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Studie zeigt die Macht der Medien über die öffentliche Meinung auf

Published On: 1. März 2023 6:00

Der transatlantische Thinktank „European Council on Foreign Relations“ hat eine Studie veröffentlicht, die – vielleicht ungewollt – gezeigt hat, welche Macht die Medien über die öffentliche Meinung haben. Das schauen wir uns einmal an.

Ich habe die Studie des European Council on Foreign Relations (ECFR) schon in meinem Artikel „Geopolitik und Medien – Die Legende von der Isolierung Russlands“ vom 26. Februar erwähnt und versprochen, auf die Studie noch genauer einzugehen. Die Studie zeigt nämlich nicht nur, dass der Versuch des Westens, Russland international zu isolieren, gescheitert ist. Sie zeigt außerdem deutlich auf, welche Macht die Medien auf die öffentliche Meinung haben, oder in anderen Worten formuliert: Wie mächtig die westliche Propaganda ist.

Ich habe immer wieder darauf hingewiesen, dass es sehr aufschlussreich ist, Medien zu lesen, die nicht zur westlichen Medienblase gehören, die außerhalb der Macht des westlichen Medienkonzern stehen. Das gilt nicht nur für die russischen Medien, aus denen ich hier viel übersetze, um aufzuzeigen, wie in Russland über die aktuellen politischen Themen berichtet wird. Das gilt für die Medien praktisch aller Länder, die nicht zum Machtbereich der USA und damit der westlichen Medien gehören.

Die Studie des European Council on Foreign Relations (ECFR) bestätigt das sehr eindrücklich. Und das ECFR steht wirklich nicht unter dem Verdacht, russische Propaganda zu verbreiten, das ECFR ist den Zielen der Transatlantiker, also den Zielen der US-Eliten, treu ergeben.

Das European Council on Foreign Relations (ECFR) ist das europäische Gegenstück zum amerikanischen Council on Foreign Relations und es hat sich von seiner Gründung 2007 an klar gegen Russland positioniert. Das ECFR hat kürzlich eine Studie veröffentlicht, die auf Umfragen zum Ukraine-Konflikt in Großbritannien, den USA, der Türkei, Russland, China, Indien und neun EU-Staaten beruht. Die Studie trägt den Titel „Der geeinte Westen, getrennt vom Rest: Die weltweite öffentliche Meinung ein Jahr nach Russlands Krieg gegen die Ukraine“ und sie zeigt (wahrscheinlich ungewollt)die Macht der westlichen Medien über die öffentliche Meinung im Westen auf.

Die Studie zeigt nämlich, dass die Meinung über den Ukraine-Konflikt von Menschen, die außerhalb des Machtbereichs der westlichen Medien leben und daher auch andere Informationen bekommen, als die in der westlichen Medienblase gefangenen Menschen, den Ukraine-Konflikt ganz anders sehen. Die westlichen Medienkonzerne sind weltweit aktiv und das gilt auch für die westlichen Staatsmedien (BBC, Deutsch Welle, Radio Liberty, etc.), die Meinung und Argumente des Westens sind also weltweit bekannt.

Anders ist es im Westen, wo nicht-westliche – zum Beispiel russische – Medien immer strenger zensiert und verboten werden. Diese Zensur hat Gründe, wie das öffentliche Meinungsbild in Staaten außerhalb der westlichen Medienblase zeigt. In Ländern, in denen beide Meinungen und Standpunkte – also in diesem Fall die russischen und die westlichen – zur Ukraine-Krise frei zugänglich sind, unterscheidet sich die öffentliche Meinung stark von der öffentlichen Meinung im Westen, wo die russischen Argumente und Standpunkte zensiert werden und der Mehrheit der Menschen daher nicht einmal bekannt sind.

Um das aufzuzeigen, werden wir uns einige der in der Studie behandelten Themen anschauen und vergleichen, wie die öffentliche Meinung in Großbritannien, den USA und EU-Ländern einerseits und in der Türkei und Indien andererseits ist. Hier soll es darum gehen, dass wir die westlichen Staaten mit der Türkei und Indien vergleichen, denn in den beiden Ländern haben die Menschen freien Zugang zu den Argumenten beider Seiten des Konfliktes. Da ich die in der Studie veröffentlichten Grafiken zeigen werde, werden Sie auch sehen, wie man in Russland und China über die genannten Themen denkt.

Krieg beenden, oder fortsetzen?

Die erste Frage, um die es in der Studie ging, war die Meinung der Menschen zu drei Aussagen zum Ukraine-Krieg:

  1. Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine muss schnellstmöglich gestoppt werden, auch wenn das bedeutuet, dass die Ukraine Gebiete an Russland abgibt
  2. Die westliche Dominanz muss zurückgedrängt werden, auch wenn das bedeutet, die russische territoriale Aggression Russlands gegen die Ukraine zun akzeptieren
  3. Die muss alle ihre Gebiete behalten, auch wenn das bedeutet, dass der Krieg länger dauert und mehr Ukrainer getötet und zu Flüchtlingen werden

An den Antworten in den verschiedenen Ländern sieht man deutlich die Macht der westlichen Medien, denn nur im Westen will eine Mehrheit eine Verlängerung des Krieges, auch wenn das den Tod für noch mehr Ukrainer bedeutet. Das ist genau das, was die angeblich am Frieden interessierten westlichen Medien ihren Lesern ununterbrochen einhämmern.

Dass der Krieg schnellstmöglich beendet werden muss, auch wenn die Ukraine dabei Gebiete an Russland verliert, befürworten die Menschen in Indien und der Türkei, also in den Ländern, die die Argumente beider Seiten in ihren Medien präsentiert bekommen. China und Russland liegen dabei interessanterweise zwischen dem Westen einerseits und Indien und der Türkei andererseits, wobei aber auch Russen und Chinesen ein schnellstmögliches Kriegsende bevorzugen.

Die Meinung über Russland

Die nächste Frage war, wie die Menschen in den jeweiligen Ländern über Russland denken. Auch hier wird die Macht der westlichen Propaganda offensichtlich, denn in den westlichen Ländern, wo die Medien massive anti-russische Kampagnen fahren und gleichzeitig die russischen Argumente zensiert sind, ist es eindeutig: Überall im Westen sehen weit über die Hälfte der Menschen Russland als Gegner an, mit dem man sich in einem Konflikt befindet. Wenn man noch diejenigen hinzuzählt, die Russland „nur“ als Rivalen ansehen, dann sind 66 Prozent der Menschen in der EU, 71 Prozent der Menschen in den USA und sogar 77 Prozent der Menschen in Großbritannien anti-russisch eingestellt.

Ganz anders hingegen in Indien und der Türkei. In Indien sehen 51 Prozent der Menschen Russland als Verbündeten an und 29 Prozent als „notwendigen Partner“, das bedeutet, dass in Indien 80 Prozent der Menschen pro-russisch eingestellt sind. In der Türkei sehen zwar nur 14 Prozent Russland als Verbündeten, aber 55 Prozent sehen Russland als „notwendigen Partner“ an, was eine pro-russische Stimmung von 69 Prozent in der Türkei bedeutet.

Welche Länder sind demokratisch?

Die Frage, welches Land die Menschen außerhalb des Westens als demokratisch ansehen, ist besonders interessant, schließlich präsentiert sich der Westen als Hort und Vorkämpfer der Demokratie. Die Menschen außerhalb der westlichen Medienblase sehen das allerdings ganz anders.

57 Prozent der Inder halten ihr Land für das demokratischste Land, auf Platz zwei kommen die USA mit nur 22 Prozent. 36 Prozent der Türken halten ihr Land für das demokratischste Land, auf zwei folgen die USA mit 17 Prozent und auf Platz drei kommt „keines der genannten Länder“ mit 15 Prozent.

Überraschend dürfte für viele, die China nicht kennen, sein, dass die Chinesen ihr Land zu 77 Prozent für das demokratischste Land halten. Wer China kennt, der kann das nachvollziehen, aber das ist ein anderes Thema.

Die Russen sind in der Frage uneins: Dort steht mit 31 Prozent „keines der genannten Länder“ auf Platz eins. Auch das ist für jeden, der Russland kennt, keine Überraschung, aber auf die Gründe einzugehen, wäre – wie auch bei China – ein Thema für einen eigenen Artikel.

Fazit

Ich empfehle jedem Interessierten, sich die Studie selbst anzuschauen, denn ich bin hier nur auf einige der Fragen und Antworten eingegangen. Es ist zum Beispiel auch interessant, dass in keinem Land – auch den westlichen – mehr als 20 Prozent der Menschen glauben, es ginge bei der Unterstützung des Westens für die Ukraine um die Verteidigung der territorialen Integrität der Ukraine. Und – auch interessant – nur in Indien glaubt die größte Gruppe, dass es den USA und der EU um die „Verteidigung der Ukraine als Demokratie“ geht. Selbst im Westen glaubt das nur eine Minderheit.

In jedem Fall zeigt die Studie sehr anschaulich, welche Macht die Medien bei der Bildung der öffentlichen Meinung haben. Und sie zeigt, dass die von westlichen Medien verbreiteten Narrative über den Krieg in der Ukraine und über Russland im Rest der Welt, wo die Menschen inzwischen viel freieren Zugang Informationen haben, als im Westen, der immer rigoroser zensiert, nicht geglaubt werden. Das sagt ja auch der Titel der Studie schon: „Der geeinte Westen, getrennt vom Rest“

Das ist der Grund, warum im Westen immer mehr und strenger zensiert wird, warum russische Medien im Westen verboten werden und warum auch sozialen Medien immer rigoroser gegen abweichende Meinungen vorgehen: Der Westen hat Angst vor den Argumenten der „anderen Seite.

Aber Angst vor Argumenten hat der, dessen Argumente schwächer sind.


In meinem neuen Buch „„Putins Plan – Mit Europa und den USA endet die Welt nicht – Wie das westliche System gerade selbst zerstört ““ gehe ich der der Frage, worum es in dem Endkampf der Systeme – den wir gerade erleben – wirklich geht. Wir erleben nichts weniger als den Kampf zweier Systeme, in dem Vladimir Putin der Welt eine Alternative zum neoliberalen Globalismus anbietet. Wurden die Bürger im Westen gefragt, ob sie all das wollen, ob sie zu Gunsten des neoliberalen Globalismus auf ihren Wohlstand und ihre Freiheiten verzichten wollen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich hier direkt über den J.K. Fischer Verlag bestellbar.

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