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Verharmlosende Ausdrucksweise: Fehlende Sorgfalt oder Vorsatz

Published On: 23. November 2023 10:38

Marco Diener / 23.11.2023

Wir gehen oft sorglos mit der Sprache um, und das sollte uns zum Nachdenken bringen, sagt Infosperber. Ein aktuelles Beispiel dafür ist das Attentat in Brüssel, bei dem zwei schwedische Fußballfans ums Leben kamen. Die Berner Zeitung berichtete: „Erst am Morgen nach den tödlichen Schüssen konnten die belgischen Behörden den mutmaßlichen Täter in der Brüsseler Gemeinde Schaerbeck in einem Café lokalisieren. Der Verdächtige sei ’neutralisiert‘ und in ein Krankenhaus gebracht worden, meldete die Polizei.“ Vielleicht hat die Polizei es so gemeldet, aber eine Zeitung sollte informieren, nicht verschleiern. Tatsächlich ist der Täter kurz nach der „Neutralisation“ gestorben, denn die Polizei hatte ihn erschossen. Das darf man so schreiben und sollte es auch tun. Es ist keine Kritik an der Polizei, sondern einfach eine Feststellung.

Der sorglose Umgang mit der Sprache betrifft nicht nur Journalisten, sondern auch Wissenschaftler, Werbetreibende und Politiker. Eigentlich betrifft er uns alle. Präzises Formulieren kann schwierig und anstrengend sein.

Ein weiteres Beispiel für den sorglosen Umgang mit der Sprache ist der Konflikt zwischen der Fußballerin Ana-Maria Crnogorcevic und der ehemaligen Nationaltrainerin Inka Grings. Die Zeitungen bezeichneten Crnogorcevic als „meinungsstark“. Ein origineller Ausdruck, aber leider nicht verständlich. Es bleibt unklar, was damit gemeint ist. Sagt Crnogorcevic einfach ihre Meinung? Ist sie selbstbewusst? Oder ist sie stur? Keine Ahnung. Es bleibt das Geheimnis des Journalisten.

Manchmal verwenden wir auch Wörter, um von der Realität abzulenken. Ein Beispiel dafür ist das Wort „Blutbad“. Niemand badet darin. Menschen sind verletzt oder tot und liegen in ihrem eigenen Blut. Mit „Blutbad“ ist eigentlich ein „Massaker“ gemeint, und so sollten wir es auch nennen. Ähnliche Unwörter sind „Bluttat“ und „Blutvergießen“. Auch der Begriff „Blutzoll“ lenkt von der Realität ab und suggeriert, dass jemand das Recht hat, etwas zu verlangen oder dass jemand die Pflicht hat, etwas zu zahlen.

Es ist wichtig, dass wir uns bewusst werden, wie wir mit Sprache umgehen, denn sie hat einen großen Einfluss auf unser Denken und unsere Wahrnehmung. Präzises und verständliches Formulieren ist eine Herausforderung, aber es lohnt sich, sich damit auseinanderzusetzen

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Verharmlosende Sprache: Mangelnde Sorgfalt oder Absicht?

Marco Diener / 23.11.2023  Wir gehen mit der Sprache oft sorglos um. Infosperber nennt Beispiele, die uns zu denken geben müssten. Kürzlich kamen bei einem Attentat in Brüssel zwei schwedische Fussballfans ums Leben. Die Berner Zeitung schrieb: «Erst am Morgen nach den tödlichen Schüssen konnten die belgischen Behörden den mutmasslichen Täter in der Brüsseler Gemeinde Schaerbeck in einem Café lokalisieren. Der Verdächtige sei ‹neutralisiert› und in ein Spital gebracht worden, meldete die Polizei.» Mag sein, dass die Polizei das so gemeldet hat. Aber eine Zeitung ist nicht das Sprachrohr der Polizei. Sie soll informieren. Möglichst klar und verständlich. Sie soll nicht verschleiern. Es ist nämlich so, dass der Täter kurz nach der «Neutralisation» gestorben ist. Die Polizei hatte ihn niedergeschossen.

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