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Der Alltag im Sahelgebiet

Published On: 22. August 2023 12:57

Ein Meinungsbeitrag von Ine Stolz. In letzter Zeit haben wir viel über den Niger gehört, sowie über seine Nachbarn Mali und Burkina Faso. Normalerweise denken wir gar nicht an diese Regionen der Welt, außer wenn unsere eigene Sicherheit bedroht ist. Genau dort, wo unsere Regierung in den letzten Jahren stark engagiert war, um in Zusammenarbeit mit der EU den anhaltenden Flüchtlingsstrom aus Schwarzafrika fernzuhalten. Dann müssen wir unsere Grenzen verteidigen. Eigentlich wollen wir nicht viel über die „da unten“ wissen, außer wenn unsere Wirtschaft davon abhängt oder unser Wohlstand auf dem Spiel steht. Diese Länder sollen weiterhin ihre Rohstoffe von Frankreich abnehmen, zumindest sieht das die Regierung der Grand Nation so – die ehemalige Kolonialmacht hat bis heute große Teile Westafrikas unter Kontrolle. Es war interessant zu sehen, wie nur wenige Tage nach dem gewaltlosen Putsch im Niger von den USA und Frankreich mit einer militärischen Intervention gedroht wurde. Die ECOWAS ruderte schnell zurück, nachdem sich zeigte, wie viele Länder der Region und sogar der Norden Nigerias sich mit dem Niger solidarisierten und ihre Hilfe zusagten, falls es zu einem Militärschlag kommen sollte. Die Lage ist bisher ruhig. Nachdem eine Delegation der ECOWAS im Niger war, hat auch der derzeitige Machthaber eine dreijährige Übergangsregierung angekündigt. Bei der Revolution im Sudan war es ähnlich. Nach einem vielversprechenden Aufbruch aus der jahrzehntelangen Diktatur im Jahr 2019 befindet sich der Sudan seit dem Frühjahr 2023 wieder im Krieg. All diese Länder, die 1884 von den Europäern ohne Beteiligung eines einzigen Afrikaners mit einer Landkarte an der Wand geschaffen wurden, leiden bis heute unter den strategischen Grenzen der Kolonialherren. Zum Beispiel gehört der Norden Nigerias wie der Südosten Nigers zum Königreich Kano, das zerschlagen werden sollte. Bis heute fühlt sich der Norden Nigerias seiner Ethnie im Nachbarland verbunden und nicht den Küstenbewohnern im gleichen Land. Diese Situation führt in vielen Ländern des Sahel zu Konflikten. Für die Europäer war und ist dies ein klarer Vorteil, den sie aus den instabilen Ländern gezogen haben. Vielleicht wäre es interessant, mehr über die Sahelzone zu erfahren und eine andere Perspektive einzunehmen. Wie ist das Leben im Sahel? Welchen Umweltbedingungen sind die Menschen dort seit langem ausgesetzt? In den gemäßigten Breiten bekommen wir in letzter Zeit auch einen Hauch davon zu spüren. Nach unseren Vorstellungen könnte dort unten im Sahel eigentlich niemand leben. Tatsächlich überleben viele Menschen dort unten im Sand der Sahara unter sengender Hitze ohne Brot und Wasser. Der Begriff „El Sahel“ ist arabisch und bedeutet „Das Ufer“. Nach einer Durchquerung der Sahara sahen die Karawanen früher einen grünen Streifen am Horizont – die Sahelzone. Sie erstreckt sich unterhalb der Sahara quer durch den afrikanischen Kontinent von Mauretanien am Atlantik bis in den Sudan, Eritrea und Äthiopien am Roten Meer. Das gesamte Gebiet hat dasselbe Klima, semi-arid bis arid, und die gleichen geomorphologischen Bedingungen. In dieser Zone gibt es theoretisch eine dreimonatige Regenzeit zwischen Juni und September. Pro Jahr fallen durchschnittlich 200 Millimeter Niederschlag, während es in Deutschland durchschnittlich 800 Millimeter pro Jahr regnet. Die Regenfälle im Sahel sind extrem unregelmäßig, oft nur lokal begrenzt und dann als heftiger Platzregen, manchmal sogar mit Hagel. Überschwemmungen, bei denen man sehen kann, wie die typischen Lehmbauten in den Dörfern buchstäblich im Schlamm verschwinden, kommen im Sahel regelmäßig vor. Die meiste Zeit regnet es im Sahel jedoch nicht genug. Dann schafft es die Hirse, das Hauptanbauprodukt im Sahel, nicht bis zur Reife oder die Saat geht erst gar nicht auf. Die Bauern haben nur die Kapazität, einmal zu säen, mehr Saatgut haben sie nicht, ihre wirtschaftliche Situation erlaubt es nicht und sie werden auch nicht subventioniert, wie die Landwirtschaft bei uns. Bauern machen den Großteil der Bevölkerung im Sahel aus. Daher sind die meisten Volkswirtschaften dieser Länder immer noch ausschließlich vom primären Sektor (Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft) – im Sahel nur von der Landwirtschaft – abhängig. Der sekundäre Sektor, in dem Rohstoffe verarbeitet werden, findet vor Ort praktisch nicht statt, trotz der reichen Vorkommen. Diese werden anderswo mit enormem Gewinn für andere weiterverarbeitet. Der Niger befindet sich daher in einem Entwicklungsstand, der dem Zustand Europas lange vor der industriellen Revolution ähnelt. Und Europas Aufschwung wäre ohne den jahrhundertelangen Raubbau an Menschen und allen anderen Ressourcen des afrikanischen Kontinents niemals möglich gewesen. Eine unumstößliche Tatsache. Für den Großteil der Bevölkerung im Sahel gibt es keinen Strom, geschweige denn fließendes Wasser. Die Analphabetenrate ist hoch. Ein Arzt? Ein Krankenhaus? Alles Selbstverständlichkeiten bei uns. Nicht dort. Solche Kriterien, neben Unterernährung und Kindersterblichkeit, lassen den Niger seit Jahrzehnten auf den letzten drei Plätzen der Liste der am wenigsten entwickelten Länder der Welt verweilen. (Gerade hat mich mein Computer vor der derzeit sehr hohen UV-Strahlung bei uns gewarnt, was für eine Ironie des Augenblicks, in dem ich diese Zeilen schreibe.) Zurück zu den Bauern im Sahel, mit denen ich so viel Zeit meines Lebens verbracht habe. Sie säen ihre Saat direkt nach dem ersten kräftigen Regenfall. Wenn dann über einen längeren Zeitraum kein weiterer Regen fällt, vertrocknet die Saat im Boden. Das bedeutet einen wirtschaftlichen Totalausfall, wie wir es nennen würden. Das kann jedoch auch in einem Jahr mit ausreichendem Niederschlag passieren. Die Saat geht auf und entwickelt sich bis zur Ähre. Dann schlagen riesige Schwärme von Wanderheuschrecken oder Webervögeln zu und hinterlassen nichts

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Lebensalltag in der Sahelzone

Ein Meinungsbeitrag von Ine Stolz. Wir haben in letzter Zeit einiges über den Niger gehört. Auch über seine Nachbarn Mali und Burkina Faso. Normalerweise existieren diese Regionen der Welt in unserem Bewusstsein gar nicht. Außer, die eigene Sicherheit ist gefährdet. Genau dort, wo unsere Regierung sich in den letzten Jahren besonders stark engagiert hat, um in Zusammenarbeit mit der EU den nicht abreißen wollenden Flüchtlingsstrom aus Schwarzafrika von uns fernzuhalten. Dann müssen dort unsere Grenzen verteidigt werden. Wirklich etwas über die „da unten“ wollen wir eigentlich auch gar nicht wissen, außer, die eigene Wirtschaft hängt davon ab oder unser Wohlstand steht auf dem Spiel. Diese Länder sollen sich auch weiterhin ihre Rohstoffe von Frankreich abnehmen lassen, zumindest sieht das die

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