Dorfläden schmeißen die Post hinaus

Gut versteckt im Hintergrund: Der Postschalter im „MattePostBrocki“ in Bern sieht aus wie eine Kinderpost. Viele Geschäfte wollen nicht mehr als Postagentur fungieren, weil die Post zu wenig zahlt und der Aufwand zu groß ist. Die Bewohner von Glion VD, einem Dorf oberhalb von Montreux, mussten flexibel sein: Bis Ende Juli 2010 hatten sie die Post im Dorf. Während neun Jahren gab es zumindest eine Postagentur beim Bahnhof, bis auch diese schloss. Im September 2019 richtete die Post einen Hausservice ein, aber die Post-Verantwortlichen änderten bald ihre Meinung. Nach weniger als einem Jahr eröffnete die Post wieder eine Postagentur in einer Ecke des Dorfladens. Aber nicht für lange. Der Dorfladen existiert nicht mehr, daher hat die Post seit Anfang März erneut einen Hausservice eingerichtet. Die Post hat offensichtlich Schwierigkeiten mit ihren Postagenturen. Im Jahr 2021 kündigten 51 Geschäfte ihren Postagentur-Vertrag, im letzten Jahr waren es sogar 73. Die Betreiber nennen drei Hauptgründe: Die Post zahlt zu wenig, der Aufwand ist zu groß und es fehlt Platz für die vielen Retourpakete. Die Post kommuniziert die Probleme nicht öffentlich. Zwar hat sie Ende 2016 auf ihrer Website einen Bereich namens „Veränderungen im Postnetz“ eingerichtet, aber die Anfangseuphorie der Medienstelle ist inzwischen verblasst. Die Post meldet jetzt nur noch drei Mal pro Monat Neuigkeiten, meist wenn sie erfreulich sind. Es wird nicht erwähnt, dass im September der Spar und damit auch die Postagentur in Stettlen BE von einem Tag auf den anderen geschlossen wurde. Es wird auch nicht erwähnt, dass im September die Postagentur im Dorfladen in Wimmis BE geschlossen wurde. Und es wird auch nicht erwähnt, dass die Buchhandlung Sinwel in Bern die Post rausgeworfen hat. Ebenso wenig wird über die bevorstehenden Schließungen der Postagenturen in der Migros in Würzenbach LU und in „Emmas Bäckerei“ in Reussbühl LU berichtet. Daniel Stehelin von der Buchhandlung Sinwel in Bern erklärte der Berner Zeitung, dass die Abgeltung der Post zu Beginn akzeptabel war, aber dann den Vertrag geändert hat und die Buchhandlung nicht mehr genug erhalten hat. Auch andere Ladeninhaber klagen über Kürzungen. Beat Kohler, Geschäftsführer von „Emmas Bäckerei“, sagte gegenüber „Zentralplus“: „Für uns hat sich die Zusammenarbeit nicht mehr gerechnet.“ Die Post behauptet, dass die Posttheken kleiner und einfacher zu bedienen sind als früher, daher die niedrigere Abgeltung. Wie klein die Posttheken inzwischen sind, zeigt das Beispiel des „MattePostBrocki“ in Bern besonders gut. Inmitten der ganzen Gebrauchtwaren, die das Brockenhaus anbietet, wirkt die Posttheke wie eine Kinderpost. Trotzdem spricht die Post großspurig von „Filialen mit Partner“, obwohl es sich nicht um Postfilialen handelt, sondern eher um „Läden mit Postnische

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Dorfläden werfen die Post raus

Gut versteckt im Hintergrund: Der Postschalter im «MattePostBrocki» in Bern wirkt wie eine Kinderpost. © Post Marco Diener / 15.11.2023  Viele Läden wollen nicht mehr als Postagentur fungieren – weil die Post zu wenig zahlt und weil der Aufwand zu gross ist. Die Bewohner und Bewohnerinnen von Glion VD, einem Dorf oberhalb von Montreux, müssen flexibel sein: Bis Ende Juli 2010 hatten sie die Post im Dorf. Während neun Jahren gab es wenigstens eine Postagentur beim Bahnhof – bis auch diese schloss. Im September 2019 richtete die Post einen Hausservice ein. Doch die Post-Verantwortlichen überlegten es sich bald schon wieder anders. Nach weniger als einem Jahr eröffnete die Post in einer Ecke des Dorfladens wieder eine Postagentur. Aber nicht für

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