schweden-in-der-nato-und-die-ukraine-ohne-unterstuetzungSchweden in der NATO und die Ukraine ohne Unterstützung
trinkwasserversorgung-fuer-afrika-durch-israelische-solarenergie-und-wassertechnologieTrinkwasserversorgung für Afrika durch israelische Solarenergie und Wassertechnologie
briefe-von-peter-schoenlein,-dem-ehemaligen-oberbuergermeister-von-nuernberg,-an-den-damaligen-bundespraesidenten-joachim-gauck-und-den-damaligen-aussenminister-frank-walter-steinmeier

Briefe von Peter Schönlein, dem ehemaligen Oberbürgermeister von Nürnberg, an den damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck und den damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier

Published On: 15. Juli 2023 10:00

Wir veröffentlichen heute in unserer Serie alter, interessanter Dokumente zwei Briefe des ehemaligen Oberbürgermeisters von Nürnberg, Peter Schönlein, aus dem Jahr 2014. Obwohl diese Briefe nur neun Jahre alt sind, wirken sie in positiver Hinsicht altmodisch und stammen aus einer anderen Zeit. Es ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich, dass ein Oberbürgermeister solch eine kluge Mahnung zum Frieden an wichtige und aktive Personen des Zeitgeschehens schickt. Die Veröffentlichung der Briefe geht auf den Vorschlag eines Lesers der NachDenkSeiten, Günter Baigger, zurück. Er hat auch Informationen über den Autor der Briefe, Peter Schönlein, zur Verfügung gestellt. Schönlein wurde in Nürnberg geboren und aufgewachsen. Er hat klassische Philologie studiert und einen Doktortitel erlangt. Er war Gymnasiallehrer und später Oberstudiendirektor an einem Nürnberger Gymnasium. Bereits in den 70er Jahren war er aktiv bei der SPD und den Jusos. Schönlein war von 1987 bis 1996 Oberbürgermeister von Nürnberg. Im Jahr 2014 kritisierte er in einem offenen Brief den damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck für seine Aufforderung an die Deutschen, wieder vermehrt an Kriegen teilzunehmen. Der Brief fasst die Argumente gegen Krieg in wunderbarer Sprache zusammen. Dr. Peter Schönlein verstarb im Jahr 2016. Kurz vor seinem Tod konnte ich noch mit ihm sprechen. Er teilte mir damals am Telefon mit, dass Gauck auf seinen offenen Brief nie geantwortet hat. Dieses Verhalten ist typisch. Wenn eine Meinung geäußert wird, die man nicht widerlegen kann, wird diese Meinung ignoriert. Und heute, angesichts der Pressekonzentration, ist dies eine effiziente Methode, eine Meinung zu unterdrücken. Im Folgenden finden Sie die beiden Briefe von Dr. Peter Schönlein. Es sind kluge Texte, die wir auch deshalb veröffentlichen, weil sie von Leserinnen und Lesern der NachDenkSeiten bei ihrer Argumentation gegen Kriege als politisches Mittel verwendet werden können.

Brief an den Bundespräsidenten Joachim Gauck vom 17. Juni 2014

Widerspruch
Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
mit großem Respekt vor Ihrem hohen Amt und Ihrem bewundernswerten Einsatz für unser Land muss ich heute in einem Punkt entschieden widersprechen. Sie verbinden Ihren Wunsch nach mehr Engagement Deutschlands in der Welt mit der Aufforderung, die bisherige Zurückhaltung bei militärischen Einsätzen aufzugeben. Sie geben zu, dass es „früher eine gut begründete Zurückhaltung der Deutschen“ gab. Heutzutage argumentieren Sie jedoch, dass Deutschland eine solide und verlässliche Demokratie sei, die gegebenenfalls auch zu Waffengewalt greifen sollte. Diese Argumentation ist nicht nachvollziehbar. Denn die Bundesrepublik Deutschland war – zum Glück – auch schon vor 10, 20, 30 und 40 Jahren eine solide Demokratie. Das Einzige, was sich geändert hat, ist, dass die früheren Bundespräsidenten ohne Ausnahme den Friedenswillen der deutschen Bevölkerung bestätigt und gestärkt haben, während Sie einen Mangel an Bereitschaft zu militärischen Lösungen beklagen. Da Sie wissen, dass nur eine kleine Minderheit der Deutschen Kriegseinsätze akzeptiert, die nicht der Landesverteidigung dienen, fordern Sie einen Mentalitätswechsel in der deutschen Gesellschaft. Damit erfreuen Sie sicherlich diejenigen in Politik und Medien, die schon seit längerem die Kriegsmüdigkeit der Deutschen tadeln und die Bundeswehr am liebsten als Interventionsarmee im Einsatz sehen. Besonders bedenklich finde ich, dass Sie die Neuakzentuierung politischer Grundsätze hin zu mehr militärischen Lösungen ausgerechnet in diesem Jahr 2014 fordern, in dem ganz Europa an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs erinnert und Historiker und Politiker untersuchen, welche Gesinnung und Denkmuster vor dem Krieg dazu geführt haben, dass Menschen aller Gesellschaftsschichten bedenkenlos einer Kriegseuphorie verfallen sind, die ganz Europa in die Katastrophe geführt hat. Sie werden argumentieren, dass dies andere Zeiten waren und dass Krieg heutzutage nur edlen Zwecken dienen soll, wie dem Sturz von Despoten und dem Schutz der Menschenrechte. Genau das hat auch der amerikanische Präsident Bush behauptet, als er den Irak in den Krieg führte. Das Ergebnis wird uns in diesen Tagen auf erschütternde Weise vor Augen geführt. Die USA stehen heute vor den Trümmern ihrer Kriegspolitik und haben erneut gezeigt, dass Krieg höchstens dazu geeignet ist, sich an militärischen Erfolgen zu berauschen, aber nicht dazu dient, einem Land Frieden, Stabilität und Wohlstand zu bringen. Es hätte nicht viel gefehlt und Deutschland wäre in diesen Krieg hineingezogen worden, wenn uns nicht der Mut und die Standhaftigkeit von Gerhard Schröder davor bewahrt hätten. Vor dem Hintergrund solcher Erfahrungen – das ist meine Überzeugung – tut Deutschland gut daran, auch in Zukunft Krieg nicht wieder als Mittel der Politik zu betrachten, sondern die gewachsene Verantwortung unseres wirtschaftlich erfolgreichen Landes noch stärker auf politischem und diplomatischem Gebiet zur Geltung zu bringen. Mit freundlichen Grüßen aus Nürnberg, der Stadt des Friedens und der Menschenrechte

Original Artikel Teaser

Briefe des Altoberbürgermeisters von Nürnberg Peter Schönlein 1. an den damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck und 2. an den damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier

Wir veröffentlichen heute in der Serie alter, interessanter Dokumente zwei Briefe des früheren Oberbürgermeisters der Stadt Nürnberg, Peter Schönlein, aus dem Jahr 2014. Mit neun Jahren sind diese beiden Dokumente nicht gerade besonders alt. Aber sie wirken im guten Sinne alt, sie kommen aus einer anderen Welt. Es ist heute nicht mehr selbstverständlich, dass ein Oberbürgermeister eine solch kluge Mahnung zum Frieden an wichtige, aktive Personen des Zeitgeschehens schickt. Albrecht Müller. Die Veröffentlichung der beiden Briefe geht auf den Vorschlag des NachDenkSeiten-Lesers Günter Baigger zurück. Von ihm stammen auch die folgenden Informationen über den Autor der Briefe, Peter Schönlein. Schönlein ist in Nürnberg geboren und aufgewachsen. Er hat klassische Philologie studiert und mit einem Doktortitel abgeschlossen. Er war dann Gymnasiallehrer und

Details zu Briefe des Altoberbürgermeisters von Nürnberg Peter Schönlein 1. an den damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck und 2. an den damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier

schweden-in-der-nato-und-die-ukraine-ohne-unterstuetzungSchweden in der NATO und die Ukraine ohne Unterstützung
trinkwasserversorgung-fuer-afrika-durch-israelische-solarenergie-und-wassertechnologieTrinkwasserversorgung für Afrika durch israelische Solarenergie und Wassertechnologie