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Spahn: „Biontech ist Mercedes und Moderna ist Rolls-Royce“

Published On: 22. November 2021 10:20

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wirbt metaphorisch für den unbeliebten Moderna-Impfstoff, nachdem seine Biontech-Deckelung nicht gut ankam. Und er prophezeit: „Wahrscheinlich wird am Ende dieses Winters jeder geimpft, genesen oder gestorben sein.“

IMAGO / Future Image

Jens Spahn bei der Pressekonferenz zum Impfen mit Moderna und BioNTech in Berlin, 22.11.2021

Jens Spahns Auftritt vor der Bundespressekonferenz erschien zu Anfang fast wie eine Werbeveranstaltung für den Impfstoff von Moderna. Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister zitierte „manche impfenden Ärzte“, die angeblich sagten: „Biontech ist der Mercedes unter den Impfstoffen und Moderna ist der Rolls-Royce.“ Angesichts der offensichtlichen Enttäuschung der ursprünglichen Erwartungen, die die Regierenden an Corona-Impfstoffe als Ausgang der Pandemie geweckt haben, könnte man eher an Auto-Marken wie Trabant und Wartburg denken.

Das Bundesgesundheitsministerium hatte zuvor angekündigt, die Bestellmengen für den Biontech-Impfstoff zu begrenzen. Ab kommender Woche können niedergelassene Ärzte pro Praxis nur höchstens 30 Dosen Biontech pro Woche erhalten. Impfzentren und mobile Impfteams können wöchentlich gut 1.000 Dosen bestellen. Bestellungen für Moderna-Impfstoff sind dagegen nicht beschränkt.

Das zu rechtfertigen, war der Anlass der Spahn-PK, nachdem es am Wochenende Kritik daran gehagelt hatte. Leider, so Spahn, sei der Eindruck entstanden, der Grund dafür sei nur der ansonsten drohende Verfall für Moderna-Impfstoffe im ersten Quartal 2022, sagte der Minister. „Das ist zwar ein wichtiger Aspekt, aber nicht der entscheidende.“ Den „Eindruck“ hatte Spahns Ministerium allerdings selbst in die Welt gesetzt, was die Kritik geradezu herausforderte. Da wird es im Pressestab des Ministeriums übers Wochenende wohl einen Satz heißer Ohren gegeben haben! Nun also rudert Spahn etwas zurück mit einer seltsamen Erklärung: Bedeutsamer sei, dass sich das Biontech-Lager derzeit so stark leere, dass ab nächster Woche vorübergehend nicht mehr als zwei bis drei Millionen Dosen wöchentlich zur Verfügung gestellt werden könnten. Insbesondere in den vergangenen zwei Wochen sei die Nachfrage „sehr, sehr stark“ gestiegen. Allein heute und morgen verließen sechs Millionen Dosen des Impfstoffs die Lager, sagt Spahn.

Letztlich, das sagt Spahn nicht, aber so muss man ihn wohl verstehen, deckt sich eben die Vorliebe der Impfwilligen einfach nicht mit den Impfstoffverfügbarkeiten. Der Staat muss also eine Impfstoffbewirtschaftung („Deckelung“) betreiben und Impfwillige dazu bringen, möglichst einen anderen als den beliebtesten Impfstoff an sich heranzulassen – und trotzdem zufrieden zu sein. Man hat absehbar nicht genug Mercedesse, oder sagen wir lieber Wartburge, auf Lager und verkauft darum den Trabbi als angeblich noch viel bessere Lösung: ein Rolls-Royce für alle. Also nochmal der Bundesgesundheitsminister als oberster Impf-Werber im O-Ton: „Moderna ist ein guter, sicherer und sehr wirksamer Impfstoff.“

Die beiden mitgekommenen Experten, Leif Erik Sander von der Berliner Charité und Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, machen nicht ganz so offen Moderna-Werbung wie Spahn. Sander betont, dass bei der Auffrischimpfung nicht derselbe Impfstoff verwendet müsse wie bei den ersten beiden: „Ob man jetzt Moderna oder Biontech bekommt, ist im Grunde genommen egal“, sagte er. Cichutek behauptet, wir seien „in Deutschland im Schlaraffenland“, weil es genug Impfstoff gebe, und darüber zu streiten, welcher Stoff besser ist, sei nicht angemessen. Stattdessen „die Botschaft der Saison“: Alle sollen sich impfen lassen.

Spahn selbst gibt sich übrigens in der Frage einer allgemeinen Impfpflicht nicht als Hardliner wie einige seiner Parteifreunde in den Landesregierungen in Kiel und München. Die helfe akut in den bevorstehenden Wochen nicht, die vierte Welle zu brechen. Wichtig seien dafür Kontaktreduzierungen, entschiedenes staatliches Handeln und die Auffrischimpfungen. Für die Ungeimpften stellte Spahn keinen unmittelbaren staatlichen Zwang durch eine allgemeine Impfpflicht in Aussicht, sondern die Prophezeiung, sie würden sich in jedem Fall infizieren: „Wahrscheinlich wird am Ende dieses Winters jeder geimpft, genesen oder gestorben sein.“ Immunität, so Spahn, werde in jedem Fall erreicht; es sei nur die Frage, ob durch Impfung oder Infektion.

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