Die Täuschung des bewaffneten Neutralitätskonzepts
atliche Souveränität mag in absoluter Form nie existiert haben, aber sie war dennoch ein wichtiges Prinzip in der Vergangenheit. Heute sind wir jedoch in einer globalisierten Welt, in der Staaten immer stärker voneinander abhängig sind. Die Schweiz kann ihre Souveränität nicht mehr isoliert von anderen Staaten wahren. Wir müssen uns aktiv in internationale Angelegenheiten einbringen, um unsere Interessen zu verteidigen und unsere Freiheit zu bewahren. Die direkte Demokratie ist ein Instrument, das uns ermöglicht, die Bürger in die Aussenpolitik einzubeziehen und sicherzustellen, dass ihre Interessen vertreten werden. Es ist wichtig, dass wir uns nicht auf die Schweiz beschränken, sondern unsere Rolle in der Welt aktiv gestalten
Original Artikel Teaser
«Die bewaffnete Neutralität ist eine Lebenslüge»
Im Ukrainekonflikt wird der Schweiz von Russland und China vorgeworfen, sie sei nicht mehr neutral. Gleichzeitig rügen Vertreter westlicher Länder, die Schweiz tue nicht genug für die Ukraine. Macht die Schweiz nun zu wenig oder zu viel? Paul Widmer: Mit dem Entscheid des Bundesrates am 24. Februar 2022, die EU-Sanktionen gegen Russland zu übernehmen, haben wir einen Fehler begangen. Die Schweiz sandte sowohl nach innen wie nach aussen ein völlig falsches Signal. Nicht nur Russlands Präsident Putin fand, die Schweiz sei nicht mehr neutral, sondern auch US-Präsident Biden. Die Reaktion in der Weltpresse war nicht anders. Wenn die beiden Hauptantagonisten in diesem Krieg denken, die Schweiz sei nicht mehr neutral, dann haben wir etwas falsch gemacht, in der Kommunikation und der Sache