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Je länger man lebt, desto mehr prägt man die Geschichtsschreibung
Die Entspannungspolitik und die Rolle von Egon Bahr im Vergleich zu Willy Brandt werden anhand der Urheberschaft dargestellt. Vor 60 Jahren fand eine wichtige Tagung an der Evangelischen Akademie in Tutzing statt, bei der Willy Brandt, damals Regierender Bürgermeister von Berlin, und sein Pressesprecher Egon Bahr jeweils eine Rede hielten und die Entspannungspolitik in die öffentliche Debatte einführten. In einem Artikel auf dem Blog der Republik schrieb Alfons Pieper gestern über diese Tagung und betonte die Bedeutung von Bahrs Rede. Es entsteht jedoch der Eindruck, dass Bahr als Erfinder der Entspannungspolitik angesehen wird, obwohl die Überlegungen zur Ablösung des Kalten Krieges bereits Ende der Fünfzigerjahre begannen, als Bahr noch nicht für Brandt arbeitete. Brandt selbst gibt zu, dass Bahr ihm in Tutzing die Show gestohlen hat.
Die Geschichtsschreibung hat sich wenig an diesen Fakten orientiert. Im Laufe der Zeit wird immer deutlicher, dass der verstorbene Willy Brandt weniger Einfluss auf die Geschichtsschreibung seiner Entspannungspolitik hatte als der ebenfalls verstorbene Egon Bahr. Sowohl der Blog der Republik als auch der entsprechende Wikipedia-Artikel über Bahr folgen der gängigen Aussage, dass „Wandel durch Annäherung“ ein politisches Konzept ist, das auf Bahr zurückgeht. Bahrs Leistungen sind unbestreitbar, er hat wesentlich zur Umsetzung der Entspannungspolitik beigetragen und wichtige Verträge ausgehandelt. Dennoch sollte seine Rolle nicht übertrieben werden, da Brandt bereits in den Fünfzigerjahren mit der konzeptionellen Arbeit begonnen hat und als Außenminister und Bundeskanzler die Hauptlast der Umsetzung getragen hat.
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Wer länger lebt, prägt die Geschichtsschreibung…
…dargestellt am Beispiel der Urheberschaft der Entspannungspolitik und Egon Bahrs Rolle im Vergleich zu jener von Willy Brandt. – In diesen Tagen jährt sich eine wichtige Tagung an der Evangelischen Akademie in Tutzing. Dort hatten Willy Brandt, damals Regierender Bürgermeister von Berlin, und Egon Bahr, sein Pressesprecher, jeweils eine Rede gehalten und damit die Entspannungspolitik in die öffentliche Debatte eingeführt. Auf dem Blog der Republik hat Alfons Pieper gestern darüber geschrieben: „DISKUSSIONSBEITRAG WURDE ZUM PAUKENSCHLAG – VOR 60 JAHREN HIELT EGON BAHR SEINE TUTZINGER REDE: WANDEL DURCH ANNÄHERUNG“. Wenn man Überschrift und Text dieses Artikels liest, dann gewinnt man – wie auch bei anderen Einlassungen – den Eindruck, Egon Bahr sei der Erfinder der Entspannungspolitik. Er hat Großes dafür geleistet.
