Iwakura Mission in Japan Als es hier noch etwas zu lernen gab
Die Fähigkeit von Gesellschaften zur Selbstveränderung
Es ist ein Wunschbild aller Utopien, dass sich Gesellschaften selbstbestimmt verbessern und wandeln können. Das Gegenteil davon ist die Fremdbestimmung, die von außen über einen Staat oder eine Gesellschaft hereinbricht. Ein abschreckendes Beispiel für einen solchen exogenen Wandel von Gesellschaften ist die Vergewaltigung der osteuropäischen Staaten durch den Sowjetkommunismus nach 1945. Bei diesen und ähnlichen Wandlungsprozessen sind die betroffenen Gesellschaften nur Objekte der Veränderung.
Die Fähigkeit von Nationen zur Selbstveränderung
Die Frage ist, ob Nationen beziehungsweise ihren Regierungen es gelingen kann, sich die Errungenschaften anderer anzueignen und den eigenen Zielen nutzbar zu machen. Dergleichen Großversuche hat es in der neueren Geschichte immer wieder gegeben. Die bekanntesten Beispiele sind die Reformen Peters des Großen, die Modernisierungen Kemal Atatürks in der Türkei und der Aufbau der „Großen Zivilisation“ durch Schah Reza Pahlewi im Iran. Diese Projekte sind alle mehr oder weniger gescheitert.
Japan als Musterschüler im fernen Osten
Ein völlig anderes Bild bietet Japan, dem es im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts in einer beispiellos intensiven Lernphase gelang, sich überlegene technologische und zivilisatorische Techniken des Auslands anzueignen, um innerhalb einer Generation zu einer Großmacht aufzusteigen, die mit den westlichen Mächten auf Augenhöhe interagieren konnte. Dabei waren Japans Startbedingungen alles andere als vielversprechend.
Die Iwakura-Mission und ihre Bedeutung
Eine zentrale Rolle in diesem Adaptionsprozess spielte die japanische Iwakura-Mission, die von 1871 bis 1873 knapp zwei Jahre lang als Gesandtschaft die Welt bereiste. Die Reise begann am 23. Dezember 1871 in Yokohama und führte zunächst in die Vereinigten Staaten, dann im August 1872 nach Großbritannien und Frankreich. Im März 1873 wurde die Gesandtschaft in Deutschland begrüßt. Bismarck selbst gab einen Empfang für die Delegation und emp
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Iwakura-Mission in JapanAls es hier noch etwas zu lernen gab
Daß sich Gesellschaften selbstbestimmt verwandeln und verbessern, gehört zu den Wunschvorstellungen aller Utopien. Das Gegenteil ist die Fremdbestimmung, die von außen über einen Staat oder eine Gesellschaft hereinbricht. Eines der abschreckendsten Beispiele für einen solchen exogenen Wandel von Gesellschaften ist die Vergewaltigung der osteuropäischen Staaten durch den Sowjetkommunismus nach 1945, ein milderer, wenngleich kaum weniger tiefgreifender Wandel war die Amerikanisierung der mittel- und westeuropäischen Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg. Bei diesen und ähnlichen Wandlungsprozessen sind die betroffenen Gesellschaften nur Objekte der Veränderung. Wie aber steht es mit der Fähigkeit von Gesellschaften, sich selbst planmäßig nach bestimmten Vorgaben zu verändern? Kann es Nationen beziehungsweise ihren Regierungen gelingen, sich die Errungenschaften anderer anzueignen und den eigenen Zielen nutzbar zu machen? Dergleichen Großversuche
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