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Das andere «Wort zum Sonntag» oder: Das ist nicht normal!

Published On: 2. April 2023 1:46

Veröffentlicht am 2. April 2023 von LM.

Das ganze Buch von Ralf Schuler ist eigentlich gar nichts Besonderes. Auf seinen gut zweihundert Seiten reiht der Autor lediglich seine Beobachtungen in der – wie es andere genannt haben – «Irrenanstalt ohne Dach drüber» aneinander und zeigt auf, wie die neue «Generation Gleichschritt» funktioniert.

«Nichts Besonderes»? Nein; da verschafft nur einer, der dem Irrsinn repressivster «Toleranz» nicht erlegen ist, sich und seine Lesern die Luft, die ihm eine Genderkeule und die Einfalt der Vielfalt tagtäglich zu nehmen drohen, mit zunehmendem Erfolg.

Also doch etwas Besonderes, dieses herzhafte Büchlein? So herum gesehen, durchaus.

Eben dieses zwiespältige Erstaunen war auch dem Autor selber widerfahren. In einer Redaktionssitzung des Axel-Springer-Verlages hatte er sich mit klaren und vernünftigen Argumenten gegen eine Buntifizierung des Betriebes im Sinne entsprechender Aktivisten gewandt, fast als einziger. Kurz darauf kündigte er seine langjährige Stelle.

Es dauerte nicht lange, da «brach mein Handy schier zusammen unter Hunderten eingehender Mails, Nachrichten, Anrufen, die durchweg Bedauern, vor allem aber Respekt für die Konsequenz meines Schrittes ausdrückten». Von allen Seiten seien diese Reaktionen gekommen.

Schulers Rückfrage: «Warum gratulierte man mir zu Gradlinigkeit und Konsequenz, obwohl mir ja niemand öffentlich den Mund verboten hatte?» Anscheinend hatte er mit seinen Voten einen weitverbreiteten «Bodennebel» durchstoßen. Und so deutet er «die Resonanz darauf (…) auch als Ausdruck des unterschwelligen Bedürfnisses nach Unverbogenheit, das zu verkörpern ich gar nicht vorgehabt hatte» (Seite 30).

Dieser Satz ist mir der Schlüsselsatz des ganzen Buches. Er bedeutet ein Mehrfaches:

  • Das Verbogene hat sich als normal etabliert. Der krumme Rücken gilt als «gradlinig» – in einer Linie mit den Vorgaben des Zeitgeistes und seiner Sturmtruppen innerhalb und ausserhalb der Redaktionen.
  • Viele Menschen haben sich eine Ahnung von einer anderen Haltung bewahrt, in der sie vielleicht selber einmal unterwegs waren oder die sich ihnen von weiter innen heraus als die angemessene, richtige, wahre darstellt.
  • Mit einem Mal spiegelt ihnen das Verhalten eines Menschen in ihrer Nähe dieses verblasste Ideal wider. Daraufhin wirft ihm ihre vom Zeitgeist zerzauste Seele den Anker einer Selbstvergewisserung zu.
  • Wer hingegen selber auf Kurs geblieben ist, den überrascht diese Anhängerschaft gleichsam aus dem Nichts.

Zum Guten sagt mir das: Der Mensch braucht Vorbilder, an denen er sich wieder aufrichten kann. «Das geformte Leben zieht immer (…) formloseres Leben an», schreibt Eugen Rosenstock-Huessy (Des Christen Zukunft oder Wir überholen die Moderne, Seite 262). Dann wäre dann die Diakonie der Einsamen.

Zum Unguten lese ich daraus: Die Menschen als Masse, das ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Denn «Ideologien (…) reduzieren den Menschen auf das Minimum der Zustimmung: auf das reine Ja-Sagen», stellt Hans Freyer fest (Theorie des gegenwärtigen Zeitalters, Seite 142).

Noch einmal Freyer: «Nachgeben aber heißt entweder elastisch sein oder sich verformen lassen, und für beides gibt es eine Grenze» (ebd., Seite 159). Wenn sie überschritten wird, bleibt im besseren Fall die Erinnerung an einstige Unverbogenheit. Andere Menschen können einem diesen verschütteten Gedanken wieder ans Licht holen, doch eigene Stärke und freimütigen Stand hätte man damit noch nicht gewonnen.

Wir beugen unsere Knie entweder vor Menschen oder vor dem lebendigen Gott. Sie vor Gott zu beugen, heißt hingegen, vor Menschen aufrecht stehen.

Und so schreibt denn auch Schuler im letzten Kapitel seines Buches:

«Eine Gesellschaft, die ihr Verhältnis zu jenen spirituellen Koordinaten nicht mehr zu reflektieren vermag, denen sich ihr Wertekanon maßgeblich verdankt, wird unversehens zu ideologischen und utopistischen Engführungen verleitet oder auf ängstlich-restriktive Bestandswahrung auf Kosten von Freiheit und Individualität bedacht sein.» (Seite 228)

«Friede – das Volk der Bibel nennt es Schalom – erwächst vielmehr aus der Versöhnung auf dem Boden der Wahrheit.» (Seite 229)

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Wort zum Sonntag vom 26. März 2023: «Wir aber wollen leben»

Lothar Mack war als Gemeindepfarrer und bei verschiedenen Hilfswerken und Redaktionen tätig. Sein kritischer Blick auf Kirche und Zeitgeschehen hat ihn in die Selbständigkeit geführt. Er sammelt und ermutigt Gleichgesinnte über Artikel und Begegnungen und ruft auch an Kundgebungen zu eigenständigem gläubigem Denken auf.

Telegram-Kanal: @StimmeundWort
Website: www.stimme-und-wort.ch

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