Ein 18-Jähriger widmet sich Anzeigen als Lebensaufgabe
Die Obsession des Anzeigenhauptmeisters
Sonderbare Menschen gibt es in jedem Land und in jeder Gesellschaft. Das ist per se nichts Ungewöhnliches. Und der pure Fakt ihres Vorhandenseins sagt nichts über die Gesellschaft aus. Sehr wohl aussagekräftig in dieser Hinsicht ist jedoch, in welche Richtung die jeweilige Sonderbarkeit ausgeprägt ist. Und so kann die Geschichte, um die es heute geht, wohl kaum Zufall sein. Hat Deutschland doch während der Corona-Zeit auf bedrückende Art belegt, dass es immer noch redlich seinen alten Ruf verdient, eine Hochburg von Denunzianten zu sein.
Der Anzeigenhauptmeister aus Sachsen-Anhalt
Während andere Menschen mit 18 Jahren die unterschiedlichsten Hobbys pflegen und/oder sich dem anderen Geschlecht verschreiben, kennt Niclas Matthei aus Gräfenhainichen in Sachsen-Anhalt offenbar nur eine Leidenschaft, der er sich völlig hingibt: Anzeigen erstatten. Selbst nennt sich der junge Mann „Anzeigenhauptmeister“. Mit seinem Fahrrad, ausgestattet mit Kameras, ist er ständig auf der Suche nach Verkehrssündern. Seine Mission: In jeder deutschen Stadt und Gemeinde mindestens einen Falschparker anzeigen.
Die Karikatur der deutschen Gesellschaft
Matthei verkörpert in sich sozusagen die Quintessenz des deutschen Spießers. Sein zwanghafter Wunsch nach Ordnung, seine Pedanterie, seine Leidenschaft fürs Denunzieren und seine Obrigkeitshörigkeit und Staats-Besessenheit, kombiniert mit Größenwahn, maßloser Selbstüberschätzung, Geltungsdrang, Hang zur Belehrung und Sendungsbewusstsein machen ihn zu einer Karikatur. Seine Obsession wird von der „Bild“ ausführlich beleuchtet, ohne jedoch Klartext zu sprechen. In anderen Ländern wäre ein solches Verhalten undenkbar, doch in Deutschland scheint es zumindest eine gewisse Akzeptanz zu finden.
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18-Jähriger macht Anzeigen zur Lebensaufgabe
Sonderbare Menschen gibt es in jedem Land und in jeder Gesellschaft. Das ist per se nichts Ungewöhnliches. Und der pure Fakt ihres Vorhandenseins sagt nichts über die Gesellschaft aus. Sehr wohl aussagekräftig in dieser Hinsicht ist jedoch, in welche Richtung die jeweilige Sonderbarkeit ausgeprägt ist. Und so kann die Geschichte, um die es heute geht, wohl kaum Zufall sein. Hat Deutschland doch während der Corona-Zeit auf bedrückende Art belegt, dass es immer noch redlich seinen alten Ruf verdient, eine Hochburg von Denunzianten zu sein. So wie es der Bayerische Liedermacher Konstantin Wecker einst besungen hat: „A jeder Deutsche is a Lehrer und a Freizeitpolizist, alle sands so sauber, und fürn Blues werdns immer tauber.“ Wobei Wecker zwar jenen Unrecht tut
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