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Wie ich meine politische Unschuld verlor: ein Entwicklungsroman im Zeitraffer

Published On: 20. August 2021 16:00

Lange verortete ich mich im Lager der Links-Grünen. Bis die Irritationen immer zahlreicher wurden. Mit dem Glühbirnen-Verbot fing es an.

Von Martina Binnig.

Die längste Zeit meines Erwachsenen-Lebens hätte ich mich als links-grün bezeichnet. Ich glaubte fest an den sauren Regen und das Waldsterben, wählte die Grünen, las die ZEIT und spendete an Greenpeace. Natürlich fand ich auch soziale Gerechtigkeit wichtig und hielt die EU für eine vorbildliche Einrichtung. Es war klar für mich, was die richtige Seite ist, und ich war mit mir im Reinen. Dann jedoch erschütterte ein Ereignis nach dem anderen mein politisches Weltbild im Kern. Drei regelrechte Erweckungsmomente waren für mich das Glühbirnen-Verbot, der Ukraine-Konflikt und der Türkei-Deal. 

Zum ersten Mal merkte ich, dass etwas nicht stimmte, als ab 2009 die herkömmlichen Glühbirnen sukzessive von der EU verboten und durch Energiesparlampen ersetzt wurden: Nicht nur, dass letztere quecksilberhaltig waren und als Sondermüll entsorgt werden mussten, sondern sie verbreiteten auch unangenehm scheußliches Licht. Mir dämmerte, dass ihre Einführung reine Lobby-Politik war und ökologische Gründe nur vorgeschoben wurden. Aus Trotz kaufte ich ein Konvolut an herkömmlichen Glühbirnen, von dem ich heute noch zehre.

Meine Skepsis war zwar jetzt geweckt, doch ich beschäftigte mich lieber mit dem Schönen im Leben, vor allem mit der Musik. Dann kam der Ukraine-Konflikt 2014. Ich versuchte zu verstehen, was passierte, und stellte fest, dass die vorherrschende mediale Berichterstattung in eng erstarrten Bahnen verlief. Denn ich begann, mich über die Tagesnachrichten hinaus zu informieren, indem ich gezielt las und Interviews anhörte. Nicht, dass ich wirklich verstanden hätte, was vor sich ging, aber mir wurde klar, dass das Meinungsspektrum gerade unter ausgewiesenen Fachleuten viel heterogener war, als es in den Mainstream-Medien abgebildet wurde. 

Danach ging es Schlag auf Schlag. Im Herbst 2015 wunderte ich mich darüber, dass ich vor allem junge Männer sah, die aus den Krisengebieten des Nahen Ostens nach Deutschland gekommen waren, und nur selten Frauen und Kinder. Als Kölnerin bekam ich natürlich auch die Übergriffe in der Silvesternacht sofort mit und war über die verzögerte mediale Berichterstattung irritiert. Geradezu sprachlos machte mich, dass Feministinnen und dezidiert linke Journalisten das Leid der Frauen kleinredeten, während sie das problematische, durch entsprechende Sozialisation erworbene Frauenbild der Täter nicht thematisierten. 

Mit der Skepsis wuchs die Neugier

Im März 2016 stolperte ich über ein Interview mit dem Merkel-Berater Gerald Knaus vom Thinktank ESI (Europäische Stabilitätsinitiative), der mit nur mühsam unterdrücktem Stolz das gerade abgeschlossene Türkei-Abkommen für sich in Anspruch nahm, da er es unter dem Titel „Merkel-Plan“ formuliert habe. Und tatsächlich fand ich wenige Mausklicks später besagtes Dokument auf der Internetseite der ESI, das dort schon ab dem 4. Oktober 2015 zum Download bereitstand und nahezu identisch mit dem Türkei-Deal vom 18. März 2016 war. Moment mal: Hatte Merkel nicht gesagt, dieser Plan sei von türkischer Seite vorgeschlagen worden? Hatte sie. Das war also unverblümt gelogen. Eigentlich ein Skandal, und ich erwartete ein entsprechendes Rauschen im Blätterwald. Doch ich vernahm nur dröhnendes Schweigen.

Nun war es um mich geschehen: Meine Skepsis wuchs, aber auch meine Neugier. Ich wollte und konnte mich nicht mehr mit eindimensionalen medialen Sichtweisen abspeisen lassen und verbrachte immer mehr Zeit damit, mich aus möglichst seriösen Quellen umfassend zu informieren. Mittlerweile hatte ich mich auch vorsichtig an die beiden Blogs „Achse des Guten“ und „Tichys Einblick“ herangewagt, über die es in meinem links-grünen Umfeld immer hieß, sie seien rechts – was zunächst eine abschreckende Wirkung auf mich hatte. Doch zu meiner Überraschung konnte ich keinerlei anstößiges Gedankengut in ihnen entdecken. Im Gegenteil: Die meisten Beiträge fand ich sachlich und informativ, manche auch amüsant – und vor allem boten sie mir aufschlussreiche Primärquellen wie etwa 2018 Hintergrundinformationen zum „Hase du bleibst hier“-Video oder den vollständigen Text des UN-Migrationspakts.

Heute, im August 2021, komme ich aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Selbst dem Gutgläubigsten müsste doch auffallen, dass sich die dauerhafte Einschränkung von Grundrechten nicht mehr rein medizinisch begründen lässt. Besonders die derzeitige Impf-Propaganda sprengt jeden Rahmen der Verhältnismäßigkeit. Läuft das, was wir gerade erleben, womöglich auf die Einführung eines digitalen Impfpasses hinaus, an den sich nach Belieben weitere Daten koppeln ließen? Geht es letztlich um die Etablierung von digitalen Identitäten und Kontrollwerkzeugen? Das Sozialkreditsystem nach chinesischem Vorbild lässt grüßen. Dann allerdings dürfte das dringlichste Gebot der Stunde lauten: Widersetze dich unter allen Umständen dem digitalen Impfpass!

Martina Binnig lebt in Köln und arbeitet als Musikerin, Musikpädagogin und Musikwissenschaftlerin. Außerdem war sie als freie Journalistin tätig, darunter fünfzehn Jahre lang für die Neue Osnabrücker Zeitung.

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