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Bei Illner: Marco Buschmann doziert über die Verfassung – und ein Arzt spricht einfache Wahrheiten aus

Published On: 11. Februar 2022 8:25

Für die Sicht eines Arztes interessiert man sich bei Illner weniger. Die Impfpflicht kommt schließlich, um das System zu entlasten oder so. Stephan Weil erklärt dann, warum die Ungeimpften schuld daran sind, dass die Impfung nicht funktioniert.

Screenshot ZDF: Maybrit Illner

Oje, oje, oje. Bei Illner geht es wieder los mit Corona: „Lockern in der Pandemie – verrückt oder überfällig?“. Der neue Justizminister Marco Buschmann und der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek sind da – also schonmal zwei Personen, bei denen man viel über Opportunismus lernen könnte. Besonders Buschmann tut sich an diesem Abend hervor. Nachdem er als Kind wohl zu keiner Party eingeladen wurde, versucht er jetzt als Erwachsener auf allen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Er kritisiert Söders Weg der Aussetzung der Pfleger-Impfpflicht aufs Schärfste und doziert großspurig über Verfassungsrecht und Verhältnismäßigkeit. Wenn man sich dreieinhalbtausend Jahre abendländische Staatsphilosophie anschaue, so Buschmann, „dann ist der Schritt zur Tyrannei immer dann, wenn sich die Inhaber der Macht selber aussuchen, ob sie sich an Gesetze halten oder nicht“.

Jetzt wo Söder als Corona-Fanatiker opportunismusbedingt wegfällt, nimmt dafür Ministerpräsident Weil den Platz des polterigen Impfenthusiasten ein. Er setzt die Bayern gehörig auf den Topf, wobei er eine ganz schön große Klappe hat, dafür dass er bis zuletzt eher durch Wegducken aufgefallen ist. Er fordert Selbstkritik – etwas womit er selbst nicht dienen kann. Ich glaube, ich nehme den Söder-Vergleich zurück – jetzt wo man es sich recht überlegt, überwiegen die Ähnlichkeiten zu Frank Montgomery.

Omikron-Entdeckerin Angelique Coetzee

Stephan Weils Haltung zu „Ungeimpften“ quasi als Tyrannen der Gesellschaft ist jedenfalls die gleiche. „Das sehen wir ja an den vielen Impfdurchbrüchen.“ Weil erläutert dem Zuschauer dann auch, dass die Eigenverantwortung ja versagt habe, weil sich so viele nicht haben impfen lassen. Und weil sich so viele nicht haben impfen lassen, funktioniert auch die Impfung bei den Geimpften nicht so richtig. Logik fraglich – aber Hauptsache es trifft die Richtigen. Lasst euch impfen, damit die Impfung bei der geimpften Oma Gertrud auch funktioniert!

Besonders entlarvend wird es aber dank Dr. Wimmer. Er ist der Arzt in der Sendung und als solcher auch tätig, anders als diejenigen, die hier nicht namentlich genannt werden sollen, die vor geschätzt 50 Jahren mal Medizin studiert haben und seitdem mehr von Mikrofonen als von Stethoskopen gesehen haben. Was ich aus meiner Erfahrung als Talkshow-Experte sagen kann, ist, dass es für die Glaubwürdigkeit eines Arztes eine Formel gibt: je weniger mediale Erfahrung, desto größer die Expertise. Denn eben solche sind damit beschäftigt zu arbeiten.

Doch sobald sie arbeiten, um Geld zu verdienen, in einer Praxis sitzen, die nicht so aussieht wie der Bundestag, und womöglich noch praktisch zur Sache gehen, werden sie von allen, die sich nur mal für Fotoshootings die Hände schmutzig machen, als Idiot abgestempelt. Hausarzt ist doch auch nur ein besserer Krankenpfleger, und Krankenpfleger sind doch im Grunde auch nur Putzfrauen – in den Augen von hauptberuflichen Laberern ist das doch alles das Gleiche.

„Ich kann verstehen, wenn die Leute sagen, sie haben die Schnauze voll.“

„Idealerweise entwickelt sich das Virus in einen Schnupfen“, sagt Dr. Wimmer. Da sei es auch schon fast angekommen, erklärt der Arzt. Die ganzen Politiker, die sonst immer darüber sprechen, wie dringend man doch auf die Experten hören muss, tun so, als hätten sie das nicht gehört. Sie haben schließlich regelmäßig ihre eigenen Experten einberufen und Candy Crush gespielt, während diese Studien zitiert haben, und deshalb haben sie ja auch schon im Grunde Medizin studiert. 

Herr Dr. Wimmer wird derweil immer mutiger. Während er in der Sendung ignoriert und höchstens mit Kopfschütteln kommentiert wird, ist auf Twitter die Hölle los: „Mann und der will Arzt sein?“, schreibt ein Nutzer, der seine medizinische Expertise wohl im Wartebereich seines Impfarztes erworben hat.

Bei der einrichtungsbezogenen Impfpflicht spricht sich Wimmer dagegen aus: „Fragt denn auch mal jemand die Pflege? Die arbeiten am Limit, da macht es schon einen Unterschied, ob 100 oder 95 Leute in den Schichten eingeteilt sind.“ Doch hier spricht er in einer Sprache, die die anwesenden Politiker leider gar nicht verstehen. Man müsste wohl erstmal erklären, was Schichten sind und warum es in der realen Welt schlimm ist, wenn man nicht den Job macht, für den man eingestellt wurde. In der Politik ist das ja mehr so: Jeder versucht sein Bestes und guckt mal, wie weit er kommt.

Die Impfpflicht für Pfleger ist beschlossen, und das bleibt jetzt so, es muss jetzt einfach gehen – da sind sich der Herr Weil und Marco Buschmann einig. „Der Schutz des Gesundheitssystems, das ist der Maßstab“, sagt der Justizminister. Was er am Gesundheitssystem mit dessen Überlastung schützen will, erklärt er nicht.

„Ich kann verstehen, wenn die Leute sagen, sie haben die Schnauze voll“, erklärt Wimmer. „Ich kann den Menschen ja nur sagen, was ist gesund. Aber es ist auch völlig in Ordnung, wenn man sagt, ich entscheide mich für die Flasche Bier, auf dem Sofa mit der Tüte Chips, auch wenn wir wissen, dass es ihn Lebenszeit kostet. Ich darf mich ja auch für Ungesundheit entscheiden, deswegen ist ja mein Recht auf Freiheit höher als mein Recht auf Gesundheit, was mir jemand vorschreiben könnte. Ich darf es selbst entscheiden. Mir ist nur wichtig, man muss vorher drüber gesprochen haben, damit es dann nicht die Reue-Nummer gibt, wenn es soweit ist.“ Wie kann er nur? Und sowas will Arzt sein? – Hoffentlich.

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