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Gesamtsterblichkeit in Deutschland scheint sich 2021 zu erhöhen – Effekt der Impfkampagne?

Published On: 8. September 2021 9:08

Dieses Update der bisher dreiteiligen Serie zur Entwicklung der Sterblichkeit in Deutschland schließt Sterbefälle über weitere 3 Wochen ein. Es zeigt sich weder eine Entspannung noch eine Beschleunigung in Sachen Übersterblichkeit seit Beginn der Impfkampagne. Derzeit kann die Übersterblichkeit mit etwa 26 000 bis 30 000 Toten seit Beginn der Impfkampagne geschätzt werden. Diese Übersterblichkeit wird eindeutig nicht von den Hochbetagten getragen.

Von Gastautor Dr. Anton Stein

Auf der Datenbasis bis zum 8. August 2021 schätzte ich, dass je nach Zählweise seit Beginn der Impfkampagne (etwa 27. Dezember 2020) zwischen 24 000 und 33 000 Menschen mehr als in 2020 bzw. in den letzten 5 Jahren starben [Teil 2 der Serie, dort Tabelle 1]. Daraus ließ sich eine Übersterblichkeit von rund 5% in den meisten Altersgruppen berechnen [Teil 3 der Serie, dort Abb, 1].

Nunmehr sind weitere 21 Tage hinzugekommen, also eine rund 10% längere Beobachtungszeit; nämlich Daten bis zum 29. August, validiert bis zum 6 September und veröffentlicht am 7. September 2021 [1]. Hinzu kommen laufende Nachmeldungen und Korrekturen in den Destatis-Zahlen. Meine damalige Vermutung war, dass sich die Übersterblichkeit „zum Schlechteren hin“ verändern würde. Wie war nun die tatsächliche Entwicklung?

Zunächst das Update der Abb. 1 aus dem ersten Teil der Serie, in dem die Sterbefälle Tag-genau (allerdings geglättet über 7 Tage) dem Mittelwert aus 2016 bis 2019 gegenübergestellt wurden [Abb. 1, unten]. Es zeigen sich einige erhebliche Wellen in den Zahlen von 2021. Dabei gab es in 2021 im Gegensatz zu 2020 keine relevante Hitzewelle, welche um den 11./12. August 2020 bzw. in der Kalenderwoche (KW) 33 mit einer erheblichen Übersterblichkeit einherging; jener Peak war eindeutig höher als der vom April 2020 im Zusammenhang mit COVID-19 und Lockdown; an August-Peak (blaue Kurve, etwa 1,24) kann man ungefähr abschätzen, dass diese Abweichung einem Plus an Sterbefällen pro Woche von rund 2000 bis 3000 Toten entspricht.

Die rote Kurve (2021) liegt zu den meisten Zeitpunkten über der blauen Kurve (2020) und ebenso meistens über der 1, also über dem Mittelwert der Jahre 2016-19 [Abb. 1, unten]. Seltsamerweise gab es dieses Jahr um die gleiche Zeit wie 2020 ebenfalls einen kleinen Peak, obwohl es keinerlei Hitzewelle gab.

1. Update 2021-09-07: Tägliche Sterbezahlen 2020 und 2021

Blau, gestrichelt: 2020, Rot, durchgezogen: 2021, jeweils gleitender 7-Tage Durchschnitt. Die senkrechten Striche zeigen den Beginn der Impfkampagne (27. Dezember 2020) und die Hochwasserkatastrophe an Ahr und Erft (14. Juli 2021). Die Enden der roten wie auch der blauen Kurven dürfen aus technischen Gründen nicht interpretiert werden!

Zum Vergleich siehe Abb. 1 aus Teil 1 der Serie.

Basierend auf „Sonderauswertung Sterbefälle“ vom 7. September 2021, Destatis [1].

In der folgenden Tabelle 1 wird zunächst (in den ersten 4 Zeilen) der Effekt der Korrekturen der neuen Zählung ersichtlich. So sinkt (!) die Differenz der Todesfälle innerhalb der ersten 220 Tage des Jahres von 28 147 auf 27 841, also um rund 300 Todesfälle.

Neben der längeren Beobachtungszeit ergeben sich wesentliche Verschiebungen aber vor allem durch das Ereignis der Hitzewelle um den 11./12. August 2020. Diese hatte ja zu einer erheblichen Übersterblichkeit geführt, und diese hatte nach allgemeiner Ansicht nichts mit COVID-19 zu tun. Ähnliche Hitzewellen fehlten in den Vorjahren weitgehend, so dass zwar im Vergleich zu 2020 die Übersterblichkeit abnahm, nicht aber im längerfristigen Vergleich.

Die Übersterblichkeit seit Beginn der Impfkampagne liegt also im Rahmen von 26 000 bis 30.000 Toten. Die prozentuale Übersterblichkeit reduzierte sich leicht und lag zwischen 4,0% und 4,8%.

Im Zeitverlauf der Differenzen 2021 minus 2020 (siehe auch Abb. 1 aus Teil 2 der Serie) erkennt man sehr gut den Effekt der Hitzewelle vom August 2020, also den Abfall zwischen etwa Tag 225 und 235. Beim jüngsten Punkt, also mit Daten bis zum 29 August 2021 (Tag 241), scheint sich wieder eine Erhöhung, also Übersterblichkeit anzubahnen.

2. Zeitverlauf der Differenz der Sterbezahlen 2021-2020

Zum Vergleich siehe Abb. 1 aus Teil 2 der Serie.

Basierend auf „Sonderauswertung Sterbefälle“ vom 7. September 2021, Destatis [1].

Essentiell bei der Bewertung von Übersterblichkeit ist aber die Auswertung pro Alterskohorte und Bevölkerungsanteil [Abb. 3]. Im Vergleich zur letzten Auswertung bis einschließlich KW 31 (dort App. 1) ergibt sich hier eine minimale Annäherung der ältesten Altersklasse (>85 Jahren) Richtung 1 und ein minimale Abweichung der zweitältesten Altersklasse nach oben. Hier könnte man spekulieren, dass in der Hitzewelle von August 2020 vor allem die Höchstbetagten starben, so dass sich der Unterschied zwischen 2020 und 2021 wieder nivellierte.

In den Altersklassen 45 bis 79 Jahren ist kein relevanter Unterschied zur letzten Auswertung erkennbar. Hier bleibt es bei einer Übersterblichkeit zwischen 3,5% und 6%.

Außerdem gibt es nunmehr zwei gegenläufige Bewegungen, die beide einer „Normalisierung“ entsprechen. Die minimale trendmäßige Übersterblichkeit (im Vergleich zu 2020) der Kohorte 40-44 Jahre verschwand (Senkung) ebenso wie die minimale trendmäßige Untersterblichkeit der Kohorte 30-34 Jahre (Steigerung). Allerdings sind die Konfidenzintervalle in diesen Kohorten nach wie vor sehr breit, also weit weg von statistischer Signifikanz. Ein negativer Effekt durch die Impfung von Kindern und Jugendlichen ist noch nicht erkennbar.

3. Sterberisiko 2021 zu 2020 seit KW 53 2020 bis zur KW 34

Die Fehlerbalken zeigen die 95% Konfidenzintervalle an. Als Impfbeginn in Deutschland gilt der Sonntag, der 27. Dezember 2020, die KW 53 begann am 28. Dezember 2020. Abweichung nach oben deuten ein Übersterblichkeit an.

Zum Vergleich siehe Abb. 1 aus Teil 3 der Serie.

Basierend auf „Sonderauswertung Sterbefälle“ vom 7. September 2021, Destatis [1].

Fazit

Diese Auswertung schließt Sterbefälle über weitere 3 Wochen ein. Es zeigt sich keine Entspannung in Sachen Übersterblichkeit seit Beginn der Impfkampagne, allerdings auch keine Beschleunigung. Derzeit (Daten bis zum 29 August 2021) kann die Übersterblichkeit mit etwa 26.000 bis 30.000 Toten seit Beginn der Impfkampagne geschätzt werden, entsprechend 4-5% mehr als die übliche Sterblichkeit. Diese Übersterblichkeit wird eindeutig nicht von den Hochbetagten getragen.

Referenzen

  1. Destatis, Sonderauswertung Sterbefälle. Dokument vom 7. September 2021.

    https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/sterbefallzahlen.html.


Dr. Anton Stein (Pseudonym – richtiger Name ist der Redaktion bekannt) ist promovierter Apotheker mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Pharma-Branche. Aus Rücksicht auf seine Familie möchte er nicht, dass sein Name genannt wird.


Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich veröffentliche sie aber gerne, um eine vielfältigeres Bild zu geben. Die Leserinnen und Leser dieses Blogs sind auch in der Lage sich selbst ein Bild zu machen.



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