Immer gibt es eine Steigerung des Schlimmen

Der NDR-Rundfunkrat hat es vorgemacht: Caren Miosga wird die neue Anne Will. Ein Meinungsbeitrag von Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam. Es ist passiert. Caren Miosga, bisherige Moderatorin der Tagesthemen, wird Anne Will ablösen und ab dem nächsten Jahr ihren Sendeplatz sonntags um 21.45 Uhr übernehmen. Dies wurde von der Vorsitzenden des NDR-Rundfunkrats, Sandra Goldschmidt, beschlossen und verkündet. Der Vertrag über 60 Folgen der Sendung in den kommenden beiden Jahren – Arbeitstitel: „Miosga“ – ist bereits unterzeichnet. Gleichzeitig gab der NDR-Rundfunkrat bekannt, dass er zwei weitere Programmbeschwerden gegen Sendungen der Tagesschau abgelehnt hat, über deren Inhalt das Publikum nichts erfährt. Wie immer gibt es keine Transparenz. Der NDR-Rundfunkrat sieht dies natürlich anders. Seine Vorsitzende Sandra Goldschmidt lobte die Entscheidung für Miosga: „Nach 16 erfolgreichen Jahren der Sendung ‚Anne Will‘ soll der Sonntagsplatz mit einer neuen Moderatorin und einem überarbeiteten Konzept in die Zukunft gehen. Der NDR hat mit Caren Miosga eine erfahrene und versierte Journalistin für diese Aufgabe gewonnen. Frau Miosga verfügt über eine große Popularität, hohe Sympathiewerte und ist bekannt für ihre ebenso charmant wie hartnäckig geführten Interviews in den ‚tagesthemen‘.“ Der NDR-Rundfunkrat hat eine recht eigenwillige Vorstellung von „hartnäckig geführten Interviews“, wenn ihm ausgerechnet Miosga einfällt. Näheres wollen wir nicht wissen. Wie das „überarbeitete Konzept“ konkret aussieht, mit dem die Sendung „in die Zukunft gehen“ soll, hätte uns schon aus professioneller Neugier interessiert. Das aber verschweigt die NDR-Aufseherin Goldschmidt. Wie immer keine Transparenz. Miosga soll es richten. Im Land der Dichter und Denker brauchen wir halt wie Schiller selig unsere faulen Äpfel in der Schublade, sonst kriegen wir den genialen Durchblick nicht. Heißt heutzutage: mit Caren Miosga „mehr Qualitätsjournalismus wagen“. Flachbildschirmgerecht, versteht sich. Vom Moderieren und vom Quasseln Moderierte Nachrichtensendungen – und als deren Verlängerung auch die politischen Talkshows – sind ein aus den USA importierter Mix aus seriösem TV-Journalismus und Show-Business, oft verbunden mit eigenen politischen Ambitionen der Akteure. Sarah Palin und Tucker Carlson können als prägende Beispiele genannt werden. Wie ihre US-Kollegen sind auch viele deutsche TV-Moderatoren Millionäre, mehr Unternehmer als Journalisten. Jahrmarktgrößen mit Kultstatus. Manche pflegen enge Beziehungen zum US-Lobby-Verein Atlantikbrücke. Was Caren Miosga aus ihrer Rolle als Talkmasterin macht, wird sich nächstes Jahr zeigen. Wie sie ihre Aufgabe als Tagesthemen-Moderatorin erfüllt, ertragen wir schon seit 16 Jahren, insbesondere ihre methodische Vor

Original Artikel Teaser

Noch schlimmer geht immer 

Der NDR-Rundfunkrat macht’s vor: Caren Miosga wird die neue Anne Will. Ein Meinungsbeitrag von Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam. Es ist passiert. Caren Miosga, bisher Tagesthemen-Moderatorin, wird Anne Wills Nachfolgerin und übernimmt vom nächsten Jahr an deren Sendeplatz sonntags um 21.45 Uhr. So beschlossen und verkündet von der NDR-Rundfunkratsvorsitzenden Sandra Goldschmidt.(1) Der Vertrag über 60 Folgen der Sendung in den kommenden beiden Jahren – Arbeitstitel: „Miosga“ – ist unter Dach und Fach. Zugleich mit dieser Personalie teilte der NDR-Rundfunkrat mit, dass er zwei weitere Programmbeschwerden gegen Sendungen der Tagesschau abgelehnt habe, von deren Inhalt das Publikum natürlich nichts erfährt. Wie eh und je. Transparenz ist nicht. Wo kämen wir sonst hin mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk.  Welchen Millionenbetrag der NDR-Rundfunkrat für das

Details zu Noch schlimmer geht immer