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Der Fragende

Published On: 14. Januar 2024 1:06

Die NachDenkSeiten, für die auch der Herausgeber dieses Buches Beiträge verfasst, hinterfragen immer wieder Lesarten, wie sie im sogenannten Medienmainstream vorkommen, und bieten eigene Perspektiven und Analysen an. Das führt immer wieder dazu, dass sowohl die NachDenkSeiten als auch Müller öffentlich angegriffen werden. Unter anderem hieß es in einem Beitrag, die NachDenkSeiten seien ein „Verschwörungs-Blog“. In diesem Interview spricht er über seine Erfahrungen als Herausgeber eines Alternativmediums und die Angriffe gegen ihn und die Plattform. Müller wirft zudem einen Blick zurück in eine Zeit, die vermutlich gerade den jüngeren Lesern eher wenig bekannt sein dürfte, und beschreibt, wie er zu dem wurde, was er heute ist: ein kritischer Publizist, der seiner Leserschaft sagt: „Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst.“ Deutlich wird in dem Interview auch, warum für Müller der Einsatz für Frieden von großer Bedeutung ist und wie er auf den Krieg in der Ukraine blickt. „Verhandeln statt aufrüsten, sich vertragen statt sich bekämpfen, das geht gegen den Strich des von Interessen geprägten Denkens“, so Albrecht Müller.

Herr Müller, den Begriff „umstritten“ gebrauchen Journalisten und Publizisten immer wieder, wenn Personen mit einer vom Mainstream abweichenden Meinung negativ dargestellt werden sollen. Auch Sie und Ihr Medium, die NachDenkSeiten, stehen oft in der Kritik, weil sie sich herausnehmen, eigene Analysen anzubieten, die von jenen der großen Medien abweichen. Wie sehen Sie das? Bezüglich des Etiketts „umstritten“ kann man eigentlich nur mit Kopfschütteln reagieren. Es kommt von jenen, die sich an das geläufige Denken angepasst haben, angepasst an einen Wust von Denkfehlern, Vorurteilen und falschen Beobachtungen. „Umstritten“ — das ist ein diffamierendes Etikett.

Gehen wir einen Schritt zurück. Woher kommt Ihr kritisches Denken? Meine kritische Einstellung zum politischen und gesellschaftlichen Geschehen geht nicht auf Fehlleistungen von Medien zurück oder zumindest nur zum geringeren Teil und keinesfalls ursprünglich. Sondern? Ich habe Mitte der Sechzigerjahre, damals wissenschaftlicher Assistent am Institut für Internationale Wirtschaftsbeziehungen der Universität München, beobachtet, wie gerade die wirtschaftspolitische Debatte und dort wiederum die Sprache in der wirtschaftspolitischen Debatte von Vorurteilen beladen waren — und bis heute sind. 1966 habe ich dazu einen kleinen Vortrag gehalten im Rahmen eines Kreises des Evangelischen Studienwerkes Villigst. Das Thema lautete: „Über den präjudikativen Charakter der Sprache in der wirtschaftspolitischen Debatte“. Ich zeigte den Kommilitonen, die mehrheitlich aus anderen Fachrichtungen kamen, wie unsere geläufige wirtschaftspolitische Diskussion von Vorurteilen geprägt ist. „Wachstum“ zum Beispiel ist — der Sprache folgend — aufgeladen mit einer positiven Emotion. „Leistungsbilanzüberschüsse“ — so etwas kann man eigentlich nur positiv beurteilen, so suggeriert jedenfalls die Sprache — Überschüsse, Leistung, das kann nur positiv sein. Diese über die Sprache vermittelten Vorurteile prägen dann auch die Wirtschaftspolitik und Politik allgemein. Weil Wachstum als gut erscheint, übersah man und übersieht man leicht die ökologischen Folgen und auch die psychischen Folgen bei den vom Stress geplagten Lohnabhängigen. Weil Leistungsbilanzüberschüsse so vorteilhaft klingt, übersieht man die damit verbundenen realen Verluste einer Volkswirtschaft. Wenn nämlich mehr nach draußen exportiert als importiert wird, dann macht man real betrachtet ein schlechtes Geschäft.

Das war also 1966. Ja, und lange vorher musste ich in der Quarta und Untersekunda, also in der Sieben und Acht, die Kriegsbegeisterung meines Mathematiklehrers ertragen. Er war vorher in der Nazizeit von 1940 bis 1945 Schulleiter desselben Gymnasiums in Heidelberg gewesen, dann nach 1945 degradiert und ohne Kontrolle und Widerspruch der Obrigkeit auf uns losgelassen worden. Lange Strecken des Unterrichts, der eigentlich der Mathematik gelten sollte, mussten wir uns seine Kriegsgeschichten anhören. Das war in der Zeit der Wiederbewaffnung und deshalb nicht ohne politische Bedeutung und auch nicht ohne Bedeutung für die Meinungsbildung von uns Schülern.

Hat dieser Lehrer in Ihnen etwas ausgelöst? Er löste Widerspruch aus. Auch deshalb, weil ich in einem Kreis von Jugendlichen in meinem Heimatdorf unter dem Einfluss des damaligen, als CDU-Innenminister zurückgetretenen Gustav Heinemann und seiner Mitstreiter Erhard Eppler und Diether Posser zum Skeptiker gegenüber Militär und Rüstung geworden war. Das heißt? Wir wollten Frieden und Verständigung statt militärischer Abschreckung und Aufrüstung. Hinzu kamen die als kleines Kind erlebten Bombenangriffe auf die uns umgebenden Städte Mannheim, Heilbronn, Bruchsal, Würzburg. Ich habe den Feuerschein der brennenden Städte am Himmel noch gut in Erinnerung. Das wirkt bis heute. Und wenn ich heute als umstritten gelte, dann auch deshalb, weil die Ideen von Gustav Heinemann damals umstritten waren und bis heute zumindest von einigen als umstritten betrachtet werden. Verhandeln statt aufrüsten, sich vertragen statt sich bekämpfen, das geht gegen den Strich des gängigen Denkens und vor allem gegen den Strich des von Interessen geprägten Denkens

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Der Hinterfrager

Die NachDenkSeiten, für die auch der Herausgeber dieses Buches Beiträge verfasst, hinterfragen immer wieder Lesarten, wie sie im sogenannten Medienmainstream vorkommen, und bieten eigene Perspektiven und Analysen an. Das führt immer wieder dazu, dass sowohl die NachDenkSeiten als auch Müller öffentlich angegriffen werden. Unter anderem hieß es in einem Beitrag, die NachDenkSeiten seien ein „Verschwörungs-Blog“. In diesem Interview spricht er über seine Erfahrungen als Herausgeber eines Alternativmediums und die Angriffe gegen ihn und die Plattform. Müller wirft zudem einen Blick zurück in eine Zeit, die vermutlich gerade den jüngeren Lesern eher wenig bekannt sein dürfte, und beschreibt, wie er zu dem wurde, was er heute ist: ein kritischer Publizist, der seiner Leserschaft sagt: „Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst.“ Deutlich

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