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Ein Sommerabend fern von Corona

Published On: 17. August 2021 0:10

Veröffentlicht am 17. August 2021 von PA.

Ein schöner Augustsommertag ging zu Ende, und kurz entschlossen, wie immer, rief ich meinen Vater an, der gerade im Zürcher Oberland weilte.

Seit bald 1 3/4 Jahr ist er wegen der Pandemie ständig gestresst. Nein, nicht weil er Angst vor Corona hat. Er leidet unter den Pandemie-Reisebestimmungen zwischen der Schweiz und Deutschland.

Im Sommer 2019 erkrankte seine Frau, meine Stiefmutter, an einem Hirntumor. Die Ärzte beschlossen, die 76-jährige Frau zu operieren. Nach der Operation war sie halbseitig gelähmt und konnte nicht mehr schlucken. Somit begann eine lange Leidensgeschichte. Die Pandemie tat ihres dazu. Nach dem Klinikaufenthalt wurde sie in die REHA geschickt.

Nichts von Pandemie zu spüren.

Bild: Patricia Rutz

Im März 2020, also Lockdown-Zeit, verkaufte mein Vater sein Haus im Zürcher Oberland, um fortan nur noch in Deutschland bei seiner Frau zu sein. Doch bis das klappte, begann das Hin- und Herreisen eines fast 80-jährigen Mannes, mit allen Schikanen, die man einem Menschen, der nicht weiss, wie lange seine Frau noch lebt, vor die Füsse werfen kann.

Die Grenze zu Deutschland war mit einem Zaun abgeriegelt. Da seine Frau ihre deutsche Staatsangehörigkeit und ihren Nachnamen behalten hatte, wurde das ganze Prozedere der Grenzüberschreitung zu einem Spiessrutenlauf. Mein Vater musste jedes Mal neben der ID den Eheschein dabei haben, aber auch ein Schreiben der REHA, dass seine Frau Anrecht auf Besuch von ihm hatte. So setzten wir ihn immer wieder auf der Schweizer Seite vor dem Gitter ab, und er lief zu Fuss über die Grenze.

Kein Wunder, dass er von kriegsähnlichen Zuständen sprach. Als Jahrgang 1942, der mir meiner niederländischen Mutter verheiratet war, einer schwer traumatisierten Frau, hat er in dieser Hinsicht manches erlebt.

In die zweite REHA reiste er von der Schweiz aus vier Stunden. Davor musste ich jedes Mal mit der Bundesgrenzschutzpolizei abklären, was mein Vater alles vorweisen muss, damit er an diesem Ort in einem Hotel übernachten durfte. Schlussendlich nützten aber alle Papiere nicht viel, denn er durfte meiner Stiefmutter nur vom Balkon aus zuwinken! Wie sehr hätte seine Frau die Nähe ihres Mannes gebraucht.

Im August 2020 konnte mein Vater seine Frau endlich in ihre Wohnung in Deutschland bringen. Dort begleitete er sie palliativ – trotz Corona –einigermassen human in den Tod. Dank ihm hatte sie einen würdevollen Tod.

Nach ihrem Tod begann für mich eine erneute Odyssee bei den deutschen Behörden. Da meine Stiefmutter nicht den gleichen Namen trug wie mein Vater, musste ich jedes Mal beweisen, dass sie gestorben ist. Dazu benötigte ich den Totenschein, plus den Eheschein meines Vaters, plus meinen Heimatschein, der beweist, dass ich die leibliche Tochter meines Vaters bin.

Bereicherndes Gespräch für beide

Da Deutschland den Grenzübertritt nach dem «Gitterfall» ständig änderte, war musste ich oft mit der Bundesgrenzschutzpolizei in Deutschland telefonieren. Einmal hatte ich in ein wunderschönes Gespräch mit einem Beamten. Er fragte mich, was ich denn über die ganze Pandemie denke. Er zweifle nämlich an der Wahrheit der ganzen Geschichte. Ganz kurz schilderte ich meine Ansicht, danach sagte er mir noch, dass er zwei Söhne zuhause hätte und auf seine Arbeit angewiesen sei.

Hätte er eine andere Möglichkeit, würde er den Job wechseln. Er erzählte mir von der Schwierigkeit, die Wochenenden mit den Söhnen zu verbringen. Es sei schon fast Spätherbst, bald könne er nicht mehr die geliebten Fahrradtouren machen. Aber was könnte er denn sonst mit ihnen unternehmen? Ich machte ihm ein paar Vorschläge, worauf er sich für die Tipps und die nette Unterhaltung bedankte.

Zufrieden in der Natur Kraft tanken

Zwei Männer, fast gleich alt, im Zwiegespräch.

Bild: Patricia Rutz

Zurück zu unserem wunderschönen Ausflug, der nicht im Geringsten an all diese Unannehmlichkeiten erinnerte. Wir unterhielten uns noch kurz über den bevorstehenden PCR-Test, den mein Vater für den nächsten Tag brauchte. Dann überkam uns der Witz und Schalk, den wir glücklicherweise alle drei in uns tragen. Wir genossen das gutbürgerliche Essen, die Aussicht und die Corona-freie Atmosphäre.

Eine tiefe Entspannt- und Zufriedenheit stellte sich ein. Es war schon dunkel, als wir uns auf den Weg nach Hause machten. «Morgen reise ich zurück nach Deutschland, doch wir sehen uns wieder.» «Na klar, Papa!»

Fortsetzung folgt.

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