gemacht, um es höflich auszudrücken. Dass die Deutschen ihrer Regierung das durchgehen lassen, ohne zumindest massiv zu demonstrieren, verstehen die Russen, die immer sehr deutsch-freundlich waren, nicht.

Umso überraschter war man in Russland über die spontanen Aktionen an dem Panzer, die zunächst sogar von der deutschen Polizei gestört wurden. Russische Medien haben breit darüber berichtet, dass es in Deutschland doch noch Menschen gibt, die sich an die Geschichte erinnern und wissen, dass es Frieden und Wohlstand in Europa nur geben kann, wenn Russland und Deutschland ein gutes Verhältnis zueinander haben.

Dass Deutsche dann auch eine russische Fahne auf dem Panzer ausgelegt und Briefe mit Beileidsbekundungen für alle Toten – explizit auch die russischen Opfer und die im Donbass von der ukrainischen Armee seit 2014 getöteten Kinder – abgelegt haben, fand in Russland ein breites und sehr positives Echo.

Ein starkes Europa

Im letzten Jahr wurde auf einem als Mahnmal in Deutschland aufgestellten sowjetischen Panzer aus dem Zweiten Weltkrieg bereits ein Schriftzug angebracht, der lautete:

„Befreit uns nochmal!“

Gagin sagte dazu und zu der aktuellen Aktion:

„Das sollte man nicht so verstehen, dass Russland Deutschland erobern will, es geht um das Bild von Europa, das die Deutschen gerne hätten: ein starkes Europa, wie vor der Ära des Marshallplans. Und die Deutschen verstehen, dass Europa nur durch die Hände Russlands aus seiner derzeitigen Demütigung befreit werden kann.“

Damit begründet Gagin die Reaktion bei dem Panzer: Den Deutschen, die dort Blumen niedergelegt haben, wollen Frieden mit Russland und vor allem wollen sie, dass Deutschland und Europa wieder stark werden und sich auf ihre eigenen Interessen besinnen, anstatt den Interessen der US-Regierung zu dienen. Wenn die Staaten in Europa wieder eine Politik machen würden, die den Menschen in den Ländern dient, dann gäbe es die Spannungen in Europa und auch den Krieg im Donbass nicht.

Aber nach dem Krieg haben die USA in Europa die Macht übernommen. Europa ist heute schwach und nichts weiter als ein Befehlsempfänger der USA. Die USA wollen Russland schwächen und am besten zerschlagen, weil ein starkes Russland den Weltmachtanspruch der USA stört. Das ist keine russische Propaganda, das wird in den USA und auch in der EU offen gesagt.

Und dass Europa nicht souverän ist, sondern den US-Interessen dient, ist ebenfalls keine russische Propaganda. Das hat US-Vize-Außenministerin Victoria Nuland gerade erst wieder öffentlich verkündet. Nach ihrer Aussage sind die europäischen Staaten nicht nur nicht souverän, die USA erlauben ihnen sogar nur eine eingeschränkte Autonomie.

Die NATO hat den europäischen Staaten die militärische Souveränität genommen, die EU hat ihnen die letzten Reste ihrer politischen Souveränität genommen. Die EU-Staaten werden von Brüssel dazu gezwungen, politische Positionen einzunehmen (und sogar Sanktionen zu verhängen), die ihren eigenen Interessen zuwider laufen und den Ländern sogar schaden. Ohne den Druck aus Brüssel und Washington hätten viele EU-Staaten keine Sanktionen gegen Russland verhängt. Ungarn ist ein eindrückliches Beispiel, aber auch andere EU-Staaten (zum Beispiel Italien) hätten ohne den massiven Druck keine Sanktionen verhängt.

Dass das so ist, sieht man auch daran, dass weltweit nur 35 Staaten anti-russische Sanktionen verhängt haben, während 158 Staaten das nicht getan haben. Die USA konnten nur 35 Staaten zur Verhängung von Sanktionen drängen, sogar Länder wie Südkorea konnten dem Druck widerstehen und haben keine anti-russischen Sanktionen verhängt.

Europäische Werte?

Was heute in Europa als „Werte“ gepriesen wird, sind keine europäischen Werte. Diese Meinung teilt auch Gagin, der mir dazu sagte:

„Es ist verständlich, dass die Ukrainer versuchen, nach Europa zu gelangen – sie wollen in das alte, erfolgreiche Europa. Aber dieses Europa gibt es nicht mehr.
Und die Europäer verstehen, dass das Europa vor dem Marshallplan jetzt wir, Russland, sind. Und deshalb zieht Russland sie an. Sie erinnern sich daran, dass wir sie von dem Joch der Nazis befreit haben. Und jetzt hoffen sie, dass Russland sie vom Joch der USA befreien wird. Russland kann Europa noch einmal vor Faschismus und Sklaverei retten – diesmal vor denen der USA.
Russland ist die einzige Macht der Welt, die ihnen ihre Souveränität zurückgeben kann, die ihnen ihre Kultur zurückgeben kann, die ihnen ein Europa zurückgeben kann, wo es keine Ehen mit Hamstern gibt, keine tausende verschiedene Geschlechter.“

Die spontanen Aktionen an dem zerstörten russischen Panzer sieht Gagin, sehen auch russische Analysten, die dazu im russischen Fernsehen befragt werden, in erster Linie nicht als Protest Deutscher oder anderer Europäer gegen Europa oder für Russland, sondern als die Forderung, ihre eigenen Länder mögen endlich wieder souverän werden und sich auf die Interessen ihrer eigenen Bevölkerung besinnen, anstatt – zum eigenen Schaden – fremden Interessen zu dienen.

Aus diesem Grund haben die Bilder der vielen Deutschen, die am zerstörten russischen Panzer in Berlin rote Nelken, Briefe mit Beileidsbekundungen und sogar eine russische Fahne niedergelegt und sich gegen alle Versuche, diese zu entfernen, gewehrt haben, vielen Russen die schon verloren geglaubte Hoffnung wiedergegeben, dass die Deutschen und die Europäer sich doch noch auf ihre eigenen Interessen besinnen.

Die russische Botschaft in Berlin hat es auf den Punkt gebracht, als sie auf Telegram geschrieben hat:

„Wir danken allen, einschließlich unserer Landsleute in Deutschland, die an dem russischen Panzer Blumen niederlegten. Von nun an steht dieser für den Kampf gegen den Neonazismus in der Ukraine.“

Das hatten sich die Organisatoren der Aktion wohl anders vorgestellt, aber die Menschen in Deutschland haben etwas getan, worauf sie stolz sein können: Sie haben trotz allem Drucks das Richtige getan und sich gegen den ukrainischen Neonazismus gestellt, den die deutsche Regierung leider unterstützt.


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