Aus dem Fantasialand: Der Spiegel und sein Glaube an den „Sieg ueber Putin

Von Dagmar Henn

Es ist bedauerlich, dass die Kollegen vom Spiegel keine Skrupel haben, ihre Leser in ein solches „Wir“ einzubeziehen. Ein solches „Wir“ zu konstruieren, um Forderungen stärker wirken zu lassen, mag zwar zum politischen Handwerk gehören, aber zum journalistischen? Der Titel des Spiegel-Leitartikels lautet: „Das sollte uns ein Sieg über Putin wert sein“. Man könnte es als journalistische Belästigung bezeichnen, es ist das schriftliche Äquivalent zu einer unerwünschten Hand auf dem Oberschenkel. Irgendwie hat dieser Herr Thore Schröder wohl zu oft Winnetou geschaut, stellt er sich doch als „Kiew“ vor. „Die Ukrainer kämpfen wie mit Pfeil und Bogen gegen die russische Übermacht.“ Da sucht man doch instinktiv nach dem Silberbüchsenhalter, oder? Pfeil und Bogen, das müssen ja die Guten sein.

Der gesamte Artikel soll die Stimmung für den bevorstehenden NATO-Gipfel anheizen. Mehr Waffen, mehr Waffen, mehr Waffen – das hätte eigentlich ausgereicht, anstatt den ganzen Text zu verfassen. Allerdings würde man dann die unterhaltsamen Stellen verpassen.

Zum Beispiel das Eingeständnis, dass die Ukraine gar nicht souverän ist: „Tatsächlich hatte die Führung in Kiew kaum eine andere Wahl. Die Erwartung der eigenen Bevölkerung und des Westens, endlich mit dem Versuch der Rückeroberung besetzter Gebiete zu beginnen, war erdrückend.“ Was die Bevölkerung betrifft, nun ja. Die Videos, die aus der Ukraine zu sehen sind, zeigen eher, wie widerwillige Männer zum Militär gezwungen werden. Sie scheinen nicht so begierig auf diese Rückeroberung zu sein.

Aber der Teil mit dem Westen stimmt, und das wirft natürlich gleich die Kernfrage auf. Denn ein Land, das seine Bürger in einen „brutalen Abnutzungskampf“ schickt und verheizt, weil der Westen es von ihm erwartet, kann doch wohl nicht so souverän sein, dass es irgendeine Souveränität verteidigen könnte, oder, Herr Schröder? Man sollte daraus keine Schlussfolgerungen ziehen und nicht zu viele Fakten zur Kenntnis nehmen.

„Die Ukrainer brauchen jetzt und in großer Zahl verschiedene Waffensysteme, nicht nach und nach und in geringen Mengen. Das bedeutet vor allem: F-16-Kampfjets, Langstreckenmunition, mehr Flugabwehr und sehr viel mehr Artilleriemunition als bisher.“ Kann jemand dem studierten Sozialwissenschaftler erklären, dass es erstens keine Munition mehr gibt, die geliefert werden könnte – die Vermutung vieler Beobachter, warum die USA jetzt Clustergranaten liefern wollen, geht einfach dahin, dass sie gerade noch übrig sind –, es zweitens Jahre dauert, ein bestimmtes Kampfflugzeug nicht nur zu fliegen, sondern auch seine Fähigkeiten richtig zu nutzen, die Piloten also NATO-Piloten sein müssen, drittens die F-16, wie Scott Ritter in einem interessanten Vortrag

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Aus dem Fantasialand: Der Spiegel und sein Glaube an den „Sieg über Putin“

Von Dagmar HennDass es den Kollegen vom Spiegel nicht peinlich ist, ihre Leser in so ein piwarmes „Wir“ zu packen. Ein solches „Wir“ zu konstruieren, um Forderungen kräftiger wirken zu lassen, gehört zwar zum politischen Handwerk, aber zum journalistischen? „Das sollte uns ein Sieg über Putin wert sein“, lautet die Überschrift des Spiegel-Leitartikels. Man könnte das journalistische Belästigung nennen, es ist das geschriebene Gegenstück zu einer unaufgefordert auf den Schenkel gelegten Hand. Irgendwie hat er auch zu oft Winnetou geschaut, der Herr Thore Schröder, der sich auch noch mit „, Kiew“ vorstellt. „Die Ukrainer kämpfen wie mit Pfeil und Bogen gegen die russische Übermacht.“ Da sucht man doch instinktiv nach der Silberbüchse, oder? Pfeil und Bogen, das müssen ja die

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