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Bei Anne Will statt Talkshow psychotherapeutische Sitzung zur Linderung linken Seelenschmerzes

Published On: 25. Oktober 2021 7:23

Mit sichtlich leidendem Gesicht breitete Anne Will aus, wo überall die nicht geladene FDP die beiden anderen – Grüne und SPD – über den Tisch gezogen hätte. Schneller hat sich noch keine Möchte-Gern-Koalition verkracht und sich selbst bemitleidet.

Screenprint: ARD/Anne Will

Um die Finanzen heute und in Zukunft sollte es – laut angekündigtem Thema – gestern Abend bei „Anne Will“ gehen. Als Teilnehmer waren der noch amtierende Finanzminister und Kanzler in spe Olaf Scholz, Grünen-Parteichef Robert Habeck, der bekanntlich in Konkurrenz mit Christian Lindner auf das mächtige Finanzressort spekuliert, sowie die Leiterin der evangelischen politischen Akademie in Tutzing, Professorin Ursula Münch, und der für seine wirtschaftsliberalen Positionen bekannte frühere Journalist Rainer Hank angekündigt. Automatisch stellte sich die Frage, warum ausgerechnet beim Streit ums Geld kein Vertreter der FDP anwesend war. Hätte man deren Parteichef Christian Lindner heute morgen gefragt, warum kein Liberaler mit an Wills Tisch saß, hätte er in seiner bekannt spöttischen Art geantwortet: „Es gibt drei Gründe. Der Erste davon, niemand von uns wurde eingeladen.“ Tatsächlich war die FDP nicht angefragt worden. Anne Will versucht ihre eigene Politik zu machen und den Anspruch der FDP auf das Finanzministerium zu negieren – ihr wäre Habeck schon eher recht. Es könnte so schön sein, wenn endlich mal ungebremst linke Politik gemacht werden könnte! Diese Koalitionsverhandlungen führt also auch die ARD?

Gleich nach Beginn der Talk-Runde wurde klar, da hätte wirklich niemand vom angeblich so netten, immer noch wahrscheinlichen Koalitionspartner FDP dazu gepasst. Will hatte die Sendung einfach anders konzipiert. Der größte Teil nahm sich wie eine psychotherapeutische Sitzung für die beiden Linken im Dreierbunde, also SPD und Grüne, aus. Mit sichtlich leidendem Gesicht führte Will aus, wo überall die FDP die beiden anderen über den Tisch gezogen hätte. Die ganze bekannte linke Litanei wurde heruntergebetet. Keine Steuererhöhungen, weiter Schuldenbremse und das Schlimmste: Das Tempolimit fiel hinten runter. Wahrscheinlich, so Will, damit Lindner weiterhin fröhlich Porsche fahren kann. Nur einmal blitzte bei Habeck ein Moment Realitätssinn auf, als er richtigerweise bemerkte, dass für alles „die Mehrheiten eben nicht gereicht haben“. Was er damit so launisch meinte, war nicht weniger als das Wahlergebnis. Folglich hätte man sich und vor Allem den Zuschauern das ganze Wundenlecken sparen können.

Freilich wäre bei Anwesenheit der FDP-Spitze der Mitleids- und Jammereffekt verloren gegangen. Jeder einigermaßen vernünftige Gebührenzahler würde, zumal nicht alle Will-Zuschauer links gewählt haben, fragen, wofür hier sein Geld vergeudet wird. Möglicherweise teilen uns ja heute die ARD-Oberen mit, dass die Sendung demnächst „Auf der Couch mit Anne Will“ heißen wird. Auf der könnten dann Woche für Woche die jeweiligen Verlierer und Trostsuchenden Platz nehmen. Wäre doch auch mal was.

Kindsköpfe machen Politik

Noch einmal zur Klarstellung: Das große Pech von SPD und Grünen war, dass sich nicht genügend Phantasten fanden, die ihre Stimme der, trotz mehrfacher Umbenennungen, unverändert real existierenden SED gegeben haben. Notgedrungen musste man also den Dreier mit der FDP zumindest mal probieren. Alles andere bedeutete am Ende eine Fortsetzung der Großen Koalition, nur diesmal unter SPD-Vorsitz. Denn auch eine Jamaika-Lösung aus CDU, Grünen und FDP ist beim derzeitigen mentalen Zustand der Christdemokraten nicht einmal anzudenken. Also ist es jetzt, so wie es ist!

Auch ohne Anwesenheit saßen die liberalen Bösewichte als „Schutzmacht der Reichen im Land“ auf der Anklagebank. Zu Wort kommen lassen wollte man die Beschuldigten aber nicht. Ebenso wenig schätzte man das Mittun von Unternehmern oder wirtschaftsnahen Experten. Auch diese hätten der traurigen Begräbnisfeier linker Illusionen den Charme genommen. Münch und Hank bemühten sich redlich, einige andere Akzente zu setzen. In der Bedeutungshierarchie der Gäste waren sie automatisch zur Statistenrolle verdammt. Anne Will weiß eben, wie man´s macht. Mit informativen und fairem Journalismus hatte der Seelen-Strip gestern allerdings noch weniger zu tun als Anne-Will sonst schon. Die Sendung gab einen Vorgeschmack auf die nächsten vier Jahre. Das Zusammenspiel zwischen Rot-Grün und der „Will-Truppe“ wird hervorragend funktionieren. Man darf schon jetzt gespannt sein, wenn nach der Phase der Neuerfindung der CDU, einer deren Vertreter zur verbalen Hinrichtung ins Willstudio stolpert. Denn auch bei dieser Form von Realsatiren verhält es sich wie bei der, die Stärke von Erdbeben messenden Richterskala – nach oben offen! Hier besser – nach unten offen!

Klar wurde aber auch, welche Rolle die FDP zukünftig ertragen muss: Die des ewigen Nein-Sagers, der den Durchmarsch ins rotgrüne Schlaraffenland verhindert. Es könnte so schön sein ohne FDP! Oder wenn sie nur DIE LINKE wäre. Wenigstens eine Botschaft wurde damit deutlich: die zunächst vorgeführte Einigkeit der künftigen Koalitionspartner hält nicht mal bis zum Traualtar der Regierungsbildung. Sie kloppen und sie zoffen sich schon heute.

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