Lateinamerika Das Pendel schlaegt wieder nach rechts aus

Bolivien droht Krise

Bei den Wahlen in Paraguay und Chile haben konservative Parteien triumphiert, während in Bolivien Anzeichen für eine Krise der seit 17 Jahren regierenden MAS-Partei (Movimiento al Socialismo) zu erkennen sind. Die Partei streitet sich intern um Macht und Einfluss, während die Devisenreserven des Landes fast erschöpft sind und die frei verfügbaren Rücklagen rapide abgenommen haben. Die sinkenden Rohstoffpreise und eine riskante Erhöhung der Auslandschulden verschärfen die Lage zusätzlich. Auch innenpolitisch wird es zunehmend schwieriger, da es häufige Klagen der Opposition gibt und die Interamerikanische Menschenrechts-Kommission im März die Lage der Menschenrechte im Land überprüft hat.

Paraguay bleibt konservativ

Bei den Wahlen in Paraguay hat die stramm nach rechts orientierte Colorado-Partei erneut gewonnen. Ein breit abgestütztes Mitte-Links-Bündnis von Parteien und Bewegungen konnte sich nicht durchsetzen. Der knapp 7 Millionen Menschen zählende Binnenstaat bleibt damit zusammen mit Uruguay und Ecuador im konservativen Fahrwasser.

Chile: Konservative erringen Mehrheit im Verfassungsrat

Die Konservativen haben bei den Wahlen in Chile eine Dreifünftelmehrheit im Verfassungsrat erreicht und können somit den Text für eine neue Staatsverfassung ausarbeiten. Das dürfte das vorläufige Ende für ein neues, sozialpolitisch geprägtes Grundgesetz bedeuten, wie es die Regierung des jungen Präsidenten Gabriel Boric noch anzustreben schien. Die Linke hat das Urübel einer anziehenden Inflation unterschätzt und musste an den Urnen eine Klatsche kassieren.

Brasilien kehrt zurück auf die Weltbühne

Brasilien will unter Präsident Luiz Inácio Lula da Silva wieder eine aktive Rolle als wirtschaftliches und diplomatisches Schwergewicht spielen. Im Verbund mit den anderen BRICS-Staaten will man dabei sein, wenn weitere Schritte in Richtung einer multipolaren statt von den USA dominierten Welt unternommen werden. Lula möchte die brasilianische Währung vom Dollar entkoppeln, um direkte Handelsbeziehungen in alle Himmelsrichtungen zu erleichtern und sich unabhängiger von Wechselkursschwankungen zu machen

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Lateinamerika: Das Pendel schlägt wieder nach rechts aus

Romeo Rey / 12.05.2023  Bei wichtigen Urnengängen triumphierten in Paraguay und Chile Konservative. Im sozialistisch regierten Bolivien droht eine Krise. Romeo Rey, früher Lateinamerika-Korrespondent von «Tages-Anzeiger» und «Frankfurter Rundschau», fasst die jüngste Entwicklung zusammen. In Bolivien gibt es Anzeichen, dass die seit 17 Jahren regierende MAS-Partei (Movimiento al Socialismo) allmählich schwächelt. Im Innern der Partei streiten sich mehrere Fraktionen um Macht und Einfluss, und die Tendenzen zu einer Spaltung nehmen zu. Offenbar distanziert sich der frühere starke Mann, Evo Morales, von der einst «grauen Eminenz» hinter dem Thron, Álvaro García Linera. Und der hat auch beim derzeitigen Regierungschef Luís Arce nicht mehr viel zu bestellen. Gleichzeitig kommen Zweifel auf an der Wirtschafts- und Finanzpolitik des linkspopulistischen Regimes, berichtet BBC mundo.

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