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Was über die Vergiftung von Schülerinnen im Iran bekannt ist

Published On: 15. März 2023 17:10

Der Westen fordert, die Vergiftungen von Schülerinnen im Iran international zu untersuchen. Was ist über die Vergiftungen bekannt?

Der Westen wirft dem Iran vor, die Regierung stecke hinter den Vergiftungen von Schülerinnen in dem Land, weil die sich kritisch zur Regierung geäußert hätten. Da diese Vergiftungen im Iran zu Unruhe und Protesten geführt haben, ist das mehr als unwahrscheinlich, denn die iranische Regierung hat, nachdem die Protestwelle der letzten Monate endlich abgeebbt ist, vor allem ein Interesse daran, dass Ruhe im Land einkehrt.

Ich will das nicht weiter kommentieren, sondern übersetze eine Analyse der TASS, in der zusammengetragen wurde, was über die Vergiftungen im Iran bekannt ist.

Beginn der Übersetzung:

Mysteriöse Vergiftungen: Iran untersucht Verbrechen an Tausenden von Schulmädchen

In den letzten Monaten gab es im Iran Fälle von Massenvergiftungen von Mädchen an Schulen, angeblich mit einer allgemein zugänglichen chemischen Substanz. Tausende von ihnen sollen einer unbekannten Substanz ausgesetzt gewesen sein.

Die Regierung vermutet, dass religiöse Gruppen, die gegen die Ausbildung von Mädchen in Schulen sind, dahinter stecken könnten. Westliche Länder fordern unterdessen eine unabhängige Untersuchung. Die TASS berichtet darüber, was über die mysteriösen Vergiftungen von Iranerinnen bekannt ist und wer dafür verantwortlich gemacht werden kann.

Tausende von Vergiftungen innerhalb weniger Monate

Über Monate hinweg hat sich eine Geschichte von mysteriösen Massenvergiftungen von Schulkindern im ganzen Land im Iran abgespielt. Mohammad Hassan Asfari, Mitglied der parlamentarischen Untersuchungskommission, berichtete am 6. März, dass bereits mehr als 5.000 Kinder aus 230 Schulen in 25 Provinzen betroffen seien. Er sagte, dass es die meisten Vergiftungsfälle bei Mädchen gegeben habe.

Der erste derartige Vorfall wurde im November letzten Jahres in der Stadt Qom gemeldet: 44 Schülerinnen wurden damals ins Krankenhaus gebracht. Auch die Vergiftung von drei Mitarbeiterinnen der Bildungseinrichtung wurde gemeldet. Darüber hinaus wurde berichtet, dass 30 Schülerinnen in Urmia betroffen waren und mehr als 120 Mädchen in Hamadan und Kebudrahengot über Übelkeit, Müdigkeit und Schwindel klagten.

Ähnliche Vergiftungen sind seither in anderen Schulen in verschiedenen Städten des Iran aufgetreten: in Teheran, Boroujerd in der westlichen Provinz Lorestan und in der nordwestlichen Stadt Ardebil. Bei jedem Vorfall wurden Dutzende von Schülerinnen verletzt, und einige mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Im Februar wurden 20 Schülerinnen in Lorestan mit Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus eingeliefert. Gerichtsmedizinische Untersuchungen ergaben, dass die Ursache der Intoxikation Gift war. Im Teheraner Vorort Pardis wurden am 28. Februar 35 Schülerinnen und in Ardabil wurden am 1. März 105 Kinder mit ähnlichen Symptomen ins Krankenhaus gebracht.

Vergiftung mit Gas?

Laut Al Jazeera litten die Schülerinnen, die der unbekannten Substanz ausgesetzt waren, unter Kopfschmerzen und Übelkeit, und iranische Medien berichteten, dass einige von ihnen vorübergehend gelähmte Gliedmaßen hatten.

Ausländische Medien berichteten sogar über den Tod eines Schulmädchens in Qom, doch das staatliche Fernsehen sprach mit dem Vater und dem Arzt des Mädchens, die erklärten, sie sei an einer akuten Infektion und nicht an einer Vergiftung gestorben.

Nach Angaben von Al Jazeera berichteten einige der betroffenen Schülerinnen, sie hätten seltsame Gerüche gerochen, die an verfaulte Mandarinen oder starke Parfüms erinnerten, bevor ihnen schlecht wurde. Laut mehreren iranischen Medienberichten sahen die Schülerinnen vor der Vergiftung, wie seltsame Gegenstände auf den Schulhof geworfen wurden.

Eine Zeit lang schenkten weder die Schulbehörden, die Schulleitung noch das Gesundheitsministerium der Situation große Beachtung und erklärten, die Schülerinnen seien „in Panik geraten“ oder hätten nur „leichte“ Symptome gehabt.

Doch schließlich stellte sich heraus, dass es sich um eine ernste Situation handelte. Der iranische Präsident Ebrahim Raisi ordnete am 6. März die Einsetzung einer Arbeitsgruppe zur Untersuchung der Vorfälle an.

„Nach den eingegangenen Informationen, die noch nicht zu 100 Prozent bestätigt werden konnten, waren die Vergiftungen in einigen Fällen auf die Freisetzung eines bestimmten Gases zurückzuführen, das von Ort zu Ort unterschiedlich war. Zum Beispiel wurde manchmal ein fauliger Geruch einer bestimmten Obstsorte wahrgenommen. Derzeit laufen Untersuchungen, um die Art der Vergiftung und die verursachende Substanz zu ermitteln“, so Mohammad Hassan Asfari.

Laut dem iranischen Innenminister Abdolreza Rahmani Fazli haben die Ermittler verdächtige Proben gefunden, die nun untersucht werden.

Der stellvertretende iranische Gesundheitsminister Younes Panahi erklärte, dass es sich bei den Chemikalien, mit denen die Schulkinder vergiftet wurden, nicht um militärische Chemikalien handelte, so dass die Opfer nicht intensiv behandelt werden mussten; ein großer Prozentsatz der Vergiftungen durch die verwendeten chemischen Stoffe ist behandelbar.

Einer der Ärzte, die an der Behandlung der Opfer beteiligt waren, erklärte gegenüber The Guardian unter der Bedingung der Anonymität, dass die Ursache der Vergiftung ein schwacher phosphororganischer Wirkstoff sein könnte – darauf deuten die Ergebnisse hin.

Medien berichteten, die Vergiftung an einer der Schulen sei durch Pfefferspray verursacht worden.

Reuters berichtete unter Berufung auf einen hochrangigen Beamten, dass ein Benzintankwagen in der Nähe einer Schule in einem Vorort von Teheran gesichtet wurde und in zwei weiteren Städten auftauchte. Es wird vermutet, dass er in den Giftanschlag verwickelt war. Sowohl der Tankwagen als auch sein Fahrer wurden bereits festgenommen.

Wer trägt die Schuld?

Mehr als hundert Personen wurden am 11. März in elf iranischen Provinzen wegen des Verdachts auf Beteiligung an den Vergiftungen festgenommen. In einer Erklärung des Innenministeriums, die von der Nachrichtenagentur IRNA zitiert wird, heißt es, einige der Festgenommenen würden beschuldigt, giftige Substanzen verwendet zu haben, um Angst unter den Bürgern zu säen und Schulschließungen zu provozieren, um in der Öffentlichkeit Misstrauen gegenüber der Regierung zu schüren.

„Zu den Verhafteten gehören Personen, die aus Unfug oder Abenteuerlust und mit dem Ziel, Schulen zu schließen, und unter dem Einfluss der erzeugten psychologischen Atmosphäre Handlungen wie die Verwendung stark riechender und harmloser Substanzen und so weiter begangen haben“, heißt es in dem Dokument.

Die Strafverfolgungsbehörden überprüfen die Personen mit feindlichen Motiven auf mögliche Verbindungen zu terroristischen Gruppen.

Nach Angaben der FAZ wurden seit Mitte letzter Woche keine weiteren Fälle von Vergiftungen von Schülerinnen gemeldet.

Der iranische Oberste Führer Ali Khamenei hat die Todesstrafe für die an den Vergiftungen beteiligten Personen gefordert. Er sagte, es handele sich um ein schweres Verbrechen und es dürfe in dieser Situation keine Nachsicht geben.

Anfang März machte Ebrahim Raisi Feinde Teherans für die Welle von Vergiftungen von Schulmädchen verantwortlich. Er bezeichnete sie als ein Projekt, das das Land ins Chaos stürzen und Angst und Unsicherheit unter Eltern und Schülern verbreiten soll. Die Unruhen haben bereits begonnen: Empörte und besorgte Eltern sind auf die Straße gegangen, um zu protestieren. Sie zogen vor das Gebäude des Bildungsministeriums in der iranischen Hauptstadt. Die Anti-Vergiftungs-Kundgebung wurde schließlich zu einer Anti-Regierungs-Demonstration. Ähnliche Proteste fanden in zwei anderen Stadtteilen Teherans und in anderen Städten, darunter Isfahan und Rasht, statt.

Raisi hat sich nicht dazu geäußert, wen genau er als Feinde Teherans einstuft, aber wie Reuters berichtet, beschuldigt die iranische Führung regelmäßig die USA und Israel, gegen sie zu handeln.

Bereits Ende letzten Jahres hatte Raisi die USA und westliche Länder beschuldigt, die regierungsfeindlichen Proteste im Iran durch die Verbreitung von Gerüchten und Desinformationen zu schüren. Die Erklärung wurde vor dem Hintergrund der Proteste abgegeben, die in dem Land Mitte September 2022 wegen des Todes einer jungen Iranerin, Mahsa Amini, ausgebrochen waren, nachdem sie von der Sittenpolizei festgenommen worden war, weil sie nicht ordnungsgemäß einen Hidschab getragen hatte. Daraufhin begannen die Iraner gegen die Einmischung des Staates in das Leben der Bürger zu protestieren und forderten den Rücktritt der Regierung. Im November letzten Jahres verabschiedete der UN-Menschenrechtsrat auf einer Sondersitzung in Genf eine Resolution zur Einrichtung einer internationalen Mission zur Untersuchung der Menschenrechtsverletzungen während der Proteste im Iran. Das Dokument wurde von den USA und anderen westlichen Ländern aktiv unterstützt.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, könnten die Vergiftungsfälle von Schülern mit diesen Protesten in Verbindung stehen, da die Schülerinnen aktiv daran teilnahmen. Sie legten in den Klassenzimmern ihre Hijabs ab, zerrissen Bilder von Ali Khamenei und wünschten ihm den Tod.

Das Weiße Haus hat eine unabhängige Untersuchung der Serie von Vergiftungen in iranischen Schulen gefordert. „Wenn diese Vergiftungen mit der Teilnahme an den Protesten in Verbindung stehen, fällt das unter das Mandat der unabhängigen UN-Untersuchungsmission im Iran“, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses Karine Jean-Pierre.

Der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian kritisierte seinerseits einige westliche Offizielle für ihre Reaktion auf die Serie von Vergiftungen. „Die interventionistische Reaktion einiger westlicher Offizieller auf den mutmaßlichen Giftanschlag auf iranische Schülerinnen ist Teil der laufenden feindlichen hybriden Kriegsführung. Das große iranische Volk kennt die Krokodilstränen sehr gut!“, erklärte er.

Es gibt jedoch auch eine andere Version der Geschichte. Iranische Politiker vermuten, dass es den Angreifern um die Schließung der Mädchenschulen geht. Einige haben Parallelen zu den Anschlägen der Taliban in den 2000er und 2010er Jahren gezogen, bei denen Schulmädchen vergiftet wurden, um sie daran zu hindern, eine Ausbildung zu bekommen.

Das iranische Innenministerium erklärte, die Verdächtigen stünden möglicherweise in Verbindung mit einer linken iranischen Oppositionsgruppe im albanischen Exil. Die Ermittlungen zu den Verbindungen der Verdächtigen zu Terrororganisationen wie der Mojahedin-e-Khalq-Organisation des iranischen Volkes, die in Iran als terroristische Organisation gilt, dauern noch an.

Ende der Übersetzung


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