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Israel-Konflikt: Eine Betrachtung der Auswirkungen der Eskalation

Published On: 22. Oktober 2023 14:00

Allen verständlichen Reaktionen nach den Angriffen der Hamas auf Israel zum Trotz muss die nüchterne Frage lauten: Wohin führt welche Reaktion? Die massiven Angriffe der Hamas auf Israel können niemanden unberührt lassen. Und wenn es anders ist – etwa, wenn Menschen in Deutschland und anderswo die Hamas für ihre Taten feiern –, dann muss man resümieren, dass beide Perspektiven nicht miteinander vereinbar sind. Zu diesem Schluss kann man seit den Attacken auf Israel durch die Hamas ohnehin oft kommen in diesen Tagen. Dennoch sind es gerade die weit auseinander liegenden Blickwinkel und Betroffenheiten, die uns dazu bewegen sollten, nicht ausnahmslos selbst im Angriffsmodus zu sein. Von Tom Wellbrock. Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar. Podcast: Play in new window | Download

Ein Ereignis ausschließlich aus der Gegenwart heraus zu betrachten, wird ihm nur selten gerecht, zumal wenn es um weltpolitische Themen geht. Das Ereignis, um das es hier geht, hat eine lange Vorgeschichte. Und in Anbetracht der Tatsache, dass schon beim Ukraine-Konflikt die Politik erfolgreich beim Ignorieren der Vorgeschichte war und ist, tun wir gut daran, dieser Strategie nicht erneut zu folgen. Man darf nicht vergessen, dass wir es im Moment mit historischen Geschehnissen zu tun haben. Vermutlich würden wir es uns nicht verzeihen, wenn sich herausstellte, dass wir mit unserer kurzsichtigen und kurzfristigen Sicht auf die Dinge danebenlagen – insbesondere, weil Fehleinschätzungen und falsche Entscheidungen längst lebensbedrohliche Auswirkungen haben können.

Jedes Recht der Welt Israelis und Palästinenser haben jedes Recht der Welt, zutiefst traurig zu sein, wütend und verzweifelt. Hinzu kommen Rachegefühle, die irrational und gefährlich sind (dazu weiter unten mehr). In erster Linie leiden naturgemäß die, die nahe Menschen verloren haben. Davon gibt es viele, nicht erst seit den aktuellen Angriffen der Hamas. Und es gibt diese Opfer auf beiden Seiten, wenngleich die neuesten Vorfälle im Fokus stehen. Doch in der jetzigen Situation helfen diese Empfindungen für politische Handlungen nicht, im Gegenteil. Schlicht, weil die großen Gefühle nicht nur die betroffenen Menschen, sondern scheinbar jeden getroffen haben, der in irgendeiner Form eine Meinung zur aktuellen Lage hat. Die Wut auf die Hamas (man könnte auch sagen: der Hass auf den Hass) ist so ausgeprägt, als hätte fast jeder, der sich zum Thema einlässt, selbst Verwandte oder Freunde verloren. Es mag herzlos klingen, aber das ist nicht zielführend. Es ist auch nicht die Aufgabe politischen Handelns, die Perspektive der Opfer eins zu eins einzunehmen. Verständnis, Mitgefühl und – noch wichtiger – praktische Hilfe für die Hinterbliebenen, das sind die Reaktionen, die von Politikern erwartet werden können.

Der politische Beobachter glaubt häufig nicht einmal daran, dass die Beileidsbekundungen ehrlich gemeint sind, was auch daran liegt, dass sich die Formulierungen ähneln und oft allzu professionell wirken – professioneller, als man es von aufrichtiger Trauer erwarten würde. Wie also soll ein Politiker glaubhaft machen können, dass er nicht nur Mitgefühl hat, sondern sich ähnlich wie die Hinterbliebenen der Opfer fühlt? Dieser Eindruck entsteht nämlich, wenn man sich die politischen Reaktionen national und international einmal ansieht. Jens Berger hat dazu einen Artikel geschrieben, der einem den Atem stocken lässt. Von „Ausrottung“ der Hamas sprechen US-amerikanische Politiker, von „Wilden“, denen man „ein Ende machen“ muss. Nicht weniger aufgebracht äußerte sich kürzlich der SPD-Hardliner Michael Roth, der die „Infrastruktur der Hamas komplett vernichten“ will. Das sind Reaktionen, die man bei Angehörigen von Opfern erwarten würde, weil sie zutiefst vom Tod getroffen sind. Aber von einem Politiker, der Verantwortung trägt? Da man persönliche Betroffenheit bei den Politikern, die sich so wie Roth und andere äußern, nahezu vollständig ausschließen kann, müssen die Beweggründe für die teils offene Forderung nach Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit woanders liegen.

Politisch motiviert Es gibt unterschiedliche Ebenen bei der Frage, warum Politiker wie unter jeglichem Kontrollverlust sämtliche Hemmungen fallenlassen und Dinge sagen, die nicht ihrem Auftrag entsprechen. Da ist natürlich die konstruierte Empörung, um sich Freunde zu machen. Weite Teile der Bevölkerung sind außer sich, wenn sie sehen, was die Hamas an Grausamkeiten angerichtet hat. Es ist leicht, auf diesen Zug aufzuspringen und sich entsprechende Lorbeeren abzuholen. „Gut so, da sagt er genau das Richtige, die müssen ausgelöscht werden, bevor sie noch mehr Unheil anrichten können!“ Man wäre naiv, würde man diese Beweggründe bei Politikern leugnen. Doch da ist noch mehr. Zunächst ist es die (un)ausgesprochene Pflicht deutscher Politiker, sich auf die Seite Israels zu stellen, komme, was da wolle. Wenngleich insbesondere die aktuelle Regierungskonstellation in Israel zu den schlimmsten gehört, die das Land je hatte, ist das alles schnell vergessen, wenn Terroristen angreifen oder (in anderen Fällen) auch nur solche, die man als Terroristen eingestuft hat. Die historische deutsche Verantwortung kommt hinzu, und man ist auf der sicheren Seite, wenn man so argumentiert. In beiden Fällen ist die Argumentation nur oberflächlich emotional, tatsächlich ist sie durch und durch strategisch. Der dritte Punkt der politischen Motivation ist die Geopolitik. In der Weltordnung tut sich viel im Moment, der Wechsel von der Unipolarität zur Multipolarität ist in vollem Gange, und dabei wird die Erde wie ein Schachbrett neu aufgeteilt. Der schwindende Einfluss des Westens, vor allem aber der USA, ist eklatant, und es kann nicht überraschen, dass der Übergang von einer unipolaren zu einer multipolaren Welt nicht kooperativ, sondern konfrontativ vonstattengeht. Bei Politikern wie Michael Roth kommt erschwerend hinzu, dass er gewissermaßen „weisungsgebunden“ ist, Robert Habeck (die Grünen) würde vielleicht von „dienender Führung“ sprechen, aber unterm Strich ist

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Israel-Konflikt: Über die Folgen der Eskalation

Allen verständlichen Reaktionen nach den Angriffen der Hamas auf Israel zum Trotz muss die nüchterne Frage lauten: Wohin führt welche Reaktion? Die massiven Angriffe der Hamas auf Israel können niemanden unberührt lassen. Und wenn es anders ist – etwa, wenn Menschen in Deutschland und anderswo die Hamas für ihre Taten feiern –, dann muss man resümieren, dass beide Perspektiven nicht miteinander vereinbar sind. Zu diesem Schluss kann man seit den Attacken auf Israel durch die Hamas ohnehin oft kommen in diesen Tagen. Dennoch sind es gerade die weit auseinander liegenden Blickwinkel und Betroffenheiten, die uns dazu bewegen sollten, nicht ausnahmslos selbst im Angriffsmodus zu sein. Von Tom Wellbrock. Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar. Podcast: Play in new window

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