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Griechische Inseln – Vom Zustand der Selbstversorgung zur vollständigen Abhängigkeit

Published On: 18. September 2023 0:07

Bild: K. Demeter/Midjourney

Veröffentlicht am 18. September 2023 von DF.

Thodoris Tsimpidis ist ein ehrenamtlicher Forscher für Meeresschutz und Direktor von Archipelagos, dem größten maritimen Informationsportal in Griechenland. In einem Beitrag für die Zeitung Εφημερίδα των Συντακτών (Efimerida ton Syntakton) zeigt er, wie die Menschen in den 60er- und 70er-Jahren das Ende der autarken Inselwelt der Ägäis erlebten, die jahrtausendelang prägend war. Im Folgenden werden seine Ausführungen zusammengefasst und nachgezeichnet:

Die deutsche Version des Liedes „Die Kinder von Piräus“ von Manos Hadjidakis (Τα παιδιά του Πειραιά von Μάνος Χατζιδάκις) aus dem Jahr 1960 lautet „Ein Schiff wird kommen“. Oftmals liefen jedoch mehrere Wochen lang keine Schiffe die kleineren Inseln an, vor allem im Winter. Doch dies hatte keine Auswirkungen auf die Versorgung mit Gütern und das tägliche Leben ging normal weiter. In jedem Haus wurde dafür gesorgt, dass zu jeder Jahreszeit die produzierten Güter eingelagert wurden, um in den folgenden Monaten davon leben zu können – eine Form der Autarkie. Die wenigen Dinge, die die Inselbewohner nicht selbst produzierten, waren Reis, Kaffee und das notwendige Lampenöl. Das Schiff aus Piräus brachte diese wenigen Produkte, wann immer es kam. Umgekehrt war es üblich, dass auf der Fahrt nach Piräus viele verschiedene Erzeugnisse entweder zum Verkauf oder an Verwandte in Athen und Piräus verschifft wurden. Die griechischen Inseln produzierten seit Jahrhunderten nicht nur für den lokalen Verbrauch, sondern auch für den Export. Die größeren Inseln wie Lesbos, Chios und Samos waren wichtige Produktions- und Exportstandorte für landwirtschaftliche und tierische Erzeugnisse sowie kleine Industriebetriebe. Die Insel Chios produziert zum Beispiel heute noch Mastix, das Harz des Mastixbaumes, das für Likör, natürlichen Kaugummi oder zur Mundpflege verwendet wird. Ja, in Chios wächst der Kaugummi auf den Bäumen! Heutzutage exportieren die Ägäisinseln jedoch hauptsächlich Abfälle. Ikaria exportierte zum Beispiel Rosinen, Aprikosen, Mandeln und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse. Kythnos produzierte noch in den 1970er-Jahren Gerste. Paros exportierte Getreide und Naxos Kartoffeln, Obst und Gemüse. Viele Inseln exportierten auch Rohstoffe wie Kohle oder Kalk. In früheren Jahrzehnten hatten auch die kleinen Inseln eine gute Wasserversorgung. Sie nutzten nicht nur Quellen und Grundwasser, sondern sammelten auch systematisch Regenwasser. Heutzutage dauert es jedoch nur wenige Tage, bis die Regale der Geschäfte leer sind, wenn keine Schiffe aufgrund schlechten Wetters oder Streiks die Inseln anlaufen. Nach einer Woche herrscht ein Mangel an Gemüse, Obst und fast allen Arten von Lebensmitteln, und es gibt nicht einmal mehr Trinkwasser. Die Bewohner der meisten Inseln konsumieren heutzutage Wasser fast ausschließlich aus Einweg-Plastikflaschen, was sowohl für ihre Gesundheit als auch für die Umwelt negative Folgen hat. Nach zehn bis zwölf Tagen wird es sehr schwierig, es fehlt sogar Salz, das früher von den Kindern in Eimern vom Meer nach Hause gebracht wurde. Die Frage ist also: Wie konnten die Bewohner der griechischen Inselwelt es schaffen, in 40 bis 50 Jahren von nahezu vollständiger Selbstversorgung in totale Abhängigkeit zu geraten und dabei ein kluges Bewirtschaftungssystem in Verruf zu bringen, das in allen Ökologielehrgängen der Welt gelehrt werden sollte? Die Antwort liegt im Tourismus. In den letzten Jahrzehnten ist in der Ägäis eine touristische Monokultur entstanden, die die Kultur der Selbstversorgung und des nachhaltigen Umgangs mit natürlichen Ressourcen zerstört hat. Anstelle von landwirtschaftlichen Betrieben entstanden kleine und große Hotels, Zimmer zur Vermietung und andere touristische Infrastrukturen. Der Schutz der Inseln vor Erosion wurde vernachlässigt und zusammen mit den fruchtbaren Böden auf den Inseln litt auch der Grundwasserspiegel. Auch das traditionelle System der Tierhaltung wurde zerstört, das auf Erfahrungswissen basierte, wie viel Vieh in einem Gebiet gehalten werden kann und zu welchen Jahreszeiten die Tiere woanders hingetrieben werden müssen, um die negativen Auswirkungen der Überweidung zu vermeiden. Dieses Wissen beruhte nicht auf dem Studium der Ökologie, sondern auf gesundem Menschenverstand und langjähriger Erfahrung. Die Überreste dieser traditionellen Viehwirtschaft sind heute noch auf allen Inseln zu sehen, mit den Trockenmauern und gepflasterten Straßen. In den 80er-Jahren begannen die griechischen Behörden mit der Einführung der gemeinsamen Agrarpolitik der EU, die sich für die Inselwelt als katastrophal erwies, da sie dieses alte und nachhaltige Bewirtschaftungssystem zerstörte, indem sie falsche Anreize setzte. Den Inselbewohnern wurde eine jährliche Subvention für jedes Schaf und jede Ziege versprochen, unabhängig von der Tragfähigkeit der Umgebung. Aus einigen hundert Tieren wurden Tausende, zum Beispiel 35.000 Ziegen und Schafe in Ikaria mit 9.000 Einwohnern. Die Zahl der Züchter stieg an, da nun jeder sich als Züchter bezeichnen konnte, ohne dass Schlachthöfe, Molkereien oder auch nur Weideland vorhanden waren

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Griechische Inseln – von der Autarkie zur totalen Abhängigkeit

Bild: K. Demeter/Midjourney Veröffentlicht am 18. September 2023 von DF. Thodoris Tsimpidis ist ehrenamtlicher Forscher für Meeresschutz und Direktor von Archipelagos, dem grössten maritimen Informationsportal in Griechenland. In einem Beitrag für die Zeitung Εφημερίδα των Συντακτών (Efimerida ton Syntakton)zeigt er, wie Menschen in den 60er- und 70er Jahren das Ende der modellhaften Autarkie erlebten, die die Inselwelt der Ägäis jahrtausendelang prägte. Nachfolgend seien seine Ausführungen zusammengefasst und nachgezeichnet: «Ein Schiff wird kommen» ist die deutsche Version des Liedes «Die Kinder von Piräus» von Manos Hadjidakis (Τα παιδιά του Πειραιά von Μάνος Χατζιδάκις) aus dem Jahr 1960.Oft lief aber mehrere Wochen lang kein Schiff die kleineren Inseln an, vor allem im Winter. Aber das hatte keine Auswirkungen auf die Versorgung mit Gütern und

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