Möchtet ihr tatsächlich nach Deutschland gehen

H2: Türken ziehen in Erwägung, nach Deutschland zu gehen

Viele Türken denken darüber nach, nach Deutschland zu gehen, darunter auch meine Freunde Hasan und Seda. Doch sind sie sich bewusst, was hier momentan vor sich geht? Ich werde ihnen einen Brief schreiben, um sie darüber zu informieren. Nachdem sie den Schock erlebt haben, dass Erdogan weitere fünf Jahre an der Macht bleibt, beschäftigen sich derzeit Millionen von Türken mit dem Gedanken, die Türkei hinter sich zu lassen und nach Deutschland zu kommen. Eine Zahl verdeutlicht die Situation dort: Die Mieten sind in den letzten vier Jahren um 700 bis 1.100 Prozent gestiegen. Die Inflation soll angeblich unter 40 Prozent liegen. Die Lebensmittelpreise sind allein im letzten Monat um 25 Prozent gestiegen und steigen seit 2020 ununterbrochen jeden Monat. Ich erhalte viele E-Mails von Menschen, die nach Deutschland kommen wollen und sich an mich wenden. Zu ihnen gehören auch meine Freunde Hasan und Seda (Namen geändert) mit ihrer achtjährigen Tochter. Beide sind Musiklehrer und haben einen Job. Hasan verdient in drei Monaten als Musiklehrer an einem Privatgymnasium genauso viel wie mein Sohn als monatliche Ausbildungsvergütung bekommt. Seine Frau verdient identisch und gibt auch Privatunterricht. Zusätzlich muss Hasan bis zum Morgengrauen in Touristenhotels musizieren, um über die Runden zu kommen. In den türkischen Medien ist derzeit die Meldung populär, dass der Bildungsminister darüber nachdenkt, reine Mädchenschulen einzurichten, da die Eltern nicht wollen, dass Jungs anwesend sind, wenn ihre Mädchen in der Schule sind. Das erinnert an die Scharia. Es ist absurd, wenn man bedenkt, dass vor knapp zehn Jahren die Hälfte aller Schulen in religiöse Schulen umgewandelt wurde, in denen Mädchen und Jungs sowieso getrennt unterrichtet werden. In der Türkei ist es oft so, dass ein Thema immer wieder aufgewärmt wird, um von etwas anderem abzulenken.

H2: Die schwierige Situation in der Türkei

Die Preise für Lebensmittel haben sich in den letzten Monaten verdoppelt oder verdreifacht. Die Erhöhung der Mindestlöhne, Renten und Beamtengehälter hinkt hinterher. Alle liegen weit unterhalb der Armutsgrenze. Die Gehaltserhöhungen werden meist über Nacht durch den Wertverlust der türkischen Währung kompensiert, sodass die Betroffenen schlechter dastehen als am Vortag, als sie die Gehaltserhöhung bekamen. Aufstände gibt es nicht. Die sogenannte Opposition ist mit sich selbst beschäftigt und hat keine Mittel, um etwas zu bewirken. Die Mehrheiten im Parlament sind eindeutig aufseiten der Regierung. Fast hundert Gesetze werden mit einem „Ja!“ erlassen, die die unterschiedlichsten Überschriften haben.

H2: Ein Brief an Hasan und Seda

Liebe Hasan, liebe Seda, ich setze mich dafür ein, euch den Weg nach Deutschland zu ebnen. Es gibt Berufe, in denen man in Deutschland bis zur Rente unmöglich arbeits

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Wollt ihr wirklich nach Deutschland?

Viele Türken überlegen, nach Deutschland zu gehen. Wie meine Freunde Hasan und Seda. Ob die wissen, was hier mittlerweile los ist? Ich werde denen mal einen Brief schreiben. Ich denke, mit dem Gedanken, die Türkei hinter sich zu lassen und nach Deutschland zu kommen, beschäftigen sich derzeit – besonders nach dem Schock, als sie feststellten, dass Erdogan nochmals fünf Jahre an der Macht bleibt – einige Millionen Türken. Nur eine Zahl soll verdeutlichen, wie die Situation dort ist. Die Mieten sollen in den letzten vier Jahren um 700 bis 1.100 Prozent gestiegen sein. Die Inflation ist aber angeblich unter 40 Prozent. Die Lebensmittelpreise stiegen allein im letzten Monat um 25 Prozent und steigen seit 2020 ununterbrochen, jeden Monat. Meine Kontakte sind

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