Alternative für ineffektive Antibiotika trifft auf Hindernisse

Pascal Derungs / 15.11.2023

Trotz der Tatsache, dass viele Menschen aufgrund von antibiotikaresistenten Keimen sterben, gibt es eine Alternative, die mit rechtlichen Hindernissen zu kämpfen hat. Jährlich sterben allein in Deutschland Tausende von Menschen an den Folgen von multiresistenten Keimen, gegen die Antibiotika nicht mehr wirken. Laut der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ sind diese Keime weltweit sogar die häufigste Todesursache, noch vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs.

Phagen-Präparate aus osteuropäischer Produktion könnten eine Lösung sein. Phagen sind Viren, die auf gefährliche Bakterien spezialisiert sind und diese unschädlich machen oder abtöten. Allerdings sind Produktion und Verwendung solcher Phagen in der EU nur unter strengen Sicherheitsvorkehrungen erlaubt, was ihren Einsatz teuer und ihre breite Anwendung unmöglich macht. Laut einem Bericht der ARD-Sendung Plusminus besteht dringender Handlungsbedarf, da die Anzahl und Komplexität der Infektionen in den nächsten Jahren dramatisch ansteigen werden. Der Bedarf an wirksamen Alternativen zu Antibiotika ist enorm.

In der EU ist die Gesetzeslage bezüglich der Bakteriophagen sehr komplex und die Bürokratie lähmend. Ärzte, Kliniken und Labore, die Phagen entwickeln oder anwenden möchten, befinden sich in einer juristischen Grauzone. Die Behörden rechtfertigen ihre kostspieligen Auflagen unter anderem mit der Gefahr von Verunreinigungen bei der Herstellung. Eine deutsche Laboratorien müsste die Kosten für ein Präparat von 50 auf 500.000 Euro erhöhen, um alle diese EU-Anforderungen zu erfüllen. Dadurch wird der rechtskonforme Einsatz von Bakteriophagen praktisch unmöglich gemacht. Nur Belgien nutzt eine Sonderklausel und ermöglicht die Herstellung von Phagen im Militärhospital Reine Astrid in Brüssel. Dieses Schlupfloch in der EU-Richtlinie von 2001 erlaubt es dem Land, in bestimmten Fällen von den Bestimmungen abzuweichen.

Phagen sind bereits in vielen osteuropäischen Ländern als wirksame medizinische Alternative im Einsatz. In der georgischen Hauptstadt Tiflis sind verschiedene Präparate in Apotheken bereits für rund 5 Euro erhältlich. Deutsche Patienten müssen jedoch selbst nach Georgien reisen, um von diesen Präparaten zu profitieren, da der Versand in der EU verboten ist. Es gibt jedoch Hoffnung, dass sich die Situation in Zukunft ändern wird. In der Schweiz wird an der Entwicklung sicherer und wirksamer Phagen geforscht, und es gibt mehrere Projekte, die sich auf therapeutische Bakteriophagen konzentrieren. Die Forscher hoffen, dass in einigen Jahren belastbare Ergebnisse vorliegen und die Marktzulassung in der Schweiz erfolgen wird. In der Zwischenzeit dürfen Ärzte in der Schweiz Phagen für individuelle Fälle importieren, unter Einhaltung bestimmter Voraussetzungen.

Quellen:
– https://www.infosperber.ch/gesundheit/alternative-zu-antibiotika-phagen-kaempfen-mit-juristischen-hindernissen/
– https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(17)32456-X/fulltext

Original Artikel Teaser

Alternative für unwirksame Antibiotika stösst auf Hürden

Pascal Derungs / 15.11.2023  Trotz vieler Todesopfer wegen Keimen, die gegen Antibiotika resistent sind, kämpft eine Alternative mit juristischen Hindernissen. Mehrere 10’000 Menschen sterben allein in Deutschland jährlich an den Folgen multiresistenter Keime, gegen die keine Antibiotika mehr helfen. Weltweit sind diese oft in Spitälern verbreiteten Keime laut der medizinischen Fachzeitschrift «The Lancet» sogar die häufigste Todesursache – noch vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs.  Phagen-Präparat aus osteuropäischer Produktion Das müsste nicht sein, denn es gibt eine Alternative zu wirkungslosen Antibiotika: Bakteriophagen, kurz Phagen. Das sind Viren, die auf gefährliche Bakterien spezialisiert sind, diese als Wirtszellen nutzen und dabei unschädlich machen oder ganz abtöten. Doch Produktion und Verwendung solcher Phagen sind in der EU nur unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen erlaubt, was ihren Einsatz

Details zu Alternative für unwirksame Antibiotika stösst auf Hürden