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Die Legende von der schwachen russischen Wirtschaft

Published On: 25. April 2023 7:00

Die russische Wirtschaft ist weitaus stärker als die westliche Propaganda Glauben machen möchte. Es heißt abwinkend, Russlands Wirtschaft sei auf dem Niveau Italiens, dabei überholt Russland bald die deutsche Volkswirtschaft.

Westliche Medien behaupten gerne, Russlands Wirtschaft sei unbedeutend und Russland hätte ungefähr die Wirtschaftskraft von Italien. Allerdings habe ich schon 2019 in einem Artikel die Frage gestellt, ob Russland Deutschland demnächst als fünftgrößte Volkswirtschaft überholt. Wie passt das zusammen?

Um das zu verstehen, müssen wir uns anschauen, wie die Wirtschftskraft von Staaten gemessen wird.

Wie das BIP gemessen wird

Die Schwierigkeit bei der Berechnung des Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist, dass man es nach sehr unterschiedlichen Methoden messen kann, ironisch gesagt nach dem Motto „Glaube nur der Statistik, die du selber gefälscht hast“. Die Frage ist immer, was man eigentlich messen oder überprüfen will. Daher müssen wir uns ein wenig trockene Theorie ansehen.

Es gibt zunächst das nominale und das reale BIP. Beim nominalen BIP geht es um den Wert aller Waren und Dienstleistungen in Marktpreisen. Das bedeutet, dass steigende (Markt-)Preise, also Inflation, das BIP erhöhen. So kann selbst bei sinkender Produktion das nominale BIP steigen, wenn nur die Inflation hoch genug ist.

Um diesen Effekt auszuschließen, gibt es das reale BIP. Dabei wird durch die Festsetzung von Basispreisen die Inflation herausgerechnet, man bekommt also einen klaren Einblick in die Entwicklung der Produktion und Dienstleistungen.

Nun ist aber auch hier die Schwierigkeit offensichtlich, wenn man verschiedene Länder mit verschiedenen Währungen vergleichen will. Schließlich legen die Länder unterschiedliche Basispreise fest und das auch noch in unterschiedlichen Währungen, deren Wechselkurse sich im Laufe des Berechnungszeitraums verändern.

Um diesen Effekt auszugleichen, gibt es die Messung des BIP nach Kaufkraftparität (KKP oder englisch PPP). Der Punkt ist nämlich, dass ein und dasselbe Produkt in verschiedenen Ländern teurer oder billiger sein kann und dass das gleiche auch für die Löhne gilt. In der Schweiz sind die Löhne höher als in Deutschland, aber wer mal da war, der sieht, dass dort dafür auch alles viel teurer ist. Von ihren höheren Löhnen haben die Schweizer nur dann einen Vorteil, wenn sie zum Einkaufen oder in den Urlaub ins Ausland fahren, im Alltag zu Hause heben die höheren Preise die höheren Löhne weitgehend auf.

Das BIP kann also auf sehr unterschiedliche Weise gemessen werden und dabei können auch sehr unterschiedliche Ergebnisse rauskommen. Richtig oder falsch ist keine Methode. Wer zum Beispiel die Entwicklung in einem Land über die Jahre messen will, der ist mit dem realen BIP gut bedient.

Wenn man aber verschiedene Länder vergleichen will, ist das BIP nach PPP die Methode der Wahl. Denn bloß weil eine Tasse Kaffee in der Schweiz das Doppelte kostet, wie in Deutschland, ist es trotzdem immer noch die gleiche Tasse Kaffee. Wer also das BIP, sprich die Summe der produzierten Güter und Dienstleistungen (vereinfacht gesagt, die Anzahl an verkauften Tassen Kaffee), in verschiedenen Ländern vergleichen will, und nicht die Preisunterschiede, der muss das BIP in PPP zur Hand nehmen.

Wo steht die russische Volkswirtschaft?

Das nominale BIP ist, wie gesehen, ein vollkommen ungeeigneter Indikator, um die Wirtschaftskraft von Ländern zu vergleichen. Trotzdem verwenden westliche Medien bei ihren Meldungen gerne die Daten gemäß dem nominalen BIP, weil die Staaten des Westens bei dieser Messmethode am besten aussehen.

Laut Schätzungen des IWF steht Russland gemäß nominellem BIP 2023 mit 2.062.649 Dollar nur auf Platz elf in der Welt, während Italien mit 2.169.745 Dollar auf Platz acht steht. Demnach stimmt also die Aussage, dass Russland nicht einmal die Wirtschaftskraft von Italien hat, allerdings nur nach der Berechnung nach dem dafür ungeeigneten nominellen BIP.

https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_countries_by_GDP_(nominal)

Anders ist es, wenn wir das BIP nach PPP als Grundlage nehmen, das zum Vergleich der Wirtschaftskraft von Ländern tatsächlich geeignet ist. Diese Zahlen verschweigen die westlichen Medien, weil sie nicht ins gewollte Bild passen, denn ebenfalls nach Schätzungen des IWF steht Russland gemäß BIP nach PPP 2023 mit 4.988.829 Dollar Platz sechs in der Welt und ist Deutschland, das gemäß BIP nach PPP mit 5.545.656 Dollar auf Platz fünf steht, damit dicht auf den Fersen. Gemäß den Daten der Weltbank hat Russland Deutschland sogar schon fast eingeholt.

https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_countries_by_GDP_(PPP)

Die Wirkung der Sanktionen

Derzeit erleben wir aus wirtschaftspolitischer Sicht eine Sensation. Zum ersten Mal seit über 30 Jahren ist die russische Inflationsrate unter der von Deutschland. Mehr noch, die deutsche Inflationsrate ist 7,4 Prozent mehr als doppelt so hoch, wie die russische, die aktuell bei 3,5 Prozent liegt.

Nach dem Schock der harten Russland-Sanktionen ist der Rubel im März 2022 kurzfristig eingebrochen und die russische Inflationsrate ist auf knapp 17 Prozent explodiert, aber als klar wurde, dass die Sanktionen kaum Auswirkungen hatten, ist der Rubel schnell wieder gestiegen und war in 2022 zeitweise die stärkste Währung der Welt. In der Folge ist auch die Inflationsrate in Russland wieder gesunken und jetzt, nachdem der Preisschock von 2022 ein Jahr her und damit aus der Statistik gefallen ist, ist die russische Inflationsrate so gering, wie wohl noch nie in den letzten 35 Jahren.

Die Aussichten

Nehmen wir wieder die Prognosen des IWF. Laut IWF soll Russlands Wirtschaft 2023 um 0,7 und 2024 um 1,3 Prozent wachsen. Wie passt das zu den Aussagen der westlichen Politiker, die im März 2022 versprochen haben, die russische Wirtschaft würde unter den westlichen Sanktionen zusammenbrechen? Oder zu den Aussagen westlicher „Experten“, die nun erklären, die Sanktionen würden Russland eben langfristig schwächen? Die Zahlen des IWF sprechen jedenfalls eine andere Sprache.

Während der IWF seine Prognosen für Russland seit einem Jahr bei jeder neuen Schätzung anheben muss, weil es der russischen Wirtschaft besser geht als gedacht, ist es bei den westlichen Staaten genau anders herum. Für Deutschland muss der IWF seine Prognosen jedes Mal senken, aktuell sieht der IWF für Deutschland 2023 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent. Für 2024 prognostiziert der IWF dann wieder ein Wachstum um 1,1 Prozent, zumindest bisher.

Obwohl die Russland-Sanktionen Russland kaum treffen, auf die Staaten des Westens aber massive Auswirkungen haben, haben die europäischen Politiker keine bessere Idee, als weitere Sanktionen zu fordern. Mir stellt sich da eine einfache Frage: Wollen die europäischen Politiker die europäischen Volkswirtschaften bewusst zerstören, oder sind sie in volkswirtschaftlichen Fragen tatsächlich so unwissend, dass sie nicht wissen, was sie tun?

Egal, welche Antwort der Wahrheit entspricht, der Schaden, der den europäischen Staaten und dem Wohlstand der Menschen in Europa gerade von ihren Regierungen zugefügt wird, wird dauerhaft sein, denn die nach dem Ende des billigen russischen Gases erhöhten Energiepreise in Europa werden zu einer Abwanderung vieler Industrien führen. Und man muss nicht Volkswirtschaft studiert haben, um zu verstehen, dass das Arbeitslosigkeit und Verarmung bedeutet.

Wir können also Wetten abschließen, wann Russland Deutschland wirtschaftlich überholen wird.


In meinem neuen Buch „„Putins Plan – Mit Europa und den USA endet die Welt nicht – Wie das westliche System gerade selbst zerstört ““ gehe ich der der Frage, worum es in dem Endkampf der Systeme – den wir gerade erleben – wirklich geht. Wir erleben nichts weniger als den Kampf zweier Systeme, in dem Vladimir Putin der Welt eine Alternative zum neoliberalen Globalismus anbietet. Wurden die Bürger im Westen gefragt, ob sie all das wollen, ob sie zu Gunsten des neoliberalen Globalismus auf ihren Wohlstand und ihre Freiheiten verzichten wollen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich hier direkt über den J.K. Fischer Verlag bestellbar.

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