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Wie man Kriegspropaganda und Medienmanipulation entlarvt

Published On: 2. Juni 2023 20:00

In seinem neuesten Buch widmet sich der Historiker und Erfolgsautor Christian Hardinghaus den Mechanismen und der verheerenden Wirkung von Kriegspropaganda in den letzten 110 Jahren – mit einem besonderen Augenmerk auf den Krieg in der Ukraine. „Das erste Opfer jedes Krieges ist die Wahrheit“: Dieser Satz wird nicht zuletzt im Zusammenhang mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine inflationär gebraucht. Dennoch bringt es dieser Satz auf den Punkt: Denn dass es in Kriegszeiten selten um Wahrheit geht, gilt zumal für Zeiten sich global verbreitender neuer Medien mit ihrer Flut an Bildern und Videosequenzen, die angeblich nicht lügen können. Gleichwohl sind zwar nicht die Techniken, aber die Strategien der Kriegspropaganda und der Medienmanipulation weitgehend gleichgeblieben. Der maßgebliche Unterschied: Früher wurde den Menschen Information vorenthalten, was zwar auch heute geschieht, doch es ist neuerdings oft das Überangebot an Information, das die Wahrheitsfindung erschwert.

Diesem Themenkomplex – der auch einer seiner Forschungsschwerpunkte ist – hat der promovierte Historiker Christian Hardinghaus sein neues Buch gewidmet. Bereits der Titel sagt, worum es dem Autor geht: „Kriegspropaganda und Medienmanipulation: Was Sie wissen sollten, um sich nicht täuschen zu lassen.“ Hardinghaus ist TE-Lesern kein Unbekannter: viele seiner Werke wurden von uns rezensiert und wir haben Interviews mit ihm geführt (siehe weiter unten: „Mehr zum Thema“).

Ein unverbrüchlich menschliches Buch

Hardinghaus ist die einschlägige Literatur in Sachen Kriegspropaganda umfassend präsent. Nur zwei Beispiele: Er bemüht Carl von Clausewitz und dessen Buch „Vom Kriege“, das zwischen 1816 und 1830 entstanden ist und 1832/34 posthum erschien. Clausewitz war es, der das Theorem vom „Nebel des Krieges“ prägte. Es besagt, dass kriegswichtige Informationen über Grund, Motiv und Führung während der Zeit der militärischen Auseinandersetzung verschleiert bleiben, bis der Krieg zu Ende ist und sich der Nebel lichtet. Zudem rekapituliert Hardinghaus die in Sachen Kriegspropaganda lange federführende belgische Historikerin Anne Morelli mit ihrem Standardwerk „Prinzipien der Kriegspropaganda“ (2004). Die von ihr beschriebenen zehn Prinzipien seien auch hier genannt: 1. Wir wollen keinen Krieg. 2. Das feindliche Lager trägt die alleinige Schuld am Krieg. 3. Der Feind hat dämonische Züge. 4. Wir kämpfen für eine gute Sache und nicht für eigennützige Ziele. 5. Der Feind begeht mit Absicht Grausamkeiten. Wenn uns Fehler unterlaufen, dann nur versehentlich. 6. Der Feind verwendet unerlaubte Waffen. 7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners aber enorm. 8. Unsere Sache wird von Künstlern und Intellektuellen unterstützt. 9. Unsere Mission ist heilig. 10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, ist ein Verräter.

Propagandainstrumente

Die drei Kernstücke seines Buches beschäftigen sich mit den Themen „Propaganda entlarven“, „Kriegspropaganda“, und der „Propaganda im Ukrainekrieg“, sowie dem Umgang der deutschen Presse damit. Der Reihe nach: Hardinghaus rekapituliert die ersten systematisch-wissenschaftlichen Ansätze von Propaganda. Er geht vom US-„Institute for Propaganda Analysis (IPA)“ aus, das von 1938 bis 1942 „Seven Propaganda Devices“ entwickelte: Name Calling, Glittering Generality, Transfer, Testimonials, Plan Folks, Card Stacking, Bandwagon. Nachfolgend beschreibt Autor Hardinghaus quasi lexikalisch 75 Propagandatechniken der Täuschung: von Ad-hominem-Angriff und Brunnenvergiftung über Embedded Journalism und Fake News / Fake Accounts, False Flag bis hin zu Framing, Reductio ad Hitlerum und Victim Blaming.

Im zweiten Kernstück wird Kriegspropaganda historisch am Beispiel von sieben militärischen Konflikten analysiert: 1. Weltkrieg, 2. Weltkrieg, Vietnamkrieg 1955/1975, Zweiter Golfkrieg 1990/91, Kosovo 1999, Irak 2003, Syrien/Afghanistan 2001/2021. Gemeinsam ist hier allen Kombattanten, dass sie – in unterschiedlich cleverer Weise – Propaganda als Waffe einsetzen und Medien als Teil ihrer Armeen nutzen. Zum Beispiel um eigene Erfolge hochzujubeln und eigene Rückschläge zu bagatellisieren oder zu vertuschen.

Beispiele „Lusitania“, „Gleiwitz“ und „Katyn“

Der 1. Weltkrieg stellt den Vorläufer moderner Medienkriege und die Geburtsstunde der Kriegsfotografie dar. Erstmals perfektioniert wurde dies in den USA und in Großbritannien. In den USA vor allem zu dem Zweck, gegenüber der pazifistisch eingestellten Bevölkerung den Kriegseintritt gegen Deutschland vorzubereiten. Instrumentalisiert und ausgekostet wurde in den USA und in Großbritannien vor allem die Versenkung der „RMS Lusitania“ am 7. Mai 1915 durch ein deutsches U-Boot. Die Lusitania war als angebliches Nur-Passagierschiff auf dem Weg von New York nach Liverpool, und deshalb seien die rund 1.200 Opfer nur zivile Opfer gewesen. Tatsächlich beförderte das Schiff mindestens viertausend Kisten Munition. Die damalige alliierte Propaganda setzt sich übrigens indirekt bis heute fort: Bis zum heutigen Tag sind die Archivmaterialien dazu unter Verschluss, und Großbritannien untersagt nach wie vor jede Untersuchung des in 90 Meter Tiefe 16 Kilometer vor der südlichen Küste Irlands liegenden Wracks. Hinzu kam von Seiten der Westalliierten typische Gräuelpropaganda, indem in drastischen Beschreibungen Verbrechen deutscher Soldaten an der Zivilbevölkerung und an Kindern inszeniert wurden. Deutschland war hier weniger professionell, in Sachen Propaganda hinkte es hinterher, es erschöpfte sich nach innen allenfalls in Durchhalteparolen.

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Das änderte sich in Deutschland bereits vor Beginn des 2. Weltkriegs. Nazi-Deutschland hatte sich nun anders aufgestellt. Hitler gründete bereits am 13. März 1933 das „Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda“ (RMVP) mit Joseph Goebbels an der Spitze. Die Propaganda wurde nun systematisch und professionell betrieben. Ein Beispiel: Der Überfall auf den Sender Gleiwitz am 31. August 1939, der als Vorwand für den Einmarsch in Polen diente. Der Sender wurde von SS-Männern überfallen, die sich als polnische Soldaten ausgaben. Ein weiteres Beispiel ist das Massaker von Katyn im Frühjahr 1940, bei dem die Sowjets mehr als 20.000 polnische Offiziere ermordeten. Die Deutschen nutzten dies propagandistisch aus, indem sie den Sowjets die Schuld zuschoben und die westliche Öffentlichkeit mit gefälschten Dokumenten täuschten.

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