Kommunismus? Nur die Russen sind schuld daran! – Die posthume Renationalisierung der sowjetischen Geschichte
Die posthume Renationalisierung der Sowjetgeschichte ist ein Phänomen, das in Russland immer stärker zu beobachten ist. Dabei wird versucht, die Verantwortung für die Verbrechen des Stalinismus und des Kommunismus auf die Russen als Volk zu schieben. Diese Tendenz ist eng mit dem Aufstieg des Putin-Regimes verbunden und dient dazu, die eigene Macht zu legitimieren und die russische Identität zu stärken.
Ein wichtiger Aspekt dieser Renationalisierung ist die Verklärung der Sowjetzeit als eine Zeit des Ruhms und der Größe. Dabei werden die Verbrechen des Stalinismus und die Unterdrückung der Völker der Sowjetunion ausgeblendet oder relativiert. Stattdessen wird betont, dass die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg den Sieg über Nazi-Deutschland errungen hat und dass die UdSSR eine führende Rolle in der Weltpolitik gespielt hat.
Diese Verklärung der Sowjetzeit geht einher mit einer Abwertung der westlichen Demokratien und einer Betonung der russischen Eigenständigkeit. Dabei wird oft argumentiert, dass der Westen Russland nicht verstehe und dass die russische Kultur und Geschichte einzigartig seien. Diese Argumentation dient dazu, die eigene Macht zu legitimieren und den Einfluss des Westens zurückzudrängen.
Insgesamt ist die posthume Renationalisierung der Sowjetgeschichte ein bedenkliches Phänomen, das dazu beiträgt, die Verbrechen des Stalinismus und des Kommunismus zu relativieren und die russische Identität auf Kosten anderer Völker zu stärken. Es ist wichtig, dieser Tendenz entgegenzutreten und die Verbrechen der Sowjetzeit nicht zu vergessen. Nur so kann eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Geschichte stattfinden und eine demokratische Zukunft für Russland gesichert werden
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Kommunismus? Daran sind nur die Russen schuld! – Die posthume Renationalisierung der Sowjetgeschichte
Spätestens seit dem Ende der Sowjetunion hat in allen Nachfolgestaaten eine rege Neubewertung der über siebzigjährigen kommunistischen Herrschaft eingesetzt, die selten frei von nationalen Egoismen ist. Dabei gehen alle Seiten nicht gerade zimperlich mit der eigenen Verstrickung in die staatlichen Verbrechen der Sowjetepoche um: Sie wird in der Regel bagatellisiert oder schlicht geleugnet! Von Leo Ensel. In Kiew und anderen ukrainischen Städten toben die Straßenkämpfe. Nein, diesmal sind nicht die Abwehr- oder Rückeroberungskämpfe gegen die russischen Invasoren gemeint. Es geht um die „Derussifizierung“, die „Dekommunisierung“, sprich: die „Dekolonialisierung“ der Ukraine. (Überflüssig zu betonen, dass diese Begriffe – zumindest aus ukrainischer Sicht – synonym sind!) Allein in Kiew sollen 296 Straßen umbenannt werden. Die Lenin-Denkmäler sind längst gefallen, die Straßennamen siegreicher
