Sprachlupe So toent kuenstlich intelligentes Schweizerdeutsch
Daniel Goldstein / 3.06.2023 Was tut man, wenn man Schweizerdeutsch hört oder liest und es nicht versteht? Man fragt das Gegenüber – oder neuerdings das Programm Textshuttle. Deutsche Sprache – schwere Sprache. Diese Erfahrung kann auch jemand machen, der Deutsch als Muttersprache hat und von einer Ecke des Sprachgebiets in eine andere umzieht, zum Beispiel aus Norddeutschland in die Schweiz. Um sich darauf vorzubereiten, hat die Radiojournalistin Hannah Krug zu einem Hilfsmittel gegriffen, das seit Mai allgemein zugänglich ist: zum Übersetzungsprogramm Textshuttle.
Wie Textshuttle funktioniert und wie es zustande gekommen ist, beschreibt neben der zitierten eine weitere SRF-Sendung (ab 7. Minute). Auch sind diverse Presseartikel erschienen, meist mit ansprechenden Versuchen. Das bis vor Kurzem nur für Firmen erhältliche Programm ist das erste, das Schweizerdeutsch anbietet (wahlweise Zürcher oder Berner Dialekt). Es ist auch das erste mit Rätoromanisch (dazu Besprechungen bei Engadiner Post und Tamedia, beide mit Login).
Da heutige Übersetzungsprogramme vor allem auf grossen Mengen bereits übersetzter Texte beruhen und dort die wahrscheinlichste Wiedergabe von Wortfolgen ermitteln, ist ein Hauptproblem, dass es vergleichsweise wenige Mundarttexte gibt, die samt Übersetzung elektronisch greifbar sind. Also dürften manche Mängel Kinderkrankheiten sein, denn Textshuttle lernt laufend dazu und benutzt zudem ein Verfahren, das mit weniger umfangreichen Vorlagen auskommen soll.
Für Übersetzungen, die stimmen müssen, braucht es – wie schon beim zuerst veröffentlichten DeepL – eine Nachbearbeitung durch jemanden, der die Arbeit auch allein erledigen könnte, vielleicht aber mit der maschinellen Rohfassung Zeit spart. Wer indessen unvorbereitet mit schriftlichem Schweizerdeutsch konfrontiert wird, ist möglicherweise froh, vom neuen Automaten zumindest auf eine plausible Spur gesetzt zu werden.
Premiere auch für Rätoromanisch
Das Übersetzungsprogramm Textshuttle ist seit Mai allgemein zugänglich und bietet als erstes Programm Schweizerdeutsch an (wahlweise Zürcher oder Berner Dialekt). Es ist auch das erste Programm mit Rätoromanisch. Da heutige Übersetzungsprogramme vor allem auf grossen Mengen bereits übersetzter Texte beruhen und dort die wahrscheinlichste Wiedergabe von Wortfolgen ermitteln, ist ein Hauptproblem, dass es vergleichsweise wenige Mundarttexte gibt, die samt Übersetzung elektronisch greifbar sind. Textshuttle lernt laufend dazu und benutzt zudem ein Verfahren, das mit weniger umfangreichen Vorlagen auskommen soll.
Für Übersetzungen, die stimmen müssen, braucht es eine Nachbearbeitung durch jemanden, der die Arbeit auch allein erledigen könnte, vielleicht aber mit der maschinellen Rohfassung Zeit spart. Wer indessen unvorbereitet mit schriftlichem Schweizerdeutsch konfrontiert wird, ist möglicherweise froh, vom neuen Automaten zumindest auf eine plausible Spur gesetzt zu werden.
Dialektsammlung trägt Früchte
Es gibt auch Versuche, Computern beizubringen, Toneingaben auf Schweizerdeutsch entgegenzunehmen, zu übersetzen und auch im Dialekt zu beantworten. Diesem Zweck diente eine Online-Dialektsammlung. Die Versuche sind nicht gerade dazu angetan, Skepsis zu überwinden. Auch wenn Verbesserungen zu erwarten sind – die Sinnfrage bleibt: Müssen denn Computer unbedingt Schweizerdeutsch können? Und wenn ja: Muss man in Kauf nehmen, dass dadurch unsere Mundarten zunehmend vereinheitlicht werden – um nicht zu sagen «verheitet»?
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Sprachlupe: So tönt künstlich intelligentes Schweizerdeutsch
Daniel Goldstein / 3.06.2023 Was tut, wer Schweizerdeutsch hört oder liest und nicht versteht? Das Gegenüber fragen – oder neuerdings das Programm Textshuttle. Deutsche Sprak – schwere Sprak. Diese Erfahrung kann auch machen, wer Deutsch zur Muttersprache hat und von einer Ecke des Sprachgebiets in eine andere umzieht, zum Beispiel aus Norddeutschland in die Schweiz. Um sich darauf vorzubereiten, hat die Radiojournalistin Hannah Krug zu einem Hilfsmittel gegriffen, das seit Mai allgemein zugänglich ist: zum Übersetzungsprogramm Textshuttle. Für ihren SRF-Testbericht liess sie sich Mani Matters «Alls wo mir id Finger chunnt» übersetzen. Das Resultat war zumindest verständlich, bis auf diese Zeile: «Da hat meine Mutter gerade zu Hause ein Suppengschir verheitlicht.» Als ich das Experiment wiederholte, hatte sich das Programm
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