Geheimer Hass

Seit zwölf Jahren begleite ich Menschen im Rahmen der „Gefühls- und Körperarbeit nach Willi Maurer“. Die Klientinnen und Klienten erkunden dabei ihre Gefühlswelt und bringen verdrängte Episoden aus ihrer frühen Kindheit ans Licht. Oft entdecken sie tief vergrabenen Hass, der sich gegen schmerzhaftes Verhalten richtet. Dieser Hass kann als Kind nicht ausgelebt werden und bleibt im Körper und im Unterbewusstsein verankert. In meiner Arbeit frage ich die Menschen manchmal, was ihr Impuls wäre, wenn alles erlaubt wäre und niemand Rücksicht nehmen müsste. Oft zeigt sich dann ein unbändiger Hass, der ausgelebt werden darf, ohne jemandem zu schaden.

Der abgespaltene Hass kann gesellschaftlich Wirkung entfalten, wie man an aktuellen und vergangenen Kriegsgeschehen sehen kann. Wenn ein Feindbild entsteht, das durch Propaganda entmenschlicht wird, können Erinnerungen an Ohnmacht und Leid aus der Kindheit wachgerufen werden. Gleichzeitig entsteht die Vorstellung, dass alles erlaubt ist. Es kommt zu einer kollektiven Entladung des Hasses, da keine Konsequenzen befürchtet werden. Hass und Gewalt werden wieder erlaubt, weil der Feind als abscheulich dargestellt wird. Außerhalb solcher Entladungsmöglichkeiten wird der Hass oft auf andere projiziert, um die eigene individuelle Geschichte zu vermeiden.

Es ist wichtig, den eigenen inneren Hass zu erkennen und zu integrieren, um einen friedvolleren Umgang mit Konflikten zu ermöglichen. Eine Gesellschaft, die den Frieden anstrebt, sollte sich auch um die Bedürfnisse von Kleinkindern kümmern und ihnen Liebe und Anerkennung schenken. Dies wäre eine effektive Prävention von Hass und Krieg

Original Artikel Teaser

Verborgener Hass

Seit zwölf Jahren begleite ich Menschen im Rahmen der „Gefühls- und Körperarbeit nach Willi Maurer“. Die Klientinnen und Klienten entdecken und erkunden dabei ihre Gefühlswelt und bringen verdrängte Episoden, meist aus ihrer frühen Kindheit, ans Licht. Ausgehend von alltäglichen Situationen und den dazugehörigen Gefühlen gehen sie auf Spurensuche nach den Wurzeln von Leid erzeugenden Verhaltensweisen. So erhielt ich Einblick in Hunderte Lebensgeschichten, und dabei wiederholt sich oft die Bewusstwerdung von tief vergrabenem Hass: der Hass des Babys oder Kleinkindes, welches vernachlässigt, nicht geliebt, nicht beachtet oder sogar emotional oder körperlich missbraucht wird. Dieser Hass — der sich gegen ein Schmerz verursachendes Verhalten und nicht die Person als Ganzes richtet — und die damit verbundene Aggression können als Kind nicht ausgelebt

Details zu Verborgener Hass