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Übernahme der CS: «Bananenrepublik» Schweiz

Published On: 21. März 2023 12:22

Veröffentlicht am 21. März 2023 von KD.

167 Jahre alt ist sie geworden, doch ehrwürdig ist die Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS) schon länger nicht mehr. Nun ist sie Geschichte: Sämtliche Massnahmen, die nach der UBS-Rettung im Jahre 2008 eingeführt wurden, um den Untergang einer «systemrelevanten» Bank zu verhindern, haben sich als nutzlos erwiesen: Wie alle Welt nun weiss, teilten Bundesrat und Nationalbank am Sonntagabend in einer Medienkonferenz mit, dass die CS von ihrer Rivalin UBS geschluckt wird.

Skandalös ist dabei alles: Dass es überhaupt so weit kommen konnte, die Modalität der Übernahme sowie die Kommunikation dazu. René Zeyer kommentiert auf Inside Paradeplatz: «Der Schweiz fehlt zur Bananenrepublik nur noch eins: Bananen.» Die vom Bundesrat verkündete «beste Lösung» sei «eine Schweinerei».

Noch im März 2022 schrieb die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA in ihrem Jahresbericht 2021, dass die beiden Schweizer Grossbanken CS und UBS aufgrund der Zahlungsschwierigkeiten der US-amerikanischen Archegos Capital Management LLC sehr hohe Verluste erlitten hätten. Die CS musste gar 5,5 Milliarden Dollar abstreichen. Die FINMA ordnete deswegen bei der CS unter anderem «risikoreduzierende Massnahmen», «Kapitalzuschläge» sowie «Kürzungen oder Sistierungen von variablen Vergütungskomponenten» an.

Zudem habe die FINMA in Zusammenarbeit mit den betroffenen ausländischen Aufsichtsbehörden «Arbeiten zur Aufarbeitung der Vorfälle sowie zur Stärkung des Risikomanagements und der Risikokultur» aufgenommen. Dennoch hiess es, die Grossbanken hätten aufgrund der Risiken am Finanzmarkt «hohe Sicherheitspuffer für Kapital und Liquidität vorzuhalten». Die FINMA weiter:

«Die prudenziellen Anforderungen der Schweizer Regulierung sind international führend und erwiesen sich erneut als angemessen und notwendig.»

Letzten Sonntag verkündete die FINMA dann plötzlich, dass das zusätzliche Kernkapital (AT 1) der Bank von nominal 16 Milliarden Franken auf Null abgeschrieben wird. Dies, wie Zeyer schreibt, «nachdem sie monatelang die Hände in den Schoss gelegt hatte und selbst absurde Aussagen des CS-VR-Präsidenten Lehmann durchwinkte, dass der Kapitalabfluss gestoppt, gar rückgängig gemacht werden konnte».

Vom Parade- zum Schrottplatz

Anzeichen, dass die CS in eine arge Schieflage geraten war, gab es indes genug, und das nicht erst seit kurzem. Allein schon der Werteverlust der CS-Aktie spricht Bände: 2007 war sie noch über 80 Franken wert, doch bereits 2011 rutschte sie erstmals unter 20 Franken. Danach kam sie nie mehr über 27 Franken und fiel langfristig weiter. Letzte Woche erreichte sie dann die Talsohle und stürzte auf unter 2 Franken ab.

Und dass die Manager es mit dem Gesetz oft nicht so genau nahmen, belegen die zahlreichen Bussen, welche der Bank aufgebrummt wurden. Sogar SRF bezeichnete die CS letzten Oktober als «Bussen-Sammlerin» – und berechnete die Strafen auf insgesamt fast 12 Milliarden Franken. Angesichts der vielen Skandale und neuen Chefs, definierte sogar die Bilanz im Februar 2022 die CS als «ewiges Tollhaus».

Zum läppischen Preis von 3 Milliarden Franken schnappt sich die UBS also die CS, welche 2007 einen Börsenwert von 100 Milliarden Franken hatte. Der Bund – also der Steuerzahler, notabene, ohne gefragt zu werden – spricht der CS eine Verlustgarantie von 9 Milliarden Franken aus. Und die Schweizerische Nationalbank (SNB) stellt für die Übernahme bis zu 200 Milliarden Franken Liquiditätshilfe zur Verfügung. Dies, nachdem sie der CS letzte Woche bereits 50 Milliarden nachgeworfen hatte, um deren Untergang zu vermeiden.

Die 9 Milliarden der Steuerzahler würden zwar erst zum Einsatz kommen, falls die UBS durch die Übernahme mehr als 5 Milliarden Verluste schreibt, doch: 3 Milliarden plus 5 Milliarden ergibt 8 Milliarden, was der Börsenkapitalisierung der CS am Freitagabend entsprach. Zeyer meint dazu:

«Wenn jetzt aber diese 5 Milliarden Verlust nicht eintreten, ist der CS-Aktionär nicht an diesem ‹Mehrwert› mehr beteiligt, weil er zu 0.75 Franken pro Aktie inzwischen zum UBS-Aktionär wurde.»

Der Schweizer Journalist und Noch-Nationalrat der Partei SVP, Roger Köppel, zeigte sich hinsichtlich dieser Ereignisse «schockiert, entsetzt, enttäuscht und empört». Es sei eine «jämmerliche Vorstellung der Behörden in Bern». Die Schweiz habe das Selbstvertrauen und die Selbstachtung verloren. Deren Politik, Nationalbank und Bundesrat seien nicht mehr in der Lage, hinter dem Schweizer Finanzplatz zu stehen. Sie hätten den Tod der CS zugelassen und sie «verscherbelt», für einen «babananrepublikmässigen, vielleicht illegalen Schleuderpreis von ein paar Rappen pro Aktie».

Köppel zufolge wurde die CS von ihren Managern in den letzten zehn Jahren in Grund und Boden hineingewirtschaftet – von «Euroturbos und FDP-Bonzen, die vom Bankgeschäft nicht die geringste Ahnung haben». Und sie hätten sich auch noch die Taschen gefüllt: Ein einzigartiges Trauerspiel sei das.

Notrecht auf internationalen Druck

Dazu gehört, dass nach Schweizer Recht die Aktionäre der CS und der UBS über die Übernahme hätten abstimmen sollen. Schliesslich fällt die CS-Aktie dadurch von um die 2 Franken auf nur noch 75 Rappen, den von der UBS angebotenen Preis. Das verhinderte der Bundesrat kurzerhand, indem er wieder einmal das Notrecht ausrief: Im Grunde eine Zwangsenteignung der CS-Aktionäre und -Stakeholder. Köppel erachtet das als ein «Symbolbild für diese verlotterte Schweiz, für diese Lumpenschweiz».

Gemäss Zeyer verstossen diese Entscheidungen gegen die Eigentumsgarantie, das Aktienrecht und «einen ganzen Strauss weiterer Gesetze». Er weist auch darauf hin, dass die Saudi National Bank erst vor kurzem bei einem Kaufpreis von 4 Franken pro Aktie rund 10 Prozent der CS erwarb. Er erachtet es als «ungeheuerlich», einen Grossaktionär «mal kurz per Notverordnung weitgehend zu enteignen und ihm sogar das Recht zu nehmen, dagegen zu protestieren». Er wäre nicht verwundert, wenn Saudi-Arabien auf Staatshaftung klagen würde.

Pikant: In der Medienkonferenz am Sonntag bezeichnete Finanzministerin Karin Keller-Sutter diese Rechtswidrige Aktion als «beste Lösung» – dieselbe Frau, die 2014 als Ständerätin eine Motion zur Einführung eines Trennbankensystems ablehnte. Ein solches System hätte nämlich diesen Schlamassel der CS verhindert.

Denn ein wesentlicher Grund der CS-Talfahrt waren risikoreiche Investitionen, wie zum Beispiel die sogenannten Leveraged Buyouts Loans, welche die CS hält (wir berichteten). Dabei handelt es sich um riskante Kredite für Unternehmensübernahmen, die gebündelt auf den Finanzmarkt geworfen werden, um das Risiko angeblich zu minimieren – genauso wie mit den Subprime-Krediten verfahren wurde, die zur Finanzkrise 2008 geführt hatten. Aufgrund gestiegener Zinsen sind diese Finanzinstrumente nun unattraktiv geworden und der Markt ist eingebrochen.

Klar ist jedenfalls, dass diese «beste Lösung» zwischen UBS, CS, Nationalbank und Bund durch internationalen Druck, insbesondere aus Washington und London, zustande gekommen ist. Um eine internationale Finanzkrise abzuwenden, sollte die «Too big to fail»-Regulierung nicht zum Tragen kommen. Diese hätte nämlich eine Abspaltung und Abwicklung maroder Bereiche der «systemrelevanten» CS zur Folge gehabt. Und das hätte auch deren Investmentbanking in den USA und anderen Ländern betroffen. Dennoch schwafelte Karin Keller-Sutter in der Medienkonferenz irgendetwas über «nationale Interessen».

Wie schon bei «Corona» und dem Krieg in der Ukraine zeigt sich, dass die Schweiz nicht (mehr) autonom handelt. So überrascht es nicht, dass die internationalen Zentralbanker die Übernahme der CS begrüssen.

Diesbezüglich war am Sonntag auch interessant zu beobachten, dass die durchgesickerten Informationen von Bloomberg und von der Financial Times verbreitet wurden. So fragt man sich, wo der Leak ist und – wenn schon einer besteht – warum er nicht stattdessen zu nationalen Medien führte. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

So vermieden es die Verantwortlichen in der Pressekonferenz tunlichst, von einem Bail-out zu sprechen. Mehr noch, Finanzministerin Karin Keller-Sutter machte klar: «Das ist eine kommerzielle Lösung, kein Bail-out». Neusprech lässt grüssen.

Die beste aller Banksterwelten

Und ist es nun die «beste Lösung»? Das hängt davon ab, für wen. Zeyer nennt sie ein «Gemurkse, an dem die UBS im besten Fall einen zweistelligen Milliardenbetrag verdienen und der Steuerzahler im schlechtesten Fall einen solchen verlieren wird». Da hätte man die CS auch verstaatlichen können. Doch eben, das wäre nicht die beste Lösung für die «Bankster» gewesen.

Jedenfalls berichtete Cash noch am Sonntag um 15:28 Uhr, der Bund erwäge, die CS vollständig zu verstaatlichen. Dies, aufgrund der «Komplexität der Materie im Zusammenhang mit einer UBS-Übernahme». Zeyer meint zur «kommerziellen Lösung»:

«Diejenigen, die das ganze Schlamassel verursacht haben, können sich mit gefüllten Taschen vom Acker machen. Die UBS wird sich höchstwahrscheinlich am Deal dumm und krumm verdienen, ohne dass der CS-Aktionär oder der Steuerzahler etwas davon hätte. Das alles ist schlimm.»

Es muss schon manches im Argen liegen, wenn selbst die wirtschaftsliberale NZZ einen Beitrag über den Deal der beiden Schweizer Aushängeschilder des Schweizer Finanzplatzes betitelt: «Ein Zombie ist weg, doch ein Monster entsteht.» Zeyer fragt:

«Wenn die Landesregierung schon bei der Abwicklung der zweitgrössten Bank der Schweiz dermassen versagt, wie wird das wohl, wenn die aufgeblähte UBS wieder in Schieflage geraten sollte?»

Der Journalist bemängelt auch, dass an der Pressekonferenz eine Haftung der «Oberpfeifen an oberster Stelle bei der CS, die diese einstmals stolze Bank ins Verderben missmanagten», kein Thema war. Und er stellt weitere wichtige Fragen. Die Antwort liefert er auch gleich mit:

«Wenigstens teilweise Rückzahlung der Milliarden-Boni, die diese Versager in den 14 Jahren seit der Finanzkrise eins vom Jahr 2008 kassierten? Kein Wort dazu. Was soll mit den vielen tausend Angestellten der CS in der Schweiz passieren? Mit dem 50-jährigen Anlageberater, der 55-jährigen Sachbearbeiterin? Kümmert Bundesrat, SNB, FINMA, den Bundesrat und die beteiligten Bankenlenker einen feuchten Dreck.»

Eines ist sicher: Sollte sich dieses Erdbeben zu einem grösseren Finanz-Tsunami ausweiten, wird dieser genutzt werden, um bestimmte Pläne durchzudrücken. Dazu gehört in erster Linie das digitale Zentralbankgeld und die damit verbundene Abschaffung des Bargeldes. Das, was die Bürger unter normalen Umständen nicht akzeptieren würden, wird dann als «beste Lösung» dargeboten – pardon, per Notrecht oktroyiert.

Bananen wachsen in der Schweiz keine. Angesichts des verquirlten Käses, den die Verantwortlichen an der Pressekonferenz und im Vorfeld des CS-Absturzes verzapften, würde es somit nicht überraschen, wenn sich künftig auch der Begriff «Fonduerepublik» etablieren würde. In diesen «woken» Zeiten wäre das sowieso passender als «Bananenrepublik», in diesem Falle zurecht.

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