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Verzichte auf den Glücks-Coach und engagiere dich politisch!

Published On: 30. Dezember 2023 12:00

Als unser Autor Udo Brandes das Buch „Scheiß auf Selflove, gib mir Klassenkampf. Eine neue Kapitalismuskritik“ von Jean-Philippe Kindler für eine Rezension auf den NachDenkSeiten las, wurde er überrascht. Er erinnerte sich, dass er den Autor bereits an anderer Stelle gesehen hatte, aber nicht in guter Erinnerung. Trotzdem gefiel ihm das Buch. Wenn er sich früher daran erinnert hätte, wer Jean-Philippe Kindler ist, hätte er wahrscheinlich nicht auf die Idee gekommen, sein Buch zu lesen. Der Kabarettist, Journalist und Autor geriet im Januar dieses Jahres schwer in die Kritik, und meiner Meinung nach zu Recht. Er veröffentlichte ein hasserfülltes Hetzvideo gegen die CDU auf Instagram (siehe Video hier). Damals hatte ich mir das Video angesehen und spontan gedacht: „Was für ein feindseliger und völlig humorloser Vertreter des linksliberalen Milieus“. Dieser Typus Linker erinnert mich an reaktionäre gottesfürchtige Prediger, die mit ihrem gnadenlos strengen Über-Ich das Böse in der Welt verfolgen. Ausgerechnet dieser Mann hat nun ein Buch geschrieben, in dem er pseudolinke Identitätspolitik kritisiert. Und auch wenn ich mit einigen Punkten in seinem Buch nicht übereinstimme, muss ich trotzdem zugeben, dass dieser Autor eine teilweise wirklich gute Ideologiekritik zum Neoliberalismus geschrieben hat. Und da es auch in der schönen Literatur hervorragende Werke gibt, deren Autoren einem nicht zwangsläufig auch sympathisch sein müssen, betrachte ich das Buch losgelöst von dem politisch problematischen Freund-Feind-Denken, das Kindler in seinem Anti-CDU-Video offenbarte – und das meines Erachtens mit einer demokratischen Kultur nicht vereinbar ist. Und das sage ich als jemand, der weiß Gott kein Fan der CDU ist, sondern ganz im Gegenteil mit deren Politik nichts am Hut hat. Was Kindler in einigen Passagen wirklich gut hingekriegt hat: Er demaskiert die Scheinheiligkeit und Verlogenheit der neoliberalen Ideologie und von neoliberalen Betonköpfen wie dem FDP-Chef und Finanzminister Christian Lindner. Aber auch die pseudolinken Linken bekommen ihr Fett weg. Auch deren Widersprüchlichkeiten und Scheinheiligkeiten nimmt er treffend aufs Korn. Ihnen wirft er vor, im Grunde genau wie die Konservativen und Neoliberalen Politik und das Leben überhaupt nur noch aus einer individualisierten und selbstbezogenen Perspektive zu betrachten: „In der Gesellschaft der Singularitäten sind diejenigen Ideen telegen und instagramabel, die das Individuum betreffen: Wie bekomme ich mein Burn-out weggeatmet? Wie möchte ich angesprochen werden? Dürfen Weiße Dreadlocks tragen? Habe ich ADHS? Ist meine Ex-Freundin eine pathologische Narzisstin? Bin ich ein Rassist, wenn ich kein schwarzes Quadrat auf Instagram teile?“ (S. 13-14). Wenn Egomanie als Sensibilität daherkommt Mit Bezug auf das berühmte Diktum von Margaret Thatcher, dass so etwas wie Gesellschaft gar nicht existiere, sondern quasi nur Ansammlungen von Individuen (und keine sozialen Klassen mit unterschiedlichen Lebenschancen und Möglichkeiten), stellt Kindler fest, dass auch die meisten Linken eine solche entpolitisierte Sichtweise hätten: „Ich behaupte, dass Thatchers Gesellschaft der Gesellschaftslosen auch im postmodernen linksliberalen Diskurs Verankerung gefunden hat. Die Thatcher’sche Kaltherzigkeit wird dabei in den Argumentationen durch einen ‚empfindsamen Individualismus‘ ersetzt. So ist es zur moralischen Tugend vieler junger Menschen geworden, sich von ‚toxischen‘ Personen abzugrenzen, aufwendige, oftmals durchaus konsumtive ‚Selfcare‘ zu betreiben und der Fetischisierung des eigenen Selbst zu frönen. Wir nennen es ‚Selflove‘. Alles, was mich verunsichert, was mich herausfordert, was mich kritisiert, was mir, laut eigener Definition, Unrecht oder Leid antut, kann und sollte ich ohne jede Begründung ein für alle Mal aus meinem Leben verbannen, denn mein Recht auf Glück steht über dem Bedürfnis meines Gegenübers, angehört zu werden“ (S.18). Kindler hat hier meines Erachtens eine sehr treffende Beschreibung des linksliberalen Milieus abgeliefert. Eine Haltung, die durch narzisstische Egomanie und Infantilität charakterisiert ist. So kann ich Kindler nur zustimmen, wenn er schreibt: „Das durchpsychologisierte Leben wird so zum Medium grotesker Selbstverwirklichungsfantasie: Wer ist mir auf meinem Weg zum wahren Selbst von Nutzen und wer nicht? Welchen simplen moralischen Allgemeinplatz kann ich in pastellfarbenen Instagrambeiträgen wiederkäuen, damit meiner Peergroup die Gewissheit vermittelt wird, dass ich einer der Guten bin?“ (S.19). Aber auch die Scheinheiligkeit eines Christian Lindner demaskiert Kindler sehr schön und legt den eigentlichen Kern von dessen Ideologie frei, unter anderem in Zusammenhang mit der Diskussion über die Weiterführung eines günstigen ÖPNV-Tickets: „Woraufhin also Christian Lindners Rhetorik der ‚Gratismentalität‘ eigentlich abzielt, ist nicht auf eine reale Gefahr der Verramschung sozialstaatlicher Leistungen, sondern auf die Gefahr, dass sich Menschen solidarisieren und gemeinsam für ihre Interessen einsetzen“ (S. 32). Kindler zeigt auf, dass Lindners Argumentation darauf abzielt, die Menschen davon abzuhalten, sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen und stattdessen den Egoismus zu fördern. Insgesamt ist „Scheiß auf Selflove, gib mir Klassenkampf“ von Jean-Philippe Kindler eine interessante und kritische Auseinandersetzung mit der neoliberalen Ideologie und der pseudolinken Identitätspolitik. Auch wenn ich nicht mit allen Punkten übereinstimme, bietet das Buch eine gute Grundlage für Diskussionen und Reflexionen über den Kapitalismus und die politische Linke

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Geh nicht zum Glücks-Coach, sondern werde politisch!

Als unser Autor Udo Brandes für eine NachDenkSeiten-Rezension das Buch „Scheiß auf Selflove, gib mir Klassenkampf. Eine neue Kapitalismuskritik“ von Jean-Philippe Kindler las, erlebte er im Laufe der Lektüre eine Überraschung: Dieser Autor war ihm an anderer Stelle schon mal aufgefallen. Und er hatte ihn nicht gut in Erinnerung. Aber trotzdem hat ihm dessen Buch gefallen. Hätte ich mich eher daran erinnert, um wen es sich bei Jean-Philippe Kindler handelt, wäre ich wahrscheinlich nicht auf die Idee gekommen, sein Buch zu lesen. Der Kabarettist, Journalist und Autor war nämlich im Januar dieses Jahres schwer – und meines Erachtens zu Recht – in die Kritik geraten. Und zwar wegen eines hasserfüllten Hetzvideos gegen die CDU, das er auf Instagram veröffentlicht hat

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