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Russland sagt einen Teil der Veranstaltungen am 9. Mai ab

Published On: 25. April 2023 5:00

Am 9. Mai wird in Russland der Sieg über Nazideutschland gefeiert, was in Russland einer der wichtigsten Feiertage ist. In diesem Jahr werden einige Massenveranstaltungen jedoch wegen Terrorgefahr abgesagt.

Der 9. Mai ist in Russland einer der wichtigsten Feiertage, weil der Zweite Weltkrieg in Russland immer noch präsent ist. Die Sowjetunion, deren Rechtsnachfolger Russland ist, hat in dem Krieg 27 Millionen Menschen verloren. Das bedeutet, dass jedes zweite Opfer des 2. Weltkrieges aus der Sowjetunion kam. Dieser Blutzoll hat in Russland Spuren hinterlassen und selbst junge Menschen, die keine Kriegsveteranen mehr kennengelernt haben, wissen genau, wo ihre Vorfahren gekämpft oder den Krieg durchlitten haben. Diese Erinnerungen werden in Russland von Generation zu Generation weitergegeben.

Die Feiern zum 9. Mai sind in Russland ein Volksfest, dessen Ausmaße man es sich in Deutschland kaum vorstellen kann. Dabei dominiert aber kein Hass auf Deutsche, sondern Stolz auf das von den Vorfahren erreichte. Besonders beeindruckend ist dabei jedes Jahr das „unsterbliche Regiment“, bei dem Menschen mit Plakaten mit Bildern ihrer Vorfahren, die im Krieg gekämpft haben, durch die Stadt ziehen. In Petersburg, wo ich lebe, ziehen die Menschen eng an eng über eine vierspurige Straße im Stadtzentrum und der Zug dauert Stunden. Wenn Millionen Menschen mit diesen Bildern an einem vorbeiziehen, bekommt ein Gefühl für die vielen Menschen, die in dem Krieg gelitten haben, wie es keine Doku vermitteln kann. Und das sind nur die Menschen einer Stadt…

Diese Massenveranstaltung, die am 9 Mai in jeder russischen Stadt stattfindet, wurde nun in ganz Russland abgesagt, was bei deutschen „Qualitätsmedien“ wie n-tv zu Artikeln voller Unwahrheiten geführt hat. n-tv hat über diese Meldung unter der Überschrift „Leere Panzer-Lager? – Moskau sagt Gedenkveranstaltungen am 9. Mai ab“ berichtet und dabei alles in einen Topf geworfen.

So wurde dem deutschen Leser, der nicht weiß, wie diese Feierlichkeiten in Russland ablaufen, suggeriert, die Feierlichkeiten zum 9 Mai würden in Russland generell abgesagt, was unwahr ist, denn die Feierlichkeiten bestehen aus zwei Bestandteilen: Erstens den Militärparaden, die am Vormittag des Tages in jeder größeren russischen Stadt stattfinden, und zweitens dem Umzug des „unsterblichen Regiments“, der am Nachmittag oder frühen Abend stattfindet.

Die Militärparaden werden jedoch – nach jetzigem Stand – stattfinden, sie wurden lediglich in den an die Ukraine angrenzenden russischen Regionen abgesagt, weil es in letzter Zeit immer wieder Überfälle ukrainischer Terrorgruppen auf russische Dörfer in den Grenzregionen und auch Beschuss ziviler Ziele in diesen Regionen gegeben hat. Um zu verhindern, dass die Feierlichkeiten und die Menschenmassen von der ukrainischen Armee als Ziele missbraucht werden, sind die Paraden und Feierlichkeiten am 9. Mai in den an die Ukraine angrenzenden Regionen abgesagt worden. Das gilt auch für die Krim, die immer wieder das Ziel ukrainischer Drohnenabgriffe ist.

Im restlichen Russland sind die Paraden hingegen nicht abgesagt, womit sich der n-tv-Artikel als das entlarvt, was er ist – als Desinformation. n-tv suggeriert nämlich, Russland habe womöglich nicht mehr genug Panzer für die Paraden, was der Grund für die Absage der Paraden sei:

„Der US-Thinktank „Atlantic Council“ weist im Zusammenhang damit auf Vermutungen hin, laut denen Moskau immer weniger Panzer zur Verfügung stehen und der Kreml es vermeiden möchte, die eigenen Verluste deutlich zu machen.“

Was allerdings in ganz Russland abgesagt wurde, sind die Umzüge des „unsterblichen Regiments“. Der Grund ist offensichtlich: Wenn sich in allen russischen Städten hunderttausende Menschen versammeln, um ein Volksfest zu feiern, ist die Gefahr von Terroranschlägen groß und bei solchen Menschenmassen sind Sicherheitskontrollen unmöglich. In Russland gibt es auch Unterstützer der ukrainischen Regierung, wie die Terroranschläge der letzten Zeit gezeigt haben. Außerdem sind die Grenzen nach Russland immer noch offen, weshalb es für ukrainische Terroristen kein großes Problem ist, nach Russland zu kommen.

Dass der Grund für die Absage des „unsterblichen Regiments“ Sicherheitsbedenken sind, wurde auch offen kommuniziert. Auf der Seite der Organisatoren wurde am 20. April gemeldet:

„Das diesjährige Unsterbliche Regiment wird aus Sicherheitsgründen in einem anderen Format abgehalten“

Dass man überall auf der Welt, auch in Russland, versucht, schlechte Nachrichten „schön zu verpacken“, ist nicht neu. So will man die Erinnerung an die Opfer der Zweiten Weltkrieges in diesem Jahr in Russland nicht mit dem beliebten großen Umzug feiern, sondern indem Autos entsprechend geschmückt und Fahnen oder Bilder aus den Fenstern gehängt werden. Das kann auch zu beeindruckenden Bildern führen, aber es ändert nichts daran, dass das gewohnte „unsterblichen Regiment“ in diesem Jahr nicht stattfindet.

Bei ntv klingt das aber ganz anders:

„Offiziell lautete die Begründung für die Absage des Marsches, das Gedenken an die Veteranen, die zwischen 1941 und 1945 gegen Nazi-Diktator Adolf Hitler kämpften, solle „erweitert“ werden. In der neuen Form dauere es den ganzen Tag und nicht mehr nur wenige Stunden, hieß es.“

Die in Russland veröffentlichte Begründung mit Sicherheitsbedenken wird auch bei n-tv erwähnt, allerdings klingt das dort so:

„Beobachter vermuteten allerdings, dass Russlands Behörden mehr als ein Jahr nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine in Wirklichkeit Sicherheitsbedenken hätten.“

Der Artikel von n-tv ist mal wieder reine Desinformation, bei der wahrheitswidrig suggeriert wird, in Russland würden alle Feierlichkeiten zum 9. Mai abgesagt, weil Russland so große Verluste und zu wenig Panzer für die Paraden hätte:

„Auch der britische Geheimdienst teilte kürzlich in einem Lagebericht mit, dass die Ehrung der Gefallenen früherer Generationen am 9. Mai in Russland leicht dazu führen könnte, dass das Ausmaß der jüngsten Verluste in der Ukraine offenkundig werde.“

n-tv vergisst dabei zu erwähnen, dass der britische Geheimdienst die größte Quelle von Desinformation ist, wenn es um Russland und die Ukraine geht. Seit März 2022, also seit über einem Jahr, meldet der britische Geheimdienst zum Beispiel ununterbrochen, dass Russland schon bald die Raketen und Geschosse ausgehen. Obwohl sich so ziemlich alles, was der britische Geheimdienst in den letzten 13 Monaten zum Thema Ukraine verkündet hat, als frei erfundene Kriegspropaganda herausgestellt hat, zitieren deutsche Medien die Fantasien der britischen Propagandisten weiterhin eifrig.


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