Was bedeutet radikale Aufklärung
Radicale Aufklärung: Die Kraft der Kritik
Von Wolfgang Sofsky. In einer Welt, in der sich die Menschen an Ideologien und vermeintlich richtige Grundsätze klammern, stellt der radikale Aufklärer vernichtende Fragen und prüft jedes Argument auf seine Richtigkeit. Diese Kritik macht vor keiner Theorie halt. Zur Zeit erwägen manche Zeitgenossen, was es denn mit der Aufklärung noch auf sich habe, angesichts politischer „Umbrüche“, gesellschaftlicher Konflikte, klimatischer, polemischer oder viraler Bedrohungen und menschheitsgeschichtlicher Fatalitäten.
Die Bedeutung der Aufklärung
Natürlich blicken viele zuerst zurück auf Immanuel Kants klassische Empfehlung, ein jeder solle seine Vernunft selbstständig gebrauchen, ohne sich an Autoritäten, Traditionen, Gewohnheiten, Vorurteile anzulehnen. Doch setzt der Gang aus der selbst- und fremdverschuldeten Unmündigkeit voraus, dass sich der Mensch seiner Feigheit und Faulheit, seiner Bequemlichkeit und Beflissenheit enthebt, das Rückgrat aufrichtet, Augen und Sinne öffnet und sich daran macht, selbst zu denken, ohne aus dem Augenwinkel darauf zu schielen, wie andere das finden, was er denkt und tut.
Die Rolle der radikalen Aufklärer
Wer sich über die Welt und sich selbst aufklärt, hat mit einer Vielzahl innerer und äußerer Widerstände zu rechnen, mit sozialen Reserven und mit der selbstauferlegten Vorsicht, es bloß nicht zu radikal zu treiben und es sich mit den Göttern und irdischen Machthabern nicht gänzlich zu verderben. So kommen dann gebremste, moderate Aufklärer heraus, Bedenken tragende Denker wie M. Mendelssohn, Lessing, Kant, Montesquieu, Voltaire oder Hume, die sich mit der Obrigkeit und ihren ideologischen Propagandisten zuletzt nicht anlegen wollen.
Die Kraft der radikalen Kritik
Seit den Studien von Margaret C. Jacob (The Radical Enlightenment 1981), Jonathan Israel (Radical Enligthenment, 2001), Martin Muslow (Moderne aus dem Untergrund, 2002) und einigen anderen sind die frühen, häufig klandestinen Radikalaufklärer in England, Frankreich (darunter P. Bayle, La Mettrie, Diderot, Baron d´Holbach, Tom Paine, Condorcet, etc.), vereinzelt auch in Deutschland wieder an die Öffentlichkeit gelangt. Diese Freidenker, Schriftsteller, Pamphletisten und Reformer hielten meist keine akademischen Lehrstühle besetzt, sondern bewegten sich im Halbdunkel des Untergrunds.
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Was ist radikale Aufklärung?
Von Wolfgang Sofsky. In einer Welt, in der sich die Menschen an Ideologien und vermeintlich richtige Grundsätze klammern, stellt der radikale Aufklärer vernichtende Fragen und prüft jedes Argument auf seine Richtigkeit. Diese Kritik macht vor keiner Theorie halt. Zur Zeit erwägen manche Zeitgenossen, was es denn mit der Aufklärung noch auf sich habe, angesichts politischer „Umbrüche“, gesellschaftlicher Konflikte, klimatischer, polemischer oder viraler Bedrohungen und menschheitsgeschichtlicher Fatalitäten. Natürlich blicken viele zuerst zurück auf Immanuel Kants klassische Empfehlung, ein jeder solle seine Vernunft selbstständig gebrauchen, ohne sich an Autoritäten, Traditionen, Gewohnheiten, Vorurteile anzulehnen. Doch setzt der Gang aus der selbst- und fremdverschuldeten Unmündigkeit voraus, dass sich der Mensch seiner Feigheit und Faulheit, seiner Bequemlichkeit und Beflissenheit enthebt, das Rückgrat aufrichtet, Augen und
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