Putin unterrichtet den Westen über die Bedeutung der Geschichte – und wird vorerst falsch verstanden

12. Feb. 2024, 13:54 Uhr

Die westlichen Medien haben das Großinterview mit Putin aufmerksam verfolgt, um es dann einfach zu ignorieren. Sie behaupten, dass der lange Geschichtsmonolog des Präsidenten, der angeblich „verzerrte Erzählungen“ enthält, eher abschreckend sei. Nein, er ist äußerst interessant und auch wirkungsvoll.

Ein Front-Kommandeur, der als Telegram-Blogger bekannt ist und seit 2014 das Bataillon „Wostok“ in der Donezker Volksrepublik befehligt, schrieb über das Putin-Interview mit Tucker Carlson: „Das, worüber der Präsident spricht, wenn er uns in die historische Realität zurückführt, sollte kein akademisches Wissen in unseren Köpfen sein, sondern akuter Schmerz in unseren Herzen.“ In seinem Text geht es um die Rückeroberung der Ukraine, die von der Russischen Welt so schnell und schmerzhaft abgespalten wurde, und darum, ob die Russen aus Belgorod Donezk oder Cherson diese Gebiete wieder als Teil Russlands betrachten. Er stellt die Frage: „Wovon sollen wir ausgehen: Von der Wahrheit, die über Jahrhunderte hinweg entstanden ist, oder von situativen Gefühlen, die von der Polittechnologie erzeugt wurden, um die Bedürfnisse einer Minderheit zu befriedigen?“

Putin spricht in seinem Interview über die russischen Gebiete auf dem Territorium eines anderen, international anerkannten Landes, und diese Ausführungen erreichen vor allem diejenigen, die an der Front über den Ausgang des Krieges entscheiden. Viele Millionen Russen im In- und Ausland fühlen und denken ähnlich. Am Ende des Interviews spricht Putin von der gemeinsamen Seele der Russen und Ukrainer, die jede Spaltung überstehen wird. Diese Passage wird vom Westen übersehen. Ein Staatschef, der „langweilige“ geschichtliche Referate hält und von der Seele spricht? Lächerlich!

Die westlichen Medien haben die wichtigste Botschaft von Putin übersehen: „Unsere (un)geliebten Partner, wir leben in der Geschichte, alles ändert sich und es gibt keine Garantie, dass das, was heute Bestand hat, morgen noch bleibt – zum Beispiel eure weltweite Dominanz.“ Putin erinnert an das einst unbesiegbare Römische Reich, das infolge einer hundertjährigen Zersetzung verschwand. Die westlichen sprechenden Köpfe spielen keine Rolle, wichtig sind diejenigen, die sie ins Feld schicken. Wichtig sind alle Einwohner der „Goldenen Milliarde“. Durch das Tucker Carlson Network ist eine Art Parallelpolitik entstanden, die darauf abzielt, einen möglichen nuklearen Weltenbrand zu verhindern und eine neue Abmachung zwischen den Weltmächten zu erzielen, eine Art Jalta 2.0.

Warum wurde ausgerechnet Putins geschichtliche Lehrstunde im Westen missverstanden? Der Publizist und Buchautor Hermann Ploppa erklärt dies treffend: „Wir Westler sind ahistorisch geworden, wie bei Huxley in der ‚Schönen Neuen Welt‘, wie Mumpitz. Uns wurde es ausgetrieben, unsere Wurzeln noch zu kennen. Demgegenüber sind die Russen und noch vielmehr die Chinesen sehr geschichtsbewusst und sehen sich als Bestandteil einer jahrhunderte- bzw. jahrtausendealten Entwicklung, von der sie ein kleiner Teil sind und darauf noch stolz sind. Für die westlichen Leute mit ihren Mumpitz ist es gar nicht cool.“

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Putin lehrt den Westen, was Geschichte bedeutet – und wird missverstanden, vorerst

12 Feb. 2024 13:54 Uhr Die westlichen Medien schauten eifrig das Großinterview Putins durch, um ihrem Publikum mitzuteilen – ignoriert es einfach. Der lange Geschichtsmonolog des Präsidenten aus angeblich „verzerrten Narrativen“ sei eher abschreckend, sagen sie. Nein, er ist hochinteressant und auch wirkungsvoll. Quelle: Sputnik © Gawriil Grigorow Von Wladislaw Sankin  „Das, wovon der Präsident spricht, wenn er uns in die historische Realität zurückbringt, sollte kein akademisches Wissen in unseren Köpfen sein, sondern akuter Schmerz in unseren Herzen“, schrieb ein als Telegram-Blogger bekannter Front-Kommandeur zum Putin-Interview mit Tucker Carlson. Seit 2014 befehligt er in der Donezker Volksrepublik das Bataillon „Wostok“ und gilt als Philosoph unter den Kriegern. In seinem Text geht es um die Rückeroberung der von der Russischen Welt

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